Spendenbasar mit Elf-Verein Spendenbasar mit Elf-Verein: "Ich weiß wofür ich es mache"

Aschersleben - Kyra und Antonia aus der 9. Klasse der Schweitzer-Schule sind zeitig dran für einen Sonnabend. In der Beachhalle des Ballhauses sitzen die Mädchen mit Flüchtlingskindern an einem Tisch, um mit ihnen zu malen. Sechs weitere Schüler basteln oder spielen Volleyball mit syrischen Jungen und Mädchen.
Die sechsjährige Lien und Yara, vier Jahre alt, sind mit Eifer beim Ausmalen, während ihre Eltern unter den vielen Spenden im Nebenraum nach Nützlichem für den neuen Hausstand in der neuen Heimat suchen. „Unsere Lehrerin hat uns angesprochen und gefragt, ob wir uns beim Spendenbasar einbringen möchten. Wir fanden die Idee gut“, sagt Kyra. Lehrerin Nadja Schauder, die Ethik unterrichtet, freut sich über die Bereitschaft ihrer Schüler, die Integration der Flüchtlinge tatkräftig zu unterstützen.
Der Spendenbasar für Flüchtlinge ist der dritte seiner Art, den die Ausländerbeauftragte Steffi Becker gemeinsam mit vielen Helfern organisiert. „Die Spendenbereitschaft ist auch diesmal wieder sehr groß“, sagt sie mit Blick auf die Textilien, Haushaltsgegenstände und Geschirrteile, die sich auf den Tischen türmen. Selbst Fernsehgeräte, ein Kinderwagen und ein Fahrrad finden sich unter den Spenden.
Die syrische Frau, die das Rad bekommt, strahlt. Stolz fährt sie es an die Seite und lässt es nicht mehr aus den Augen. Neu ist diesmal, dass die Spenden gegen einen kleinen Obolus abgegeben werden. Dies war die Idee der Flüchtlinge selbst, sagt Stadtmitarbeiter Rüdiger Schulz, der die Ausländerbeauftragte unterstützt. Der Erlös soll in die Willkommensparty fließen, die am 27. Mai im Elf-Verein gefeiert wird.
Der Elf-Verein gehört auch diesmal wieder zu den eifrigsten Unterstützern der Aktion. Vereinschefin Vivien Horn hat ihre Augen überall, sieht, wo Hilfe benötigt wird, schleppt Kisten für den Transport herbei und erklärt sich bereit, Sperriges und Schweres nach dem Basar mit ihrem Auto an Ort und Stelle zu bringen. Für die Mutter eines Kleinkindes bedeutet die freiwillige Arbeit am Sonnabendvormittag ein persönliches Opfer.
„Aber wenn ich dann in den Nachrichten die Berichte über ertrunkene Flüchtlinge sehe, weiß ich wieder, wofür ich es mache“, sagt sie und lobt die Eltern ihrer Schützlinge im Jugendclub, die massenhaft Spenden bereitgestellt haben. Der Kontakt zu Flüchtlingsfamilien ist für sie und ihre Mitarbeiter selbstverständlich, weil sie etliche Jungen und Mädchen am Nachmittag betreuen. Unter den Helfern findet sich auch Erika Schwerke, die ehemalige Gleichstellungsbeauftragte der Stadt und inzwischen im Ruhestand. Warum sie hier mitmacht? „Womit ich wirklich helfen kann, ist Zeit. Davon habe ich doch jede Menge“, sagt sie.
Äußerst gefragt an diesem Vormittag ist Shadi. Der 14-Jährige kam vor zwei Jahren ohne seine Eltern in Aschersleben an, geht in die Burgschule und spricht inzwischen sehr gut Deutsch. Die Sprachkenntnisse des syrischen Jungen sind für seine Landsleute Gold wert. Shadi übersetzt fleißig und bietet sich an, die Kasse zu übernehmen. Für Shadi hat sich alles zum Guten gewendet. Denn inzwischen sind auch seine Eltern hier und er freut sich über das Brüderchen, das ungerührt von all dem Rummel quietschvergnügt im Kinderwagen liegt.
Auch Mohamad Kabtoul und seine Frau Saraa Snoubar fühlen sich mit ihren drei Kindern fast schon heimisch in Aschersleben, wie sie sagen. Beide besuchen Integrationskurse, Saraa legt am Montag ihre Sprachkundigenprüfung A1 ab. Auch ihre Hilfe ist schon jetzt beim Übersetzen sehr gefragt. Lana, die älteste Tochter, wird in die Grundschule Pfeilergraben eingeschult.
Ob es eine vierte Auflage des Spendenbasars geben wird, ist noch nicht entschieden, sagt Steffi Becker. „Uns geht es neben dem Spenden vor allem um Möglichkeiten der Begegnung.“
