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Marktkirche Harzgerode Marktkirche Harzgerode: Grufteingang hinter Gemälde

Von Rita Kunze 02.07.2004, 18:49

Harzgerode/MZ. - Ein geflügeltes Herz,ein Skorpion, ein Januskopf. Motive von dreider insgesamt 70 Bilder, die entlang der erstenEmpore in der Harzgeröder Marktkirche Rätselaufgeben. Ihre Bedeutung konnte PfarrerinAnke Dittrich bislang nicht klären. Ebensowenig die Herkunft der Gemälde. Immer nochwird spekuliert, ob sie Fürst Wilhelm vonAnhalt einst von Italien-Reisen mitgebrachtoder aber einen italienischen Künstler nachHarzgerode geholt hat. Dass der Meister ausdem sonnigen Süden im Harz arbeitete, scheintbeim Anblick zweier lokaler Szenen direktneben der Kanzel nicht ausgeschlossen.

Auffrischung nötig

Die übrigen zeigen keine biblischen, sondernoffenbar Motive aus dem Leben einer Bruderschaft.Grund genug, den Fall Kunsthistorikern zuübertragen. Die Pfarrerin sucht daher denKontakt zu einem Restaurator, der bereitsdas Petrus-Gemälde in der Alexisbader Kapellewieder hergestellt hat. Eine Auffrischungkönnten auch die Harzgeröder Medaillons vertragen,doch das ist vor allem eine Frage des Geldes.

Geld bräuchte es auch für die Restaurationder Zinksärge in der Gruft. Die einstige Prachtder letzten Ruhestätte des anhaltischen Fürstengeschlechtsist nur noch zu ahnen. Der Öffentlichkeitzugänglich ist die Gruft bislang nicht. Dasliegt auch an den Mumien zweier Prinzessinnenvon Anhalt; Erinnerungen an den "Fluch desTutenchamon" werden wach, wenn Anke Dittrichvon gesundheitlichen Bedenken spricht. GefährlichePilzsporen hatten bei der Öffnung des Pharaonengrabesim Jahr 1922 zu Lungenleiden bei Beteiligtender Ausgrabung geführt. Aspergillus flavusmöglicherweise auch in Harzgerode? Das sollwissenschaftlich geklärt werden. Eine Anfragehat die Pfarrerin an das Museum für Sepukralkulturin Kassel gestellt. Die Einrichtung beschäftigtsich ausschließlich mit Todes- und Begräbniskultur.

Reiches Kulturerbe

Lohnenswert ist solcher Aufwand allemal.Die Kirche ist reich an kulturgeschichtlichemErbe: "In der Kirche allein gibt es mehr Residenz-Zeugnisseals in der ganzen Stadt", sagt die Pfarrerin,die erst unlängst an einer besonderen Entdeckungteilhaben konnte. Beim Abklopfen von Putzan der Wand zum Turm wurde ein alter Eingangzur Gruft freigelegt. Bislang hing dort einGemälde, das den Fürsten mit seiner erstenFrau Albertine zeigt. Das Besondere an demBild: die Ölfarbe wurde nicht auf Leinwandaufgetragen, sondern auf Kupfer gespachtelt.