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Nordharzer Städtebundtheater Nordharzer Städtebundtheater: Antigone, Bekenntnisse und Jubel beim Sport

Von Gerd Alpermann 23.09.2001, 15:09

Quedlinburg/MZ. - Mit einem Klassiker, der Tragödie "Antigone" von Sophokles, wurde vor gut dreihundert Zuschauern der Einstand gegeben. Für Halberstadt eine tolle Besucherzahl bekannte Kay Metzger mit Freude in Anbetracht der Musiktheatertraditionen. Die "Antigone", in der es um Schuld, Sühne und Recht sowie Achtung vor den Toten geht, war angesichts von Terrorakten und Vergeltungsabsichten hochaktuell. Oberspielleiter Malte Kreutzfeldt gelang eine dichte, ergreifende Inszenierung mit einer Ausgewogenheit zwischen klassischem Stoff und heute noch herüberkommender Botschaft. Entsprechend klassischer Vorgaben wurden alle Rollen von Männern gespielt, hervorragend Henry Klinder, Hendrik Pape, Karl Koch und Jonas Eckert - die Hauptakteure mit Masken, der Chor allein im schlichten Anzug. Das sparsame Bühnenbild erhellte zunächst nur ein Feuer mit der Botschaft: Der Krieg ist aus. Was nun? Vergeltung, Totenehrung, Verzeihen? Intoleranz führt zur Katastrophe. So viel Beifall mit Bravorufen hat es wohl für ein Schauspiel in Halberstadt lange nicht gegeben?

War die "Antigone" so etwas wie die Pflicht, konnte danach zur Kür ausgewählt werden. Die Zwischenzeit verkürzten Gespräche, Musik, Bier und Wein und was sonst noch so dazugehört, dass eine Pause nicht zu lang wird. Zeitgleich gab es dann drei ausverkaufte Ein- und Zwei-Personen-Stücke. "Jacke wie Hose", "Früher war die Zukunft auch besser" - ein Valentinabend und "Bekenntnisse eines heimlichen Nudisten". Der Engländer Ken Campbell hat seine "Bekenntnisse" in Deutschland 1989 selbst inszeniert. Für das Nordharzer Städtebundtheater übernahm das Sarah Kohrs und führte Thorsten Köhler zu schauspielerischen und körperlichen Höchstleistungen. Zwischen einem lila Schreibtisch, einem grünen Sofa und Regalen mit vielen Schachteln reflektierte er den täglichen Wahnsinn dieser Welt. Hintersinn, Nonsens und manch Anspielung, zum Nachdenken blieb keine Zeit. Tempo hieß es für den Nudisten, der schweißgebadet das Publikum mitriss, wohl auch die, denen englischer Humor dieser Art zu abseitig ist. Ein Renner könnte es werden. Nicht nur dem Darsteller ist es zu gönnen.

Bis 23.15 Uhr mussten alle durchhalten, die auch noch den Theatersport erleben wollten und das waren viele, sehr viele nach dem kleinen Marathon davor. Sie wurden mit einer kurzweiligen Stunde belohnt, bei der das Haus wackelte, denn die Lacher und der Jubel waren auf beiden Seiten. Inprovisation pur - Zuschauer und Schauspieler hatten richtig Freude am Spiel, bei dem ein Schiedsrichter zwei Schauspielerteams mit jeweils drei Akteuren ins Rennen schickt. Die Zuschauer sind Preisrichter und Stichwortgeber zugleich. Zum Beispiel kamen die Stichworte Kühlschrank und Wohnzimmer, und dann wurde improvisiert - urkomisch. Schon in wenigen Tagen ist das Spiel auch in Quedlinburg zu erleben, dann aber mindestens anderthalb Stunden, sagt der Intendant und der muss es wissen. Er konnte mehr als zu frieden. Das Konzept ging auf - ein Saisonauftakt wie gesagt nach Maß.

Alle fünf Stücke sind in den kommenden Wochen auch in Quedlinburg zu sehen: Freitag, 28. September,19.30 Uhr "Bekenntnisse eines heimlichen Nudisten" Neue Bühne; Mittwoch, 3. Oktober, 18 Uhr "Theatersport" Großes Haus; Sonntag, 7. Oktober, 15 Uhr "Früher war die Zukunft auch besser" Neue Bühne; Freitag, 19. Oktober, 19.30 Uhr "Antigone" Großes Haus; Freitag, 16. November, 19.30 Uhr "Jacke wie Hose" Neue Bühne.