1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Aschersleben
  6. >
  7. Straßenbau: Straßenbau im Bullenwinkel Schackstedt bei Aschersleben: Hausbesitzer ärgern sich über hohe Rechnungen

Straßenbau Straßenbau im Bullenwinkel Schackstedt bei Aschersleben: Hausbesitzer ärgern sich über hohe Rechnungen

Von Detlef Anders 12.03.2019, 14:36
Reinhard Matti und seine Nachbarn im Bullenwinkel ärgern sich über höhere Beiträge und Mängel.
Reinhard Matti und seine Nachbarn im Bullenwinkel ärgern sich über höhere Beiträge und Mängel. Frank Gehrmann

Schackstedt - Wenn sich Reinhard Matti, Ralf Track und Bernd Amelang auf ihrer Straße „Im Bullenwinkel“ treffen, dann sprechen sie in den letzten Wochen vor allem über eine Rechnung, die sie von der Stadt Aschersleben erhalten haben: den Bescheid über die Straßenausbaubeiträge. 2015 hatten sie für den Straßenausbau bereits einen Abschlag bezahlt.

Restsumme war fast dreimal so hoch wie erwartet

Amelang überwies 700 Euro an die Stadtkasse. Damals sei ihnen gesagt worden, dass dies etwa die Hälfte der endgültigen Beitragssumme sei, berichtet er. Amelang hatte also mit weiteren 700 gerechnet.

Doch als nun Ende Januar 2019, mehr als drei Jahre nach Bauende, der Bescheid ins Haus flatterte, stand da eine Restsumme von etwa 1.900 Euro. Fast dreimal so viel wie erwartet.

Dass nach den Diskussionen um eine Abschaffung der Straßenausbaubeiträge Ascherslebens Oberbürgermeister diese Idee im MZ-Interview als „Unfug“ bezeichnete, ärgert Reinhard Matti und seine Schackstedter Nachbarn. Dass der Straßenbau um einiges teurer kommt, als zunächst angekündigt, das hätte ja schon mal gesagt werden können, findet er. „Für uns ist das viel Geld“, schimpft Matti. Er sieht auch keine Wertsteigerung für die Grundstücke, wie sie der OB als Begründung anführte.

Die Straße wurde 1954 mit Grauwacke gepflastert, weiß Matti. Der Zustand sei besser als anderswo gewesen. Beschädigt wurde sie durch Leitungsbauarbeiten. Die neuen Grünflächen sieht Ralf Track, der mit seiner Firma Bauarbeiten erledigt, nur als „Wiederherstellung“ an.

Ralf Track: Grünflächen sind  nur Wiederherstellung

Die Bullenwinkel-Anwohner sehen Mängel: Ein neuer Baum sei eingegangen. Bei Regenfällen sammelt sich an der tiefsten Stelle das Wasser, sodass Schlamm zurückbleibt. Bei der Straßenentwässerung seien Rohre mit 600 Millimetern Querschnitt eingebaut worden, die das Oberflächenwasser aber dann in eine alte Leitung mit nur 400 Millimetern Durchmesser abgäben. Reinhard Matti, selbst Straßenbauer, weist auf „falsche Fugen“ hin. Damit habe die Pflasterung keine richtige Spannung mehr.

Track zeigt auf Betonpflastersteine. Vom Amt für Landwirtschaft und Flurneuordnung, das den Straßenbau förderte, seien diese alt wirkenden Steine gefordert worden. Die Betonsteine sind nach Ansicht von Track zu frisch „gerumpelt“ worden. „50 Prozent der Steine sind beschädigt“, meint er.

Sprecher Stephan Rauhut: Stadt hat vier Jahre Zeit für Endabrechnung

In einer Kurve sind an einem Hang Granitsteine als Schutz vor einem Abrutschen gestapelt. Die hätten in Beton gelegt und verfugt werden müssen, denkt er. Ein Anwohner moniert, dass seine von Wurzeln beschädigte Grundstücksentwässerung nicht erneuert wurde. Bernd Amelang beklagt, dass er kaum noch in die Garage kommt, wenn am Straßenrand geparkt wird. „Das Abnahmeprotokoll wurde nicht gefunden“, so Track nach einem Besuch in der Bauverwaltung.

Ortschaftsrätin Birgit Uecker ärgert die Zeit zwischen dem Abschluss der Bauarbeiten und der Erstellung der Bescheide. „Im Oktober 2015 war die Übergabe, da hätten sie im Dezember die Rechnung legen können.“

Auf MZ-Anfrage reagiert Stadtsprecher Stephan Rauhut auf die Kritiken der Anwohner. Die Stadt habe nach Erhalt der Schlussrechnung oder des Bescheides über die Prüfung der Fördermittel laut Gesetz vier Jahre Zeit für die Endabrechnung. „Insofern wurde der gesetzlich übliche Zeitrahmen eingehalten.“

Rauhut: 23 Mängel wurden bis Dezember beseitigt

Zur Vorfinanzierung könne maximal die Hälfte des voraussichtlichen Beitrags erhoben werden. „Eine Kostenexplosion gab es nicht“, betonte Rauhut. Für die Vorausleistungen sei nicht das Ausschreibungsergebnis herangezogen worden. Vier Angebote habe es gegeben, sagte Rauhut zu anders lautenden Gerüchten.

Auch ein Abnahmeprotokoll vom September 2015 liege vor. 23 Mängel wurden dort angeführt und bis Dezember beseitigt, so Rauhut. Die Verwendung der in einer Trommel „gerumpelten“ und so gezielt leicht beschädigten Steine sei vorgeschrieben gewesen. Echte Schäden führt die Stadt hier nicht an.

Die Beschädigung der Granitsteine durch einen Lkw in der Kurve sei nicht angezeigt worden, sodass ein Verursacher nicht ermittelt wurde. Eine Gefahr bestehe nicht, „lediglich optisch ist die Schadstelle erkennbar“. Die Steine wurden zur Hangsicherung aus landschaftsbaulicher Sicht hergestellt und sind nicht als Kfz-Anprallschutz konzipiert.

Rauhut weist auch die Aussage, dass der neue Regenwasseranschluss in einen zu kleinen alten Kanal eingebunden wurde, zurück. Am Tiefpunkt erfolge die Anbindung auf den bestehenden Kanal, der „gleich dimensioniert“ sei.

„Unzureichende Ausbauzustand führt bei längerem Regen zu Rückstau“

Allerdings weist Rauhut darauf hin, dass in vielen Straßenzügen keine Regenwasserkanäle vorhanden und die bestehenden Kanäle nicht ausreichend groß seien. „Dieser unzureichende Ausbauzustand führt somit bei stärkerem oder längerem Regen zu einem Rückstau und letztendlich zu Straßenüberflutungen.

Erst mit dem weiteren Ausbau des Regenwasserkanalnetzes wird langfristig ein geordneter Abfluss möglich sein.“ Die Entwässerung in der neu gebauten Straße funktioniere einwandfrei. Von den alten Straßen aus fließe das Wasser aber oberirdisch in Richtung Bullenwinkel.

Trotz ihrer Proteste haben die Schackstedter die Straßenausbaubeiträge bezahlt. Mancher wegen eines eingelegten Widerspruchs nur unter Vorbehalt. (mz)