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Tradition droht nach über 50 Jahren zu zerbrechen

Von Marion Pocklitz 14.03.2006, 18:19

Cochstedt/MZ. - Bis Ende des vergangenen Jahres war der 37-Jährige sogar der Vorsitzende des Cochstedter Brieftaubenvereins. Aus Zeitgründen legte er das Amt nieder. Doch bisher hat sich noch niemand gefunden, der in seine Fußstapfen tritt. "So bin ich im Augenblick noch der Ansprechpartner. Es gibt ja nur noch zwei Vereinsmitglieder. Das ist sehr schade, denn Brieftauben zu züchten, macht eigentlich viel Spaß", findet Butzmann.

Er selbst hat schon als kleiner Junge seine ersten Brieftauben gehabt. "Die habe ich im Schafstall meines Vaters gefangen. Natürlich kann man aus älteren Tauben keine Brieftaube machen", erzählt er. Doch diese Erkenntnis kam erst nach vielen Flugversuchen. Nur ganz junge Tauben sind gelehrig und kommen zum Besitzer zurück.

Als Jugendlicher habe er schon mit System gezüchtet und auf dem Dachboden einen Schlag ausgebaut. Jeden Tag nach der Schule wurde trainiert. Erst kurze Strecken, immer mit Blickkontakt. "Danach bin ich mit dem Fahrrad los und habe die Tauben entfernter abfliegen lassen", berichtet er.

1996 trat er dann dem Cochstedter Verein bei. "Ich wollte an offiziellen Wettfliegen teilnehmen. Das geht nur in einem Verein. Beim Wettbewerb geht es darum, welche Taube am schnellsten zurückkommt", so Butzmann. Der Verein sei für diese Wettbewerbe der so genannten Reisevereinigung beigetreten. Ein Kabinenexpress holt die Tauben von den Züchtern ab und bringt sie zum etwa 150 bis 550 Kilometer entfernten Abflugpunkt. "So brauchen die Züchter nicht selbst los; alle Tauben fliegen zur gleichen Zeit ab und die Flugzeit wird mittels Sensor gemessen, den die Taube am Bein hat und der sich meldet, sobald die Brieftaube zu Hause angekommen ist", erklärt er das Prinzip.

Bereits 1997 nahm er an einem Wettkampf teil und schaffte es auch, Vereinsmeister zu werden. Etwa 140 Stück nannte er damals sein eigen. 2001 übernahm Olaf Butzmann den Vereinsvorsitz. Heute hat er noch 60 Tauben. "Diese Zahl werde ich auch halten. Doch es wird nur noch Hobby sein und nicht mehr Vereinsleben. Mehr schaffe ich neben meinem Beruf nicht", bedauert er.