Salzlandkreis Salzlandkreis: Frau sorgt für ausgelassene Freude in der Männerclique
COCHSTEDT/MZ. - Wenn es richtig "dick" kommt, ist die "Männerwirtschaft" im Jugendclub Cochstedt perfekt. Bis zu 30 Jungen im Alter von acht bis zwölf Jahren sorgen dann für Aufregung in den Räumen des Rathauses, wo die Jugend der Hakelstadt nach baulichen Mängeln im alten Domizil im Volkshaus eine neue Heimstätte gefunden hat.
Warum sich momentan nur die Jungs für die Freizeitangebote interessieren, wissen Betreuerin Malwine Gareis und Hecklingens Stadtjugendpflegerin Gabriele Schlichting nicht. Sie sorgen aber dafür, dass von montags bis sonnabends immer auch die "weibliche Note" Einfluss hat. "Wenn alle da sind, ist ganz schön was los und da muss man schon aufpassen, dass man den Überblick behält", weiß Gabriele Schlichting. So sei zwar einerseits die Aufgabe der Aufsichtspflicht, aber auf der anderen Seite auch das Gefühl, mit den Jungs etwas auf die Beine stellen zu können oder sie auf den einen oder anderen richtungweisenden Weg führen zu können. Dazu gehören spannende Projekte und Ausflüge. So war der Jugendclub in diesem Jahr unter anderem zu einem Badeausflug oder hat Halloween gefeiert. In besonders guter Erinnerung ist eine Veranstaltung beim BBRZ Rathmannsdorf, wofür die Jungen einen Römerwagen bauten sowie verkleidet und ausgerüstet mit Kostümen und Schwert so viel Eindruck hinterließen, dass sie dafür mit dem zweiten Platz belohnt wurden. "Na klar! Sie müssen auch mal an die Hand genommen werden, aber grundsätzlich ist der Club dafür da, dass sie sich auch mal ungestört austoben können oder auch ihre Sorgen loswerden können", erklärt die Stadtjugendpflegerin. Wie begeisterungsfähig beziehungsweise vertraut die Jugendlichen dabei mit ihren "Betreuerinnen" umgehen, wurde darin deutlich, dass ein Junge beichtete, dass er die Schule geschwänzt hatte und erwischt wurde. "Solch einen Vertrauensvorschuss bekommt man nicht überall", weiß Gabriele Schlichting.
Trotzdem ist nicht alles eitel Sonnenschein im Jugendclub Cochstedt. So wünschen sich alle, dass es doch noch irgendwann die Chance gibt, andere Räumlichkeiten beziehen zu können. Doch der Traum wird sich in naher Zukunft nicht so schnell erfüllen, denn der Stadt Hecklingen steht finanziell das Wasser bis zum Hals. Eine strenge Haushaltskonsolidierung lässt keinen großen Spielraum für freiwillige Aufgaben zu. Und auch die Clubkasse ist nicht gerade ansehnlich gefüllt. Und so hätte es eigentlich in diesem Jahr keine Weihnachtsfeier geben können. Doch Anke Höche-Schmidt, Geschäftsführerin des Autohauses Schmidt & Söhne in Aschersleben, musste im Rahmen der MZ-Weihnachtsaktion nicht lange überzeugt werden, um den Cochstedter Jugendlichen zu helfen. Sie stellte die finanziellen Mittel zur Verfügung, damit die Feier stattfinden konnte. "Mir ist es eiskalt den Rücken runtergelaufen", schildert Gabriele Schlichting ihre Gefühlslage nach der guten Nachricht. Und so gab es vor wenigen Tagen ein großes "Hallo" im Jugendclub Cochstedt, als sich die Jungen bei selbst hergestellten Pizzen und Waffeln in gemütlicher Runde auf das Fest einstellten und auch vom Weihnachtsmann die eine oder andere Kleinigkeit abbekamen.
"Es ist uns eine Pflicht, soweit es geht, solche Dinge zu unterstützen. Das sehe ich als unsere Aufgabe an", begründet Anke Höche-Schmidt das jahrzehntelange regionale Engagement für Sportvereine bis hin zu Jugendclubs. Voraussetzung sei aber, dass es dem Unternehmen gut gehe. So ist die Geschäftsführerin stolz darauf, dass ihr Team mit derzeit 69 Angestellten und mehreren Auszubildenden in diesem Jahr zum fünften Mal in Folge als "Audi-Top-Service-Partner" geehrt wurde. Das schafften bisher nur rund 15 Prozent der über 1 500 Audi-Vertragshändler in Deutschland. Mit diesem Meilenstein setzt das Autohaus Schmidt & Söhne eine Tradition fort, die 1931 in Egeln ihren Anfang nahm. Dort betrieb Firmengründer Paul Schmidt, später mit Sohn Paul, eine Autowerkstatt mit Tankstelle und Waschanlage. Ausgebremst von den politischen Verhältnissen, flieht die Familie in den Westen und wird als "Autoschmidt" und später als "Schmidt & Söhne" in Bergen bei Celle ansässig. Bis zur Wende entwickelt sich die Firma kontinuierlich weiter, um dann die Chance zu nutzen, an die Wurzeln nach Egeln zurückzukehren.
1993 / 94 wird expandiert und in Aschersleben der mordernste und bis dahin größte Betrieb in der Familiengeschichte aufgebaut. Im Jahr 2006 feiert das Unternehmen nach einer rasanten, schwierigen und daher oft nicht einfachen Entwicklung sein 75-jähriges Gründungsjubiläum.