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Stephaneum  Gymnasium Stephaneum Aschersleben: Warum gehen nur 150 von rund 800 Schülern in die Kantine?

Von Harald Vopel und Kerstin Beier 16.11.2018, 11:28
Schüler der Klasse 8d des Gymnasium Stephaneum gehören zu den Teilnehmern an der Schulspeisung im Haus I, die im Rondell essen.
Schüler der Klasse 8d des Gymnasium Stephaneum gehören zu den Teilnehmern an der Schulspeisung im Haus I, die im Rondell essen. Detlef Anders

Aschersleben - Hefeklöße mit Blaubeersoße, Gnocci-Pfanne, Nudeln mit Hackfleisch. Diese drei Gerichte stehen am Donnerstag auf dem Speiseplan im Gymnasium Stephaneum. Aber anscheinend trifft das Angebot der Salzlandküchen nicht den Geschmack der Schüler. Nur 150 von knapp 800 suchen mittags den Weg in die Schulkantine.

Stadt und Land sollen sich an Kosten beteiligen

Das sind zu wenige, findet Schulleiter Klaus Winter. Und er hat eine Idee: Stadt und Land sollen sich an der Finanzierung eines schmackhaften und vor allem gesunden Essens beteiligen. Das würde es dem Anbieter erleichtern, hochwertig zu kochen, ohne die Eltern zusätzlich zu belasten.

Nach Meinung des Schulleiters ist es nicht möglich, für 2,80 Euro ein gutes Essen zuzubereiten. Zwar hat sich der Preis in den vergangenen zweieinhalb Jahren von 1,95 Euro auf 2,80 Euro erhöht. Das Plus sei jedoch nicht in die Qualität des Essens geflossen, sondern sei dem Mindestlohn geschuldet.

Chef der Großküche: Döner und Bäckereien sind Konkurrenz

Andreas Ahlhelm, Geschäftsführer der Salzlandküchen, kennt das Problem der Schulessenverweigerer aus allen Schulen, die er beliefert. Die Nicht-Esser würden sich aber vor allem in den höheren Klassenstufen finden, für die der Dönermann und das Backwerk wie ein Magnet sind.

Er ist überzeugt davon: „Dass so wenige Schüler mitessen, liegt nicht an der Qualität.“ Und verweist darauf, dass in den Küchen in Aschersleben und Staßfurt täglich frisch und mit guten Zutaten gekocht werde.

Wenn Schüler in der Schule nicht essen gehen, sei das auch eine Frage des Umfelds. Es sei nicht besonders attraktiv, wenn Schüler beispielsweise im Keller essen. Zudem habe er festgestellt, dass Welten zwischen dem liegen, was Eltern und Lehrer wollen und was Kinder mögen.

Großküche will in Mensa auch ein Buffet anbieten

Beispiel Obst und Rohkost: „Wir schnippeln selbst, aber es wird nicht angenommen und vieles davon landet in der Tonne.“ Ahlhelm setzt Hoffnungen in die Mensa am Stephaneum, die in der ehemaligen Sporthalle eingerichtet werden soll. „Damit hätten wir mehr Möglichkeiten, auch mal was in Buffetform anzubieten.“

Schulleiter Winter schwebt ein Modellprojekt vor; er möchte erreichen, dass sich die Stadt mit 40 Cent pro Portion beteiligt und argumentiert: Das wäre weniger als die Summe von 50 Cent, mit der im Rathaus das Mittagessen der Mitarbeiter bezuschusst wird.

Gleichzeitig soll auch das Land einen Beitrag von 60 Cent leisten. Aus seiner Sicht reicht es nicht, für gesundes Schulessen zu werben, ohne Geld dafür in die Hand zu nehmen.

Findet Vorschlag des Schulleiters eine Mehrheit im Stadtrat?

Die Umsetzung des Projekts könnte im günstigsten Fall mit der Neuausschreibung der Essenversorgung bereits im Schuljahr 2019/20 beginnen und als Modellprojekt drei Jahre dauern.

Sollte der Stadtrat, der derzeit den Haushalt diskutiert, die Vorstellungen Winters mittragen, würde das die Stadt aktuell 12 000 Euro pro Jahr kosten. Steigt die Zahl der „Mitesser“ wie gewünscht an, wird es für Stadt und Land natürlich teurer.

Mit mehr Geld, so sagt Andreas Ahlhelm, könnte er nicht besser, aber anders kochen. „Wir könnten eine größere Produktvielfalt bieten, weil manches einfach zu teuer ist, um es in den Speiseplan einzubauen.“ (mz)