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Salzlandkreis Salzlandkreis: Zeuge nimmt plötzlich die Schuld auf sich

Von DETLEF VALTINK 26.07.2010, 17:03

ASCHERSLEBEN/MZ. - Nach Auffassung der Magdeburger Staatsanwaltschaft ist diese Frage mit "Ja" zu beantworten, weshalb sich der 26-Jährige jetzt vor dem Amtsgericht in Aschersleben zu verantworten hatte.

Doch Martin L., der sich selbst verteidigte und auch gegenüber der Polizei keine Aussage tätigte, fühlt sich zu Unrecht angeklagt. "Ich weiß nicht, warum ich hier sitze", erklärte er gegenüber Strafrichterin Elke Plaga. Er habe den Unfall nicht verursacht, saß zum Unfallzeitpunkt nicht in dem Auto und könne sich auch nicht mehr an alles erinnern, was an diesem Tag so gewesen sei. "Das ist zu lange her", sagte Martin L. dem Gericht. Dem gegenüber steht aber die Aussage von Tim D. bei der Polizei, die Martin L. belastet. Er hatte geschildert, dass sie ab dem Nachmittag bei ihm zusammengesessen hatten und dann irgendwann auf die Idee gekommen seien, das Auto der Mutter zu "schnappen", um dann durch die Gegend zu fahren. Unter anderem nach Staßfurt und nach Cochstedt. Einem dritten "Kumpel", der zunächst mit auf Tour gegangen war, wurde die Sache zu "heiß" und er ließ sich absetzen, zumal er wusste, dass die beiden Ascherslebener keine Fahrerlaubnis besaßen.

Selbst als die Mutter von Tim D. ihren Sohn per SMS aufforderte, ihr Auto innerhalb einer halben Stunde zurückzubringen, störte das die beiden nicht. "Ärger hätte es sowieso gegeben", ist Tim D. überzeugt. Zudem soll Martin L., als er fuhr, noch Fußgänger angepöbelt haben. Tim D. bei der polizeilichen Vernehmung weiter: Martin L. ist dann gegen die Betonmauer gefahren und abgehauen, worauf er die Polizei informierte. Doch vor Gericht konnte sich Tim D. daran nicht mehr erinnern. Im Gegenteil! Tim D. sagte aus, dass er gefahren sei und Martin L. nichts mit dem Unfall zu tun habe. Selbst der Hinweis von Richterin Elke Plaga, er könnte sich einer uneidlichen Falschaussage und des Vortäuschens einer Straftat schuldig machen, brachte Tim D. nicht davon ab, seinen "Kumpel" von der Tat freizusprechen. "Ich habe sowieso nichts zu verlieren", lautet seine Begründung, auch wenn es wohl teilweise stimmen könnte, was er der Polizei gesagt habe.

Da er aber kurz nach dem Unfall seine Alkohol- und Drogenabhängigkeit auskurierte, denke er, dass er einiges durcheinandergebracht habe. Auch der letzte Versuch von Elke Plaga, eine korrekte Aussage zu bekommen, scheiterte. "Versuchen Sie, sich anzustrengen, sich zu erinnern, um die polizeiliche Aussage doch wieder aufzufrischen", appellierte die Richterin an den Zeugen. Eine Einstellung des Verfahrens kam für Elke Plaga nicht in Betracht. Sie vertagte die Verhandlung.

Die Verhandlung vor dem Amtsgericht Aschersleben wird am Donnerstag, 5. August, ab 13 Uhr fortgesetzt.