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Neues Rohr blockiert Zufluss

Von Jochen Miche 12.07.2006, 19:48

Aschersleben/MZ. - Ein Keller ist am Dienstagabend in Aschersleben von den unterirdisch auf ihrem Weg zum Hauptkanal blockierten Wassermassen derart überschwemmt worden, dass die Feuerwehr pumpen musste. Drei Feuerwehrleute und ein moderner Rüstwagen erledigten am Haus Breite Straße 35 / Krügerbrücke 1, was eigentlich die Pumpen der Firma "KMG Pipe Technologies GmbH" hätten tun sollen: Schaden von der Breiten Straße fern zu halten.

Was war geschehen? Unmittelbar nach dem Gewitter vom Dienstagabend entdeckte der Eigentümer des genannten Eckhauses, Werner von Wnuck, im Keller Wassermassen, deren Pegel mit beängstigendem Tempo stieg. Die Feuerwehr wurde gerufen. Gestern zeigte sich, dass auch andere Häuser Probleme mit eindringendem Wasser hatten, wenngleich geringere, so Erdfried Pohl aus der Breiten Straße 31.

Die MZ konfrontierte Volker Vocht, den am Mittwochnachmittag eilends angereisten Baustellenleiter der KMG in der Breiten Straße, mit dem Verdacht, dass die Wassermassen nur deshalb in den Keller der Familie von Wnuck hatten eindringen können, weil der Einlauf in die Breite Straße aufgrund der Kanalsanierung dicht und die oberirdisch arbeitende Pumpe nicht in der Lage war, die ankommenden Wassermassen zu bewältigen.

Vocht lehnte jeden Kommentar zu der Frage ab, ob es zwischen den Sanierungsarbeiten und dem Wassereinbruch einen Zusammenhang geben könnte. Wer von ihm Genaueres hören wollte, dem erklärte er: "Sie haben sowieso keine Ahnung von Rohrsanierung. Da verstehen Sie auch keine Zusammenhänge."

Im Gespräch erläuterte Dipl.-Ingenieur von Wnuck seine Sicht auf die Ereignisse: "Am Haus vorbei entlang der Krügerbrücke führt die Kanalisation das Mischwasser von Vorderbereite, Holzmarkt und Krügerbrücke zum Hauptwasserkanal der Breiten Straße. Dort konnte es nicht weiter - sämtliche Einläufe im Bereich zwischen Krügerbücke und Badstuben waren vermutlich verschlossen." Grund: Der Hauptwasserkanal der Breiten Straße wird erneuert, indem er von innen her neu "verrohrt" wird. Die Technologie bewirkt, dass während der Arbeiten für jeweils mehrere Stunden alle Einläufe abgedichtet sind. Später erst, nach Aushärten des neuen Rohrmaterials, schneidet ein Roboter die Öffnungen für die Einläufe aus und versiegelt die Ränder (die MZ berichtete).

Wie die MZ erfuhr, war am Dienstag, 16 Uhr, der Einbau des neuen Rohr-Materials abgeschlossen und damit jeder Einlauf in den Hauptkanal für viele Stunden dicht. Als die Wassermassen kamen, fiel, so berichteten Anwohner, zeitweise auch noch die Pumpe aus. Auf die Frage, ob die Leistung der Pumpe von 31 Liter je Sekunde (die Zahl hatte der Vorarbeiter genannt) bei einem Unwetter genügt, stieß Baustellenleiter Vocht hervor: "Das stimmt alles nicht. Das ist Unsinn."

Jutta Lässig vom Eigenbetrieb Abwasser (dem Auftraggeber für die Sanierung des Mischwasserkanals) stellte sachlich klar: "Schadensfall und Ursachen werden geprüft, danach bilden wir uns ein Urteil." Ebenso sachlich war auch die Feuerwehr: Sie teilte der MZ auf Anfrage mit, dass der Pumpeinsatz den vom Wasser Geschädigten nicht in Rechnung gestellt werde.