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Musikschule via Internet Musikschule via Internet: Die richtigen Flötentöne beibringen

Von Detlef Anders 02.04.2020, 15:59
Beatrix Lampadius zeigt Meike via Skype, was sie beim Spiel auf der Flöte noch verbessern kann.
Beatrix Lampadius zeigt Meike via Skype, was sie beim Spiel auf der Flöte noch verbessern kann. Frank Gehrmann

Aschersleben - Als Beatrix Lampadius 2004 gerade den zweiten ihrer drei Söhne bekommen und viel Zeit hatte, kam der studierten Musikerin die Idee, eine eigene Musikschule zu gründen, um näher bei der Familie zu sein. Ihre Tanz- und Musikschule besteht jetzt 16 Jahre.

Aber gegenwärtig sind die Schulräume geschlossen. Doch der Unterricht geht so weit wie möglich weiter. Beatrix Lampadius und ihre Mitarbeiter haben den Unterricht, dort wo es möglich ist, ins Internet verlagert.

Eine gemütliche Couch samt Sessel und Tisch, ein Klavier, ein großer Fernseher an der Wand und ein moderner Kaminofen, auf dessen Ablage zwei Blockflöten liegen und ein Laptop steht, sind im Raum zu sehen. „Eigentlich ist das mein Wohnzimmer, aber wir machen hier nur Musik“, sagt Beatrix Lampadius schmunzelnd. Das Wohnzimmer ist derzeit ihr Fernschul-Musikzimmer.

Musikschule via Internet: Bandprobe per Konferenzschaltung

„Bei den Musikschülern versuchen wir, den größten Teil online zu machen“, erklärt Beatrix Lampadius. Über Skype- oder Whatsapp-Videotelefonie. Das hatte sie selbst schon früher mal mit einer Schülerin machen müssen. Die meisten ihrer Lehrer haben sich in die Programme eingearbeitet und kommen gut zurecht, sagt sie. Bei der Probe ihrer Band wurde sogar eine Konferenzschaltung eingestellt.

„Für die Kiddies ist das überhaupt kein Problem, die stecken das gut weg. Selbst die Kleinste, meine Fünfjährige, ist wie selbstverständlich vor der Kamera und dreht sich mit ihrer Flöte, um das alles zu zeigen“, erzählt die Schulleiterin.

Musikschule via Internet: Der Krise auch mal etwas Gutes abgewinnen

Auf dem Computer ruft Beatrix Lampadius jetzt Meike Zander zum Unterricht an. Meike will auf ihrer Altblockflöte „Sleep Walker“ spielen. „Das ist ein cooles Lied - gib Gas“, sagt ihre Lehrerin und lauscht. Dann lobt sie: „Sehr gut, sehr konzentriert gespielt, rhythmisch viel besser als letzte Woche.“ Doch das „hohe b“ dürfe nicht zu hoch werden, rät sie ihr und spielt es vor.

Meike findet die Form des Unterrichts gut und auch Mutti Kerstin Zander kann dem Unterricht in Corona-Zeiten etwas Gutes abgewinnen. „Wir müssen nicht aus dem Haus.“ Nur beim letzten Mal habe die Technik nicht perfekt funktioniert.

Abends, wenn viele Ascherslebener im Netz unterwegs sind, komme es öfter zum Haken der Video- und Tonübertragung, hat Beatrix Lampadius erfahren. Auch klingt die Oboe per Skype nicht so gut, musste sie feststellen. Sie hofft aber, dass die Schüler und ihre Eltern dabei bleiben und nicht abspringen, so dass sie mit ihrer Tanz- und Musikschule diese Krise überlebt.

„Das Problem ist, dass die Gruppenkurse alle schließen mussten“

200 Schüler hat die 44-Jährige an ihrer privaten Schule. Fast die Hälfte sind Tanzschüler. „Das Problem ist, dass die Gruppenkurse alle schließen mussten. Und das ist das wirtschaftlich Schlimmste“, berichtet sie.

Ihre fest angestellte Tanzlehrerin versucht nun, Tanzschritte mit dem Handy aufzunehmen und ihren Ballettkindern zum Nachmachen in Whatsapp-Gruppen zur Verfügung zu stellen. Bei den Standard- und Latein-Tänzern könne gegenwärtig nichts gemacht werden. „Das versuchen wir später nachzuholen.“

Musikschule via Internet: Aufgaben und Noten gibt es auch per E-Mail

Musikschülern, die nicht die Möglichkeit haben, per Skype oder Whatsapp unterrichtet zu werden können, schickt Beatrix Lampadius per E-Mail Aufgaben und Noten zum Üben oder Theorieblätter zu. „So dass individuell für Jeden eine Lösung gefunden wird.“ Jeder Lehrer sei gefragt.

Viele Eltern begrüßen, dass der Unterricht nicht ganz ausfällt. „Dass das Kind die Lust am Instrument nicht verliert, das ist eigentlich das Wichtigste“, betont die Musikschulchefin. Vielleicht könnten manche Kinder in dieser Situation sogar noch mehr üben.

Doch sie müssten ja auch Aufgaben für die Schule lösen, weiß Beatrix Lampadius aus eigener Erfahrung. Ihr jüngster Sohn, der gerade die 3. Klasse besucht, bekommt von ihr am Vormittag Hausunterricht. Für die Mutter bleibt also trotz Krise nicht mehr Freizeit. Oft arbeite sie auch noch in der Nacht vor, berichtet sie.

Verschoben, abgesagt und ausgefallen

„Alles Schöne ist weggebrochen“, bedauert sie mit Blick auf viele Projekte. Die Abschlussprüfung ihrer eigenen Blockflötenweiterbildung wurde verschoben. Ihr Auftritt bei einem Kongress in Lettland, für den sie eine Uraufführung geprobt hatte, ist abgesagt. Osterkonzerte fallen aus. Ein Musikprojekt in Quedlinburg mit historischen Instrumenten, für das sie lange übte, ist auf das nächste Jahr verschoben. Ein Konzert mit ihrem Poulence-Trio in Halberstadt wurde zwei Tage vor dem Termin abgesagt. Gerade mit Gagen aus solchen künstlerischen Projekten konnte sie ihre Musikschule puschen. „Es wäre schön, wenn alle zu uns halten und dabei bleiben“, wünscht sie sich.

(mz)