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Radweg Deutsche Einheit Radweg Deutsche Einheit: Nur ein Missverständnis?

Von Marko Jeschor 23.09.2016, 13:50
Naturpfad oder überregional bedeutender Radweg? Der R1 bereitet immer wieder Kopfzerbrechen.
Naturpfad oder überregional bedeutender Radweg? Der R1 bereitet immer wieder Kopfzerbrechen. Frank Gehrmann

Aschersleben - Auf dem Flyer des Bundesverkehrsministeriums ist die Strecke des Radwegs „Deutsche Einheit“ bereits eingezeichnet. Sie verläuft auf dem Europaradweg R 1. Tatsächlich aber ist dieser Verlauf vom Seeland über Hecklingen nach Staßfurt gar nicht so sicher. Nach einer Befahrung der Strecke jedenfalls fordert das Land eine Trassenverlegung.

Grund sind die massiven Schäden zwischen dem Concordia See und Gänsefurth. Dort sei der Weg streckenweise nicht befahrbar, heißt es in einem Schreiben an den Landkreis, der für die Koordinierung des geplanten Radwegs zuständig. ist. Es müssten dringend Alternativen gesucht werden. Profitieren davon könnte die Stadt Aschersleben, die bislang nicht direkt an das überregionale Radwegenetz angeschlossen ist.

Der Radweg Deutsche Einheit wurde im 25. Jahr der Wiedervereinigung aus der Taufe gehoben. Die Strecke zwischen Bonn und Berlin ist über 1 100 Kilometer lang und verläuft durch sieben Bundesländer. In Sachsen-Anhalt soll der Radweg auf dem R 1 verlaufen, um die bestehende Infrastruktur zu nutzen, als auch „den R 1 in Bezug auf den Bekanntheitsgrad“ aufzuwerten, wie das für Tourismus zuständige Wirtschaftsministerium am Freitag mitteilte.

Entlang der Strecke sollen sogenannte Radstände mit freiem W-LAN und Ladestationen für Elektro-Fahrräder entstehen. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) sagt in einem Werbefilm zur Entstehung des Projekts, der Radweg sei ein „neues Zentrum des Zusammenwachsens“.

Im Salzlandkreis ist aufgrund einer möglichen Trassenänderung derzeit allerdings das Gegenteil der Fall. Sowohl Hecklingens Bürgermeister Uwe Epperlein (WGH) als auch Staßfurts Oberbürgermeister Sven Wagner (SPD) haben nach einem Treffen mit Vertretern der Kreisverwaltung Anfang August gegen die geplante Trassenverlegung protestiert.

Nicht einfach umverlegen

„Für die touristische und gastronomische Einrichtungen wie den Löderburger See ist der R 1 inzwischen eine berechenbare Umsatzgröße geworden“, schrieb Wagner danach. Bei einer Trassenverlegung „müssten negative Auswirkungen befürchtet werden“. Epperlein sagte in dieser Woche der MZ, er sei erstaunt, dass sofort eine Alternativroute ohne Hecklingen vorgelegt worden ist.

Der Bürgermeister sagte zudem, dass man den R 1 nicht einfach so umverlegen könne. „Das sollte auch dem Landkreis klar sein.“ Immerhin seien Teile der Strecke mit Fördermitteln gebaut worden. Er fürchte einen Einbruch des Tourismus.

Der zuständige Fachbereichsleiter beim Landkreis, Tilo Wechselberger, versuchte nun zu beschwichtigen. Er teilte auf MZ-Anfrage mit, es liege offensichtlich ein Missverständnis vor. „Der Europaradweg R1 soll nicht verlegt werden. Es geht um den Radweg Deutsche Einheit.“

Es gebe die Überlegung, die Führung des Radwegs Deutsche Einheit nicht auf die Trasse des R 1 zu legen, sondern über Aschersleben und Güsten nach Staßfurt zu führen, so Wechselberger. Der Landkreis-Mitarbeiter kann sich mit diesem Gedanken durchaus anfreunden. Gerade das Stadtgebiet von Aschersleben sei für Radfahrer bis auf einige Ausnahmen gut ausgebaut.

Es es ein Missverständnis

Ob es sich nun wirklich um ein Missverständnis handelt? In dem Schreiben vom Land an den Landkreis ist jedenfalls vom „R1/D3/RDE“ die Rede. An anderer Stelle heißt es, dass die Änderung „dann auch für den RDE gelte“.

Ascherslebens Stadtsprecher Judith Kadow teilte indes mit, dass derzeit die interne Abstimmung laufe, „wie sich die Stadt zu diesem Vorschlag positionieren wird“. Weitere Aussagen konnte Kadow nicht treffen, da die zuständige Mitarbeiterin derzeit im Urlaub sei.

Die Stadtverwaltung von Aschersleben hat ein durchaus gespaltenes Verhältnis zu Radwegen. Die Schäden des R 1 bei Neu Königsaue sind jedenfalls seit Jahren bekannt. Auch streitet die Stadt unter anderem mit dem Landkreis um die Zuständigkeit des Biotopverbundweges zwischen Neu Königsaue und Aschersleben. Hintergrund dafür sind ebenfalls Schäden. Derzeit läuft dazu ein Mediationsverfahren vor dem Verwaltungsgericht Magdeburg. Auch der Radweg entlang der Wipper nach Mehringen hat schon bessere Tage erlebt. Pikanterweise ist diese Strecke für die Alternativroute des Radwegs Deutsche Einheit vorgesehen.

Beratung im Oktober

Der tatsächliche Verlauf ist derzeit noch offen. Im Oktober wollen Landkreis und Vertreter der betroffenen Städte noch einmal zusammenkommen. Erst danach werde sich der Verlauf abzeichnen, so Wechselberger. Hecklingens Bürgermeister Epperlein will sich bis dahin jedenfalls um Fördermittel bemühen, „um den R 1 zu sanieren“. Die Instandhaltung des Radweges war bisher am fehlenden Geld gescheitert. (mz)

So verläuft der R1 in der Region.
So verläuft der R1 in der Region.
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