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Umwelt-Kriminalität Umwelt-Kriminalität: Polizei will Müll-Tourismus stoppen

Von Stephan Neef 26.05.2002, 13:15

Thale/MZ. - Viele Wälder und Äcker zwischen Osterteich, Teufelsmauer und Hexentanzplatz werden immer mehr zum Zielgebiet verantwortungsloser Müll-Touristen.

Die illegale Abfall-Entsorgung in der Natur habe ein alarmierendes Ausmaß erreicht, das die Polizei "nicht mehr länger hinnehmen kann und will", gesteht Michael Wiegert, der Leiter des Thalenser Polizei-Reviers. Damit die (Vor-)Harzlandschaft nicht eines Tages in den Ruf gerate, die "Müllhalde der Nation" zu sein, will Wiegerts Mannschaft in die Offensive gehen - und dabei neue Wege beschreiten.

Die hauptamtlichen Ordnungshüter seien - schon auf Grund des Personalbestandes - allein nicht in der Lage, auch "in Wald, Feld und Flur mehr Ordnung ''reinzubekommen", räumt Wiegert ein. Doch genau das sei erforderlich, zumal skrupellose Umweltverschmutzung "kein Kavaliersdelikt" sei und konsequenter geahndet werden sollte. Deshalb suchte die Polizei nach geeigneten Partnern, um ein "Bündnis gegen Verantwortungslosigkeit" zu schmieden, wie Karsten Dreiling, der Leiter des Revier-Einsatzdienstes, erläuterte. Vor einigen Tagen trafen sich die Bündnispartner, zu denen Agrargenossenschaften und Forstamt, untere Naturschutzbehörde und die Verwaltungsgemeinschaften zählen, und einigten sich über Schwerpunkte und Strategien des gemeinsamen Vorgehens.

"Wir leben in und von der Natur", erinnerte Albrecht Kloß, Geschäftsführer der Agrargenossenschaft Warnstedt, seine Mitstreiter. Deshalb dürfe nicht tatenlos zugesehen werden, wenn die Natur systematisch missbraucht und geschädigt wird. Es sei nicht nachvollziehbar, dass solche Straftaten straflos blieben. Denn es handele sich nicht um Verantwortungslosigkeit, sondern um "Kriminalität, die wir bekämpfen wollen". Kloß hat damit bereits begonnen: Seine Mitarbeiter informieren ihn "sofort" über entsprechende Beobachtungen, er habe seinen Kollegen "Anonymität zugesichert, um Ängste und Hemmschwellen abzubauen". Die Anzeigen unterschreibe er als Geschäftsführer.

"Wir müssen in der Natur Präsenz zeigen und das auch planmäßig machen", verlangte Kloß. Dabei könne es nicht schaden, "wenn auch ''mal ein Polizei-Fahrzeug auf Feldwegen gesehen wird.". In der Verwaltungsgemeinschaft Gernrode werden die Feldwege bereits regelmäßig abgefahren - von und mit der Politesse. "Wir müssen die Überwachung so verstärken, dass sie abschreckt", fordert Gernrodes Hauptamtsleiter Lutz Günther.

Weil der Gesetzgeber das Befahren von Wald- und Feldwegen prinzipiell verboten habe, ist das "Aufstellen weiterer Verbots- und Hinweisschilder der falsche Weg", konterte Dieter Maschwitz, Mitarbeiter des Thalenser Ordnungsamtes, entsprechende Forderungen. Empfehlenswert seien dagegen weitere Parkplätze oder Parkhilfen für Pilzsucher. 80 Prozent der 170 "Vorgänge", die von der unteren Naturschutzbehörde in diesem Jahr bereits bearbeitet wurden, betrafen das "illegale Befahren von Schutzgebieten", informierte Mitarbeiterin Regine Wandelt.

"Wir müssen das Bewusstsein schärfen, dass die Autofahrer dabei beobachtet werden", steht für Albrecht Kloß fest. Und: "Wir müssen eine Big-Brother-Atmosphäre in der Natur schaffen". Wiegert weiß, dass der Müll-Tourismus "nicht vollkommen verhindert werden kann". Doch der "Ist-Zustand" müsse verbessert werden. "Gemeinsam können wir etwas erreichen", ist der Revierchef überzeugt.