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"Dummheit" OB Michelmann: Stadt Aschersleben investiert 2019 in Schulen Feuerwehren und Dorfgemeinschaftshäuser

15.02.2019, 06:56
OB Andreas Michelmann im Gespräch.
OB Andreas Michelmann im Gespräch. Detlef Anders

Aschersleben - Die Handball-WM ist Geschichte. Auch wenn der Alltag Ascherslebens Oberbürgermeister Andreas Michelmann (Widab) längst wieder eingeholt hat, steht der Präsident des Deutschen Handballbundes noch immer unter dem Eindruck des sportlichen Großereignisses. Nicht nur darüber hat Redakteurin Kerstin Beier mit ihm gesprochen.

Sind Sie enttäuscht vom Abschneiden der deutschen Mannschaft?
Andreas Michelmann: Noch nie haben mich so viele Leute auf Handball angesprochen wie nach dieser WM. Enttäuscht bin ich nicht, nein. Das sportliche Ziel haben wir erreicht, und meine Erwartungen in Sachen Euphorie und Begeisterung sind weit übertroffen worden.

Da gab es manchen Gänsehaut-Moment. Die Euphorie wollen wir jetzt nutzen, um möglichst viele Kinder für unsere Sportart zu begeistern.

Wenn Sie auf 2018 zurückschauen: Was ist gut gelaufen, was ärgert Sie?
Michelmann: Ich bin kein guter Rückblicker, weil vieles einfach abgearbeitet werden muss. Am wichtigsten in jedem Jahr ist immer der Haushalt, das ist jedesmal ein ziemlicher Kampf. Es freut mich, dass es uns gelungen ist, den Schuldenstand um 2,5 Millionen zu drücken.

Auch wenn man ehrlicherweise sagen muss, dass das Stark II-Programm einen großen Anteil daran hat. Wir haben nach den großen Investitionen aber konsequent konsolidiert, und deshalb nimmt der Schuldenberg von ursprünglich 65 Millionen Euro seit 2013/14 ab. Mein Ziel ist es, meinem Nachfolger einen Haushalt zu hinterlassen, der wieder mehr Spielraum bietet.

Was mich immer noch ärgert: Dass wir das Raumproblem in der Grundschule Staßfurter Höhe nicht durch den vorgeschlagenen Ringtausch lösen konnten. Den halte ich immer noch für eine gute Idee, aber leider hat sich der Landkreis in dieser Frage nicht bewegt. Dass die Container als Zwischenlösung noch nicht stehen, ist die Folge einer Verkettung unglücklicher Umstände.

Welche Schwerpunkte setzt die Verwaltung im laufenden Jahr?
Michelmann: Wir kümmern uns in diesem Jahr vorrangig um drei Schulen: um den Neubau der Sporthalle an der Grundschule Mehringen, um die Staßfurter Höhe und das Haus II des Stephaneums. In dieser Reihenfolge stehen die Schulen auf der Prioritätenliste, die Voraussetzung für eine Förderung aus dem Stark V-Programm ist.

Außerdem legen wir Wert darauf, die Verpflichtungen zu erfüllen, die wir per Vertrag gegenüber den eingemeindeten Ortschaften haben. Dazu gehören Arbeiten an den Dorfgemeinschaftshäusern in Schackenthal und in Schackstedt. In diesem Jahr stehen der Ausbau des Marktrings in Schackstedt, Planungen für die Bahnhof- und die Angerstraße in Mehringen und für das Feuerwehrdepot in Drohndorf auf dem Plan.

Im Haushalt vorgesehen sind außerdem Mittel für ein Löschfahrzeug in Westdorf und für den städtebaulichen Denkmalschutz. Außerdem stehen der Ausbau des Lerchen- und des Schwalbenweges in Aschersleben sowie der Bau der Brücke Im Busch auf dem Plan.

Neue Straßenbeleuchtung gibt es in der Karl-Marx-Straße in Aschersleben, in der Ascherslebener Straße in Winningen und in der Damaschkestraße in Schackstedt.

Beim erwähnten Ausbau von Straßen sind wir ganz schnell bei der aktuellen Diskussion um die Straßenausbaubeiträge. Einige Kommunen legen schon Vorhaben auf Eis, bis klar ist, ob die Beiträge abgeschafft werden oder nicht.
Michelmann: Dazu habe ich eine klare Meinung: Nichts ist so gefährlich wie zu viel Geld in Bund und Land, und es ist eine Mischung aus Dummheit und Dreistigkeit, die Beiträge abschaffen zu wollen. Denn was eine scheinbare Entlastung ist, muss anderen indirekt ja erst weggenommen werden.

Für Aschersleben würde das bedeuten, dass Bewohner aus dem Kosmonautenviertel im Prinzip den Ausbau im Vogelviertel mitbezahlen. Zudem steigert die mit Mitteln der Allgemeinheit ausgebaute Straße den Wert des Grundstücks.

Wir haben im Land zu wenig Lehrer und zu wenig Polizisten. Wäre das Geld an dieser Stelle nicht sinnvoller eingesetzt? Die Sache ist kompletter Unfug und ich bin entsetzt über die Widerspruchslosigkeit, mit der das bis jetzt kommentiert wird.

Warum ist es so schwer, neue Betriebe hier anzusiedeln? Die teuer erschlossenen Flächen im Gewerbegebiet stehen immer noch fast leer ...
Michelmann: Das ist tatsächlich ein wunder Punkt, die Kritik ist verständlich. An dieser Stelle müssen wir wieder erfolgreicher besser werden. Dass wir demnächst eine Entscheidung zum Neubau des Zollamtes erwarten, ist da nur ein kleiner Trost. (mz)