Neustart bei Schiess AG Neustart bei Schiess AG: Doch woher das bereits geschrumpfte Personal nehmen?

Aschersleben - „Das ist mal eine sehr gute Nachricht“, sagt der Chef-Wirtschaftsförderer im Ascherslebener Rathaus, Matthias May. Und er meint die Übernahme der seit Jahresanfang insolventen Schiess GmbH durch den chinesischen Investor Shandong Guochuang Wind Power Equipment Co., Ltd., eines der größten Gießereiunternehmen in China. Das Unternehmen fertigt unter anderem Gussteile für Windkraftanlagen. Zur Bearbeitung der Gussteile sind große Dreh-, Bohr- und Fräsmaschinen nötig, die die Schiess GmbH fertigen soll.
In diesem Zusammenhang sieht May durchaus mögliche Perspektiven für eine weitere wirtschaftliche und erfolgsträchtige Entwicklung der Stadt. Möglicherweise sogar den Bau einer Gießerei. Diese Idee sei zwar nicht ganz neu, erklärt May und verweist auf einen ähnlichen Versuch Ende der 2000er Jahre. Damals sei es auch darum gegangen, für die Werkzeugmaschinenproduktion bei Schiess Gießereierzeugnisse in Aschersleben herzustellen.
Neustart bei Schiess AG: Alte Idee noch einmal aufgreifen
Allerdings scheiterte das Vorhaben. Der Bedarf an Gussteilen für Schiess wurde seinerzeit unter anderem von der Meuselwitz Guss Eisengießerei GmbH gedeckt. „Warum diese Idee nicht noch einmal aufgreifen“, so May. Außerdem sieht er im Zusammenhang mit der Schiess-Übernahme die Chance, weitere Dienstleister in Aschersleben anzusiedeln.
Von einer guten Nachricht spricht auch Oberbürgermeister Andreas Michelmann. Er freue sich vor allem für die Schiess-Mitarbeiter, die vom neuen Investor wieder eingestellt werden sollen. „Und natürlich darüber, dass der traditionsreiche Ascherslebener Werkzeugmaschinenbau durch die Shandong Guochuang Wind Power Equipment Co., Ltd eine zweite chinesische Chance bekommt.“
Neustart bei Schiess AG: Es herrscht Optimismus beim Betriebsrat
Dass die Ascherslebener tatsächlich einer der wenigen echten Werkzeugmaschinenbauer in Sachsen-Anhalt bleiben, davon ist auch Frank Seifert überzeugt. Der ehemalige Betriebsratsvorsitzende sieht die Übernahme optimistisch: „Es ist gut, dass der Investor die von ihm benötigten Maschinen von uns - und damit letztendlich von sich selbst - bauen lässt.“ Gleichzeitig soll aber auch wieder das Vertriebsnetz aufgebaut werden.
Nicht ganz einfach dürfte die Rekrutierung der benötigten Mitarbeiter werden. Von den zuletzt rund 200 blieben nach der Insolvenz gerade einmal 35. Die sollten mehr oder weniger Restarbeiten erledigen. Jetzt soll das Personal wieder auf etwa 100 aufgestockt werden.
So weiß Seifert von inzwischen laufenden Gesprächen, in denen es darum geht, möglichst viele der Insolvenz-Entlassenen zurückzuholen. „Einige sind noch arbeitslos. Diejenigen wiederzugewinnen, die sich inzwischen andere Jobs gesucht haben, könnte etwas schwieriger werden“, so Seifert. Und weiter: „Dass das alles so enden würde, hat vor einigen Wochen wohl noch keiner gedacht.“
Neustart bei Schiess AG: Gewerkschaft sieht es einen Glücksfall an
Einen Glücksfall nennt der 1. Bevollmächtigte der IG Metall, Axel Weber, den Deal. Er sei froh, dass nach den Verhandlungen, an denen auch die Gewerkschaft beteiligt gewesen sei, der Kaufvertrag unterzeichnet wurde. Weber geht davon aus, dass es auch unter dem neuen Investor einen Tarifvertrag geben werde.
Unter welchem Namen das Ascherslebener Unternehmen künftig produziert, bleibt abzuwarten. Nach MZ-Informationen soll der Name Schiess aber auch bei einer Umbenennung weiterhin eine Rolle spielen.
(mz)