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Rettungswache in Ermsleben Rettungswache in Ermsleben: Notarzt-Stelle auf Streichliste

Von Lars Geipel 07.02.2003, 21:09

Falkenstein/Harz/MZ. - Die Rettungswache in Ermsleben (Stadt Falkenstein / Harz) ist klein und gemütlich. Ein Sofa steht da, ein paar Stühle, ein Tisch, ein Schrank - fast kommt ein wenig DDR-Nostalgie auf. Mittendrin sitzen Notarzt Maher Majdalani und sein Rettungsassistent Peter Häbecke, die beide medizinische Fachzeitschriften lesen. Sie haben gerade ihren 24-Stunden-Dienst begonnen und warten auf einen Einsatz.

Ob sie überhaupt alarmiert werden, ist in Ermsleben oft nicht sicher. Nirgendwo sonst im Landkreis ist der Notarzt so lange zum Däumchendrehen verurteilt, wie hier - im Durchschnitt kam er 2002 auf gerade einmal 2,6 Einsätze am Tag. Deswegen wird jetzt ernsthaft überlegt, ob die Notarzt-Bereitschaft nicht auch von Aschersleben aus abgesichert werden kann. Dann wären in Ermsleben nur noch ein Rettungsassistent und ein Rettungssanitäter stationiert.

Hintergrund für die Überlegungen ist die Tatsache, dass sich im Krankenhaus in der Kreisstadt die Arbeit stapelt. Nach Aussage von Betriebsleiter Günter Fritze gibt es "einen akuten Engpass in der Besetzung". Wenn dann noch täglich ein Arzt in Ermsleben Dienst schieben muss, bleibt einiges liegen. "Deshalb müssen wir andere Wege suchen", so Fritze weiter.

Die Lösung des Problems scheint schon ziemlich weit fortgeschritten: Im Rettungsdienstbereichsbeirat, dem Vertreter der Landkreisverwaltung, der Trägerorganisationen, der Krankenkasse, der Ärzte und des Krankenhauses angehören, ist man sich bereits im Grundsätzlichen einig, die Notarzt-Stelle in Ermsleben wegfallen zu lassen. Das letzte Wort hat letztendlich allerdings der Kreistag.

Ob der den Plänen zustimmt, steht derzeit in den Sternen - das Thema ist äußerst sensibel. Schließlich steht im Gesetz, dass ein Rettungswagen nach einem Notruf innerhalb von zwölf Minuten vor Ort sein muss, der Notarzt spätestens nach 20 Minuten. Von Ermsleben aus sind Orte wie zum Beispiel Pansfelde für den Notarzt innerhalb der Zeitspanne erreichbar, von Aschersleben dagegen kaum. Aus diesem Grund ist in der Stadt Falkenstein / Harz die Angst groß, dass die Notfallversorgung in den abgelegenen Gebieten leidet.

Bürgermeister Klaus Wycisk (CDU) ist über die Pläne des Rettungsdienstbereichsbeirates alles andere als froh: "Das berührt uns natürlich emotional." Allerdings weiß er auch um den Luxus, dass ein Notarzt oft untätig in der Ermslebener Rettungswache sitzt, obwohl im Ascherslebener Krankenhaus viel zu tun wäre. Deshalb will sich der Stadtrat "in naher Zukunft fachlich beraten lassen".

Erdmute Bohnstedt, die im Landkreis das zuständige Dezernat leitet, kann die Ängste in Falkenstein / Harz nachvollziehen und verspricht, dass "jeder Bürger im Landkreis zu jeder Zeit auch die Hilfe bekommt, die er braucht". Deswegen steht es auch außerhalb jeglicher Diskussion, die Rettungswache in Ermsleben zu schließen. Allerdings stellt sich die Frage, ob auch wirklich immer ein Notarzt in den bislang vorgeschrieben Fristen vor Ort sein muss oder für die Erstversorgung nicht auch ein Rettungsassistent ausreicht. "Der ist mit ähnlichem Wissen und Kompetenzen ausgestattet und kann in den ersten Minuten genauso Hilfe leisten, bis der Notarzt aus Aschersleben vor Ort ist", so Bohnstedt weiter. Ähnlich wird es auch bereits in anderen Bundesländern praktiziert. Kommentar