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Praxisnaher Unterricht in Thale Praxisnaher Unterricht in Thale: Schunk-Töchter unterstützen Pennäler

Von Stephan Neef 13.03.2002, 15:30

Thale/MZ. - Den Thalenser Gymnasiasten soll durch die Kooperation mit traditionsreichen Industriebetrieben "eine zukünftige Perspektive für ihr Berufsleben aufgezeigt werden", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. Nur die Weiterentwicklung und der Ausbau des Industrie-Standortes Thale könnten die hohe Arbeitslosenquote veringern und einen Aufschwung für die Region bewirken, sind sich die Partner einig. Die Schunk GmbH habe erstmals eine solche Vereinbarung abgeschlossen und dafür bewusst dieses Gymnasium gewählt, betonte Dagobert Kotzur, der Vorsitzende der zentralen Geschäftsführung. Das Unternehmen wolle damit "die Attraktivität des Standortes Thale stärken", aber auch die Attraktivität dieser "sehr guten Schule".

Kotzur bat Landrat Wolfram Kullik (SPD), alles zu unternehmen, damit die Einrichtung "nicht irgendeinem Sparprogramm zum Opfer fällt". Der Firmenchef beklagte zugleich den akuten Mangel an hochqualifizierten Ingenieuren, der sich in der Branche zu einem "unerträglichen Zustand" ausgeweitet habe. Für die Schunk GmbH sei diese Lücke ein Grund zum Handeln: Die Unternehmen der Schunk-Gruppe Thale - die EHW Sintermetall GmbH, die Metallico Pulverspritzguss GmbH, die Europowder Metallurgy-EPM GmbH und die EHW Thale Email GmbH - sollen Unterricht und schulische Projekte künftig "durch Praktiker bereichern".

Spezielle Vorträge seien in Fächern wie Sozialkunde, Physik, Mathematik oder Chemie denkbar, als mögliche Themen würden sich Betriebswirtschaft, Verkauf und Produktentwicklung anbieten, heißt es in der Vereinbarung. Bei Betriebsführungen sollen Schüler und Lehrer einen Einblick in den technologischen Ablauf eines modernen Industriebetriebes erhalten. Für das Praktikum der elften Klassen werden "als wirksame Maßnahme zur Berufsvororientierung" Praktikumsplätze bereitgestellt. Von den Unternehmen ausgesonderte PC-Technik soll der Schule zur Verfügung gestellt werden, ein Beamer war am Dienstag das erste Geschenk. Die Schunk-Gruppe will ihr Engagement auch durch die Mitgliedschaft im Förderverein des Gymnasiums "nachhaltig unterstreichen".

Für Bürgermeister Thomas Balcerowski ist der Kooperationsvertrag ein Mittel, um "Jugendliche in Thale zu halten und ihnen Arbeit zu geben". Das Stadtoberhaupt fühlte sich zugleich, wie auch andere Gäste der Zeremonie, an praxisnahe DDR-Pädagogik erinnert. Als Schüler habe er das Fach "Einführung in die sozialistische Produktion" kennen gelernt, jetzt könnte das Kürzel "ESP" für "Einführung in die Schunk-Produktion" stehen. Diese Form der Zusammenarbeit zwischen Betrieben und Schule werde zwar vielerorts wieder von der Wirtschaft gefordert, sei aber noch immer ein Einzelfall, heißt es in der Vereinbarung. Das Thalenser Modell soll deshalb potenzielle Nachfolger ermutigen. Damit das Projekt nicht zum Lippenbekenntnis verkommt, soll bereits nach einem Jahr geprüft werden, ob die gestellten Ziele erreicht wurden, kündigte Kotzer an.