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Nordharzer Städtebundtheater Nordharzer Städtebundtheater: Flamenco, Eifersucht und Leidenschaft

Von Uwe Kraus 28.10.2003, 17:11

Halberstadt/MZ. - Mit der Premiere von "Paloma" begann am Sonnabend eine neue Ära am Nordharzer Städtebundtheater. Auf Tarek Assam folgt Jaroslaw Juracz als Ballettmeister, auf bis zur Abstraktheit verfremdeten experimentellen Tanz folgt an Neoklassizismus orientierte klare Tanzsprache: Ein deutlicher künstlerischer Schnitt und eine Chance.

Sein Ballett "Paloma" inszeniert der gebürtige Pole Jaroslaw Juracz mit großer emotionaler Tiefe und mit Bildern, die an Federico Garcia Lorca und Carlos Saura erinnern. Deren Libretto-Inspirationen schlagen deutlich in seinem Tanzdrama durch, vermitteln andalusisches Flair ebenso wie einen tiefen Einblick in familiäre Strukturen in einem traditionsverbundenen Dorf irgendwo am Meer. Zu gefühlvollen tief religiösen Liedern des Spaniers Joaquin Rodrigo (Gesang: Antje Luckstein), kongenial ergänzt durch Andreas Pasternack am Saxophon und Matthias Kaye (Gitarre), schafft Juracz dichte tänzerische Bilder.

Liebe, Hass, Begierde, all das legt der Choreograph in die Körper seines Ensembles. Bikash Chatterjee kommt in der Inszenierung die Rolle des tanzenden Begleiters durch die Geschichte zu. Als Poet bringt er die Menschen zum Tanzen, er sendet Signale an die Handelnden, die unverstanden verhallen.

Ramona Seeck tanzt die Titelrolle, kraftvoll-erotisch mit ausladender Schönheit und lyrischer Innigkeit. Doch nicht sie wird mit dem begehrenswerten Pepe (Ekaitz Espino) vermählt, sondern ihre gehemmt-bucklige Schwester Augusta, die Gabriella Gilardi sehnsuchtsvoll-hoffend mit schier ausufernder Leidenschaft tanzt. Anrührend, wie ihre Träume auf die Bühne projeziert werden.

Als dominant-strenge Mutter lebt Wendy Beeckman tänzerisch ihre ganze Leiden schaffende häusliche Dominanz aus. Starke Momente liefert im Generationen-Quartett Ballettrepetitorin Nina Schneppmüller als verrückte Großmutter.

Wunderschöne Flamenco-Tänze mit andalusischer Heißblütigkeit bietet absatzklappernd-stampfend das Ballett-Ensemble in einer bitter-tragischen Geschichte vom Lebensträume-Sterben. Das Publikum in der restlos ausverkauften Premiere dankte mit minutenlangem Beifall.

Nächste Aufführung: 31. Oktober 19.30 Uhr Neue Bühne Quedlinburg