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Nagelstein steht wieder am angestammten Platz

Von Petra Korn 13.07.2005, 17:16

Ermsleben/MZ. - Nach mehr als 100-jähriger "Abwesenheit" ist der Nagelstein in Ermsleben (Stadt Falkenstein / Harz) jetzt wieder an seinen alten Platz zurückgekehrt: Der nun an der Giebelwand des Rathauses aufgestellte 3,25 Meter hohe, an seiner breitesten Stelle 1,30 Meter messende und durchschnittlich 33 Zentimeter dicke Stein wurde zum diesjährigen Heimat- und Vereinsfest feierlich eingeweiht (die MZ berichtete).

Geplant war der "Umzug" schon seit und mit der Neugestaltung und Sanierung des Marktes, mit der sich auf dem Pfad der Geschichte wandeln lässt: So macht die Pflasterung mit großen Natursteinen den Verlauf der alten Heerstraße sichtbar. Und mit der von Heimatforscher und Ratsmitglied Richard Brantin vorgeschlagenen Rückkehr des Nagelsteins wird wieder sichtbar, dass sich hier am Markt die alte Gerichtsstätte befand.

Ähnlich wie die Speckseite in Aschersleben, hat auch der Ermslebener Nagelstein eine lange Geschichte als Zeuge der Vorzeit. Vermutlich ist der Koloss, ein Quarzit, mit der Eiszeit aus Skandinavien in die Region gekommen. So diente er wohl schon den ersten Menschen, die sich hier niederließen, als heilige Stätte, als ein Opferstein.

Viele, viele Jahre später wurde aus dem Opferstein ein Zeuge: Wem es gelang, einen Nagel in den Stein zu treiben, für den zeugte sein Gott. Ungezählte Nägel stecken noch heute dicht an dicht am Fuß, aber auch oberhalb überall im Gestein. Das enthält auch Ton, weiß Richard Brantin. Und so wurde der harte, spröde Stein bei Regen "weich", so dass Nägel dann eingeschlagen werden konnten. Hier, am Stein auf dem heutigen Marktplatz, befand sich das Hohe Gericht.

1902 wurde aus dem Nagel- der Bismarckstein: Die beiden wieder zusammengefügten Teile wurde mit einem Bildnis Bismarcks und einer Tafel versehen. Der Stein wurde an dem alten Schloss aufgestellt und dort am 1. April 1902 ganz feierlich als Bismarckstein eingeweiht. Das Bildnis des Politikers ist ebenso wie die Tafel verschwunden. Richard Brantin weiß noch von einer Kuriosität der jüngeren Zeit zu berichten: Zum Fünfjahrplan der DDR von 1951 bis 55 prangte anstelle des Bildnisses ein Fünfjahrplan-Zeichen an dem Stein. Was den "Eulenspiegel", eine satirische Zeitschrift, zu dem Hinweis veranlasste, der Fünfjahrplan sei so gut, dass man ihn in Ermsleben schon beerdigt habe.