Pestalozzischule Quedlinburg Pestalozzischule Quedlinburg: Viele Namen aus 100 Jahren
Quedlinburg/MZ. - "Das erste Schulgebäude war in der Altetopfstraße", berichtet Andreas Lange, stellvertretender Schulleiter. Auch dort ist heute noch eine Außenstelle der Pestalozzischule. Im März des Jahres 1980 wurde dann im Neuen Weg ein neues Schulgebäude errichtet. In diesem Haus unterrichten auch heute noch 26 Lehrerinnen und Lehrer 202 lernschwache Kinder und Jugendliche.
Noch vor der Zeit der Nazis, etwa 1925, erhielt die Schule den Namen "Hilfsschule für schwach befähigte Kinder". Der stellvertretende Schulleiter Lange blättert in den alten Überlieferungen. "Die Nazis haben diese lernschwachen Menschen anders definiert. Sie waren trotzdem nützlich, weil sie nach der Meinung der Nazis lernfähig waren. Sei es nun einfacher Lagerarbeiter oder Handwerker", erklärt er kurz die Definition der Nationalsozialisten.
Während der Zeit der DDR wurden die Schüler mit einem "geringeren Intelligenzgrad" in drei Gruppen eingeteilt. Von guten, über mittlere bis ganz schwache Schüler unterteilte dieses System. "Später wurde das etwas zusammengefasst. Da gab es nur noch Abteilung eins und Abteilung zwei", erklärt Brunhilde Gaertner, Schulleiterin der Pestalozzischule. Nach der Wende wird nun nicht mehr differenziert.
Auch die Unterrichtsgestaltung hat sich verändert. "Nachdem die Einrichtung des Horts weggefallen sind, arbeiten die Hortnerinnen - heute pädagogische Mitarbeiter - im Unterricht mit", erklärt Gerlinde Lüttich, Lehrerin an der Pestalozzischule. Jedoch ist das Bilden von kleinen Klassen, meistens zwölf bis 15 Schüler, beibehalten worden. Ebenso werden auch heute noch die Methoden von Johann Heinrich Pestalozzi angewendet. Pestalozzi machte sich zur Aufgabe, die Erziehungsmaßnahmen auf jeden Schüler individuell anzupassen.
Doch nicht unbedingt jeder meint es gut mit der Pestalozzischule. Ein Schüler steckte vor drei Jahren eine Wandzeitung aus Polystyrol in Brand. Ein Feuer entwickelte sich zwar nicht, aber der gesamte Flur und einige Klassenräume waren "schwarz". Noch heute berichtet die Direktorin kopfschüttelnd von der "Sauerei". Die Versicherung zahlte den entstandenen Schaden und es war der Schulleitung möglich, Malerarbeiten vorzunehmen.
Aber der stellvertretende Schulleiter Lange bringt hervor: "Es fehlt an finanziellen Mitteln. Der Werkraum sieht furchtbar aus." Aber die Schulleitung lobt ebenso die Eltern und ihre Schüler. "Unsere Schüler haben auch schon Geld eingesammelt und dann ihre Klassenräume selber gemalert. Eltern helfen immer dabei", so Schulleiterin.