Kritik an weiten Wegen Schuleingangstest: Untersuchungen gibt es künftig abwechselnd in Aschersleben und Staßfurt

Aschersleben - In Sachen Schuleignungstest tut sich was. Die Landkreisverwaltung will nun doch dafür sorgen, dass die Ascherslebener Eltern künftiger Abc-Schützen nicht nach Staßfurt fahren müssen, um ihre Kinder dem Amtsarzt vorzustellen. Auch in Aschersleben sollen Termine ermöglicht werden.
Am Mittwoch hat es dazu ein Gespräch zwischen Kreistagsmitglied Maik Planert (CDU) und Landrat Markus Bauer (SPD) gegeben. Dabei sei vereinbart worden, so Planert, dass die Untersuchungen künftig abwechselnd in Aschersleben und Staßfurt stattfinden - jeweils wochenweise versetzt. Parallel dazu will der Landkreis bei den niedergelassenen Kinderärzten werben, um sie als Honorarkräfte zu gewinnen.
Untersuchungen künftig abwechselnd in Aschersleben und Staßfurt
Denn die prekäre Facharztsituation hat überhaupt erst dazu geführt, dass der Landkreis die in Sachsen-Anhalt gesetzlich vorgeschriebene Untersuchung für die 1.540 Schulanfänger ab diesem Jahr wieder zentralisieren wollte.
2017 war man nach Elternprotesten dazu übergegangen, in allen vier größeren Städten des Salzlandkreises - also in Bernburg, Aschersleben, Schönebeck und Staßfurt - Termine anzubieten. Auf diese Weise sollte der Aufwand für die Eltern geringer werden.
Doch schon ein Jahr später wurde das Angebot wieder zurückgezogen. Aschersleben und Schönebeck sollten wieder wegfallen. Als Grund nannte Landkreissprecherin Marianne Bothe den Umstand, dass für die anstehenden Untersuchungen zwei Ärztinnen weniger zur Verfügung stehen.
Kreisverwaltung schaffte es nicht, fehlende Stellen neu zu besetzen
Ein Versuch des Landkreises, die Stellen neu zu besetzen, sei gescheitert. Viele Eltern monierten daraufhin, dass sie für die vorgeschriebene Untersuchung extra Urlaub nehmen müssten, auch auf den Fahrtkosten würden sie sitzen bleiben. Zudem könne nicht vorausgesetzt werden, dass jeder ein Auto habe.
Eltern aus Aschersleben und Wilsleben trugen ihren Unmut schließlich an den Gemeinde-Elternratsvorsitzenden Marco Kiontke heran. Thematisiert wurde das Problem auch während eines öffentlichen Forums vor einigen Tagen.
Dabei kritisierten Vertreter der politischen Parteien im Kreistag die mangelhafte Kommunikation zwischen Verwaltung und der gewählten Vertretung scharf. Diese war nicht informiert worden und erfuhr nur über Umwege von der neuen Situation.
Landrat Bauer räumt Probleme bei Kommunikation ein
Kommunikationsprobleme räumte Landrat Bauer am Donnerstag auch ein. „Da hat sich im Haus etwas überschnitten“, sagte er auf Anfrage. Auch sei ihm bewusst, dass es Aufwand bedeute, die Kinder termingerecht untersuchen zu lassen.
„Wir haben momentan aber nicht mehr Ärzte, und wir sollten die Eingangsuntersuchung nicht zu einem Stressfaktor machen“, sagte er und verwies darauf, dass diese Untersuchung „ein- oder zweimal im Leben nötig“ wird - je nach Anzahl der Kinder.
Dennoch habe die Verwaltung nach einer Lösung gesucht, die Planert angesichts der Situation als „guten Kompromiss“ bezeichnet. Bauer hofft nun darauf, Honorarärzte zu finden, um die Situation zu entspannen. Überdies rät er zu einem Blick über den Tellerrand.
„Pflicht zur Schuleingangsuntersuchung bewirkt Doppelstrukturen”
In einigen Bundesländern reiche die Vorschuluntersuchung U9 aus, um die Eignung der Kinder für die Schule festzustellen. Diese Untersuchungen sind dafür gedacht, Entwicklungsverzögerungen oder eventuelle Krankheiten rechtzeitig festzustellen.
„Mit der Pflicht einer Schuleingangsuntersuchung fördern wir bei uns im Land unnötige Doppelstrukturen“, sagte er, „denn wir haben ja schon eine gute frühkindliche Versorgung.“ Nach seinem Dafürhalten würde es reichen, wenn der medizinische Dienst des Landkreises prüft, ob die U9 erfolgt sei. (mz)