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Salzlandkreis Salzlandkreis: Passagiere ohne Flugzeug

Von ERIK SCHMIDT 18.03.2011, 12:11
Statisten stehen an Schaltern im Flughafen "Airport Magdeburg Cochstedt International" in Cochstedt. (FOTO: DPA)
Statisten stehen an Schaltern im Flughafen "Airport Magdeburg Cochstedt International" in Cochstedt. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

COCHSTEDT/MZ. - Es wird ernst in Cochstedt. Am Freitag wurde getestet, was am 30. März Tatsache sein wird: Ein Flugzeug hebt aus Sachsen-Anhalt in Richtung Girona ab. Damit alles reibungslos abläuft, wurde das gesamte Personal einer Probe aufs Exempel unterzogen. Rund 200 Komparsen wurden für den Testlauf, vom Ein- bis zum Auschecken, gesucht. "Es gab noch weit mehr Interessenten, wir mussten sogar die Annahme stoppen", erzählt Gunnar Sperling, verantwortlich für die Öffentlichkeits- und Pressearbeit am Airport Magdeburg-Cochstedt.

Besonders ihre Neugierde führte die Leute zum Flughafen, wie Hansgünther Seliger aus Nachterstedt bestätigt. "Ich will einfach dabei sein und lass mich überraschen, was auf mich zukommt", erklärte der Probepassagier. Kurz nach halb elf öffneten die Tore des Airports. Die Besucher konnten sich erst einmal im Flughafengebäude umsehen, einen Kaffee trinken und einen Blick auf die Landebahn werfen.

Beim Personal stieg derweil die Anspannung. "Die Aufregung kommt allmählich", gewährt Anja Raecke von der Gepäckannahme Einblicke in ihre Gefühlslage. "Seit November bereiten wir uns auf diesen Tag vor", fügt die Magdeburgerin an, die sich wie ihre Kolleginnen zum Airport Ground Handling Agent weiterbildet.

Punkt 11 Uhr fiel mit einer lauten Durchsage der Startschuss zum Check-Inn. Jetzt mussten sich das Personal sowie alle Sicherheitskräfte beweisen. An drei Schaltern hatten sich die Teilnehmer anzumelden und ihre Koffer abzugeben. Anstatt Bordtickets, erhielten sie am Freitag Gutscheine fürs Essen und Trinken. Zu den ersten Passagieren zählte Harald Seilz, der gemeinsam mit seinem Bruder Burkhard Seilz den Test absolvierte. "Das ist eine klasse Sache, da wollen wir einfach dabei sein", erzählt Harald Seilz. Der Hakeborner sei zwar noch nie geflogen, würde seinen Jungfernflug aber sehr gerne in Cochstedt starten. "Von mir aus hätte das Ganze schon 30 Jahre eher losgehen können", findet er.

Für das Gepäck der Passagiere waren von nun an Jens Schmidt und Maik Dunker verantwortlich. Nachdem es auf verbotene Inhalte überprüft wurde, hatten es die beiden Gepäckabfertiger auf Wagen zu verladen, die die Koffer zum Flugzeug brachten. "Die Gepäckannahme muss 40 Minuten vor dem Start beendet sein, da das Flugzeug nur eine Standzeit von einer knappen halben Stunde hat", weiß Jens Schmidt. Harald und Burkhard Seilz befanden sich zur selben Zeit bereits beim Sicherheitscheck. Hier wurde das Handgepäck durchleuchtet und der Passagier "durchgefilzt", wie es Burkhard Seilz schmunzelnd nannte. Zuerst mussten sich die Teilnehmer dafür ihrer Schuhe entledigen. Dann ging es durch einen Bodycheck und bei anschlagendem Signal überprüfte das Personal die Besucher mit einem Handscanner. Aufgrund von metallenen Gegenständen an der Kleidung vieler Test-Passagiere entstand in der Halle ein Konzert aus lauten Piep-Tönen. Die Seilz-Brüder ließen sich davon nicht stören und begaben sich als Nächstes in die Wartehalle. Da sie am Check-Inn zu den Ersten zählten, hatten sie hier einen Aufenthalt von mehr als einer Stunde zu überbrücken. "Warten, warten, warten", war auch das Motto der anderen Tester, ganz wie bei einem realen Ablauf. Vom Gedränge ließ sich auch Heidemarie Stichtenroth nicht aus der Ruhe bringen. Sie war mit ihrem Mann zum Flughafen gekommen. "Wir möchten uns das alles mal ansehen, weil wir positive Erwartungen mit dem Flughafen hegen", erklärte die Egelnerin.

Um 12.45 Uhr erklang wiederum die Stimme der Flughafensprecherin. In Deutsch und Englisch verkündete sie, dass sich die Teilnehmer auf den nächsten Schritt gefasst machen können - die Passkontrolle. Von dort aus ging es zum Gate, das einen Blick auf die Landebahn bot. Dort waren vier beladene Wagen mit Koffern sowie eine Gangway zu sehen. Bis in das kleinste Detail wurden die Abläufe geprobt, einzig das Flugzeug fehlte. Eine Viertelstunde später ging es raus aus dem Flughafen, um ihn wenige Schritte weiter wieder zu betreten. Auch ohne Urlaub scherzten die Passagiere: "Schön braun bist du geworden." Anschließend bekamen sie ihr Gepäck wieder. Zum Abschluss zogen Harald und Burkhard Seilz bei einer Portion Erbsensuppe ihr Fazit: "Es war sehr interessant und gut für das erste Mal, einzig in der Wartehalle war es etwas frisch." Ebenso zufrieden war Silke Buschmann, Betriebsleiterin, mit dem Tag. "Es ist alles gut gelaufen, kleinere Ungereimtheiten werden sich mit der Routine legen", gibt sie Auskunft. Für eine Gesamteinschätzung, an der der Zoll sowie Bundes- und Landespolizei beteiligt sind, war es noch zu früh. Feststeht: Die Weichen sind gestellt.

Der Flughafen «Airport Magdeburg Cochstedt International» in Cochstedt. (FOTO: DPA)
Der Flughafen «Airport Magdeburg Cochstedt International» in Cochstedt. (FOTO: DPA)
dpa-Zentralbild