Aschersleben Montessori-Grundschule Aschersleben: Kinder lernen Berufe kennen

Aschersleben - Uwe Bartsch hat an diesem Tag die Haare toupiert, viele kleine mit bunten Gummis gebundene Zöpfe und einen goldfarbenen Nagellack auf seinem Ringfinger. Der Schulkoordinator der Freien Montessori-Grundschule in Aschersleben trägt diese „Verschönerung“ mit Gelassenheit. Auch weil er weiß, dass das nicht die letzte Aufhübschung an diesem Tag sein wird. Denn er betreut die „Station Friseur“, die von fünf Gruppen mit je 17 Kindern durchlaufen wird. Und jedem Schüler ist es eine wahre Freude, den Lehrer zu frisieren oder ihm einen Nagel bunt zu malen.
Eine „Berufsfindungswoche“ durchleben gerade Schüler und Lehrer der Einrichtung. Ganz im Rahmen des Schuljahresmottos: „Wenn ich groß bin, werde ich... Die Welt der Berufe.“ „Dafür haben wir die Eltern mit ins Boot geholt. An zwei Tagen stellen wir zehn Berufe vor“, erklärt Uwe Bartsch, der auch der Leiter des Projektes ist. Am Donnerstag geht es dann noch zur Konradsburg, wo die Kinder alte Berufe kennenlernen, und am Freitag besucht ein Liedermacher aus Rostock die Einrichtung, der ein Bühnenprogramm unter dem Motto „Berufe“ präsentiert. „Im Mai gibt es dann noch eine Projektwoche zu dem Thema. Dann werden wir regionale Unternehmen besuchen“, verrät Uwe Bartsch noch.
„Wir finden, dass Kinder zu spät an den Berufsfindungsprozess herangeführt werden. Und auf Berufsmessen gibt es nur Gespräche, keine Praxis“, sagt Schulleiterin Jana Litzenberg. Deshalb haben sie und ihre Kollegen das Thema aufgegriffen und lassen die Eltern praktisch zeigen, in welchem Berufen sie arbeiten. Und so dürfen an diesem Tag die Mädchen und Jungen die Berufe eines Friseurs, Tierarztes, Heizungsmonteurs, eines Physiotherapeuten oder einer Krankenschwester kennen lernen.
Mindestens zehn Mädchen haben nach der Station Friseur beschlossen, diesen Beruf zu ergreifen. Lediglich die Jungs haben da andere Vorstellungen. So zum Beispiel der acht Jahre alte Leo: „Ich werde Meeresbiologe. Mit Fischen kenne ich mich aus“, erklärt er. Oder Raik, der wie sein Papa in einer Baumschule arbeiten möchte. Auch der Beruf des Tierarztes kommt bei den Kindern gut an. Besonders die achtjährige Jette kann sich diesen Beruf gut für sich vorstellen. „Da kann man Tieren helfen. Wir haben auch welche zu Hause, und mein Opa hat schon einmal einem Wildschweinfrischling geholfen“, erzählt sie.
Tierärztin Mandy Bochnia aus Mansfeld hat viel Anschauungsmaterial für die Kinder mitgebracht. „Wir haben Knochenteile, präparierte Organe und Operationsbesteck mit. Außerdem können sich die Kinder in die Ohren schauen und ein Stethoskop ausprobieren“, verrät sie. Ebenso spannend ist es aber auch bei der Krankenschwester oder der Physiotherapie, wo anhand eines Skeletts der Knochenbau erklärt wird. „Nebenher wird noch erzählt, wie wichtig Bewegung ist“, verrät Physiotherapeut Marcus Pfeifer, der auch die Zumba-Gruppe in der Montessorischule anleitet.
Auch Lutz Oberländer versucht die Kinder für seinen Beruf als Heizungsmonteur zu begeistern. „Ins Handwerk will heute keiner mehr. Alle wollen studieren und dann im Warmen sitzen. Somit kann man nicht früh genug damit anfangen, auf diesen Beruf aufmerksam zu machen“, sagt er. So bekommen die Kinder erzählt, wie die Heizung funktioniert und dürfen anschließend seinen Sohn, Tim Oberländer, und Mitarbeiter Cedric Becker über die Schultern schauen. Die schweißen aus Kupferrohr sogar einen Adventskranz. (mz)
