Mittagessen in Kitas und Schulen Mittagessen in Kitas und Schulen in Aschersleben: Stadt, Land, Eltern - wer soll für mehr Qualität bezahlen?

Aschersleben - Vormittags gegen halb elf ist die Hauptarbeit schon getan in der Volksküche in Aschersleben. Denn der Tag fängt früh an für die Köche, die in Aschersleben und Staßfurt täglich 6.800 Portionen zubereiten - hauptsächlich für Schulen und Kindertagesstätten, aber auch für Firmen und Altenheime.
Um 4 Uhr ist Arbeitsbeginn in der Küche, die laut Salzlandküchen-Geschäftsführer Andreas Ahlhelm täglich frisch beliefert wird. Gut sechs Stunden später sind Christine Kleppner, Angelika Licht und Kevin Müller dabei, „auszukellen“, wie sie sagen. Die verschiedenen Speisen müssen entsprechend den Bestellungen portioniert und auf die Reise in die Einrichtungen geschickt werden. Eine Arbeit, die Konzentration erfordert. Sonst reicht das Essen womöglich nicht oder es wird das Falsche geliefert.
Hygiene ist wichtiger Teil des Qualitätsmanagements
Wer die Küche betritt, muss sich zunächst „vermummen“ - selbst wenn er nur von weitem schaut. Hygiene ist wichtiger Teil des Qualitätsmanagements.
Und Qualität war Ende des vergangenen Jahres Thema, als sich der Schulleiter des Gymnasiums Stephaneum fragte, warum nur 150 von 800 Schülern die Kantine besuchen. Vor allem bei älteren Schülern nimmt die Lust am Schulessen rapide ab.
Weil es nach Meinung von Schulleiter Klaus Winter nicht möglich ist, für 2,80 ein qualitativ hochwertiges Essen zu kochen, hat er laut über einen Vorschlag nachgedacht: Stadt und Land sollten sich an der Finanzierung des Schulessens beteiligen, schlägt er vor.
Schulleiter schlug vor, Stadt und Land sollten Zuschüsse geben
Ein Vorstoß, der bei Oberbürgermeister Andreas Michelmann auf wenig Gegenliebe stößt. Auch seiner Meinung nach gibt es bei der Qualität „noch Luft nach oben“. Dabei schaut er auf Länder wie Frankreich, wo Schüler täglich ein Drei-Gänge-Menü am Tisch serviert bekommen. Die Kosten trägt der Staat.
Es sei eine Frage der Kultur, „was uns unser Essen wert ist. Doch als Stadt sind wir nicht so ausgestattet, dass wir das Schulessen subventionieren können“, sagt er und verweist auf ein Haushaltsloch von aktuell 700.000 Euro.
Die Qualität der Kinderspeisung zu verbessern, ist aus seiner Sicht nur mit gesamtstaatlichen Anstrengungen möglich. Da helfe auch kein Förderprogramm, dies könne allenfalls eine Anschubfinanzierung sein.
Michelmann: Gesamtstaatliche Anstrengung statt Förderprogramm
Zumindest bemüht sich die Stadt derzeit, die äußeren Bedingungen zu verbessern. Der Bau einer Mensa für die Grundschule Staßfurter Höhe und der Ausbau der Turnhalle des Hauses II am Stephaneum zur Mensa stehen auf der Agenda.
Für Ahlhelm ist dieser Vorstoß ein wichtiger Schritt, die Situation zu verbessern, wenngleich er kein Erfolgsrezept hat. Seine Küche versuche, sich auf die Wünsche einzustellen, biete viel Abwechslung und Auswahl bis hin zu vegetarischen Gerichten, die täglich angeboten werden. Der Würzanteil sei deutlich zurückgefahren worden, „und wir versuchen, so viel wie möglich aus der Region zu kaufen.“
Einige Kinder kennen weder Radieschen noch Paprika
Allerdings hat er festgestellt, dass „das Essverhalten schlechter geworden“ ist. Viele würden sich tagsüber mit einem Snack begnügen und ihre Mahlzeiten in die Abendstunden verlagern. In den Kindereinrichtungen gebe es aus seiner Erfahrung Jungen und Mädchen, „die kein Radieschen und keine Paprika kennen.“
Deshalb wirbt das Unternehmen für eine Vollversorgung in den Kindergärten. Will heißen: Neben dem Mittagessen wird auch Frühstück und Vesper angeboten. Damit kommt jeden Morgen frisches Obst auf den Teller - für alle Kinder, unabhängig von der sozialen Situation.
„Wir finden, das ist ein Schlüssel zu einem besseren Essverhalten“, so Ahlhelm. In Aschersleben wird die Vollversorgung bisher in der Krippe „Nord“, in der Kita Staßfurter Höhe und in der Christlichen Kita angeboten. Frühstück gibt es in der Villa „Mittendrin“ und in der Kita „Pfiffikus“.
Christlichen Kita beteiligt Eltern an Frühstück und Vesper
Christine Batzel, Leiterin der christlichen Einrichtung „Geschwister Scholl“, hat gute Erfahrungen gemacht mit dem Angebot und weiß auch die Eltern hinter sich. „Die Kinder probieren mehr aus“, sagt die Kita-Leiterin und schätzt besonders Frische und Vielfalt der Produkte. Die Eltern zahlen zusätzlich 85 Cent fürs Frühstück und 30 Cent für die Vesper.
In diesem Preis ist eine Servicekraft, die die Schnittchen für die Kleinsten schmiert, schon mit drin. Für die Kindergartenkinder werden die Speisen als Büfett angerichtet, damit die Jungen und Mädchen selbstständig wählen können, was sie essen möchten.
Den Preis fürs Schulessen, so Ahlhelm, „macht der Markt“. Die Mindestlohnerhöhung im Januar und steigende Preise zum Beispiel für Kartoffeln machen den Salzlandküchen das Leben schwer und jede einzelne Portion teurer. Dennoch sei eine Preiserhöhung gut zu überlegen.
Dass die älteren Schüler weg bleiben vom Mittagstisch, sei ein Problem aller weiterführenden Schulen und habe nicht in erster Linie mit der Qualität des Essens zu tun. (mz)