Wochenmarkt Markthandel in Aschersleben: Tiefgekühlt

Aschersleben - „Na gut, Spaß geht ein bisschen anders“, sagt Ralph Marscheider, räkelt sich in seinem Campingstuhl zurecht, zieht den Kopf zwischen die Schultern und dreht die warme Tasse zwischen seinen Handflächen hin und her.
Um die null Grad zeigt an diesem Donnerstagmittag das Thermometer. Der Markthändler aus Rieder hat einige Kisten mit Äpfeln, Quitten, Kartoffeln, Blumenzwiebeln und anderen Früchten auf und neben den Tisch gestellt, den er jeden Donnerstag auf dem Ascherslebener Wochenmarkt aufbaut. „Alles aus eigenem Anbau oder der Region“, wirbt er um Kundschaft.
Kein Dach über dem Kopf wie andere Kollegen
Ein Dach über dem Kopf - wie die anderen seiner Händler-Kollegen - hat der Nordharzer nicht. Er trotzt dem Winterwetter auch so. Dabei helfen ihm allerdings batteriebetriebene Mini-Heizungen, die er sich in die Stiefel und Handschuhe geschoben hat, verrät er schließlich.
Als Marktmann ist Ralph Marscheider, wenn’s ums Wetter geht, einiges gewöhnt. Da rangieren die derzeitigen Temperaturen eher am unteren Ende der Ungemütlichkeits-Skala. Um tatsächlich einmal zu Hause zu bleiben - da müsse es schon viel dicker kommen.
Zweistellige Minusgrade oder Schneesturm wären für Marscheider so ein Grund. Mehr wohl aber noch für die Knollen, Kohlköpfe, Zwiebeln und anderen Früchte, die dann wahrscheinlich einem Ende durch Erfrieren entgegensehen würden.
Aktuelle Wetterlage ist im Jahrestrend
Die aktuelle Wetterlage liegt übrigens voll im Jahrestrend. Früher bezeichneten die Menschen die derzeit herrschenden Temperaturen als Sebastiani-Kälte. Wie „MZ-Wetterfrosch“ Jurik Müller erklärt, herrsche in 80 Prozent der Jahre zwischen dem 16. und 28. Januar überwiegend niederschlagsarmes, frostiges Hochdruckwetter.
„Jest ładna pogoda“ - schönes Wetter heute - hatte der Händler Andizej am Donnerstag gut lachen, als plötzlich sogar die Sonne durch die Wolken lugte.
Der Stettiner bietet aus seinem Verkaufswagen heraus polnische Spezialitäten wie schlesische Weißwürste, Oscypek-Käse und Süßigkeiten an. Da sei ihm das Wetter eigentlich egal. Zumindest so lange die Straßen nicht verschneit sind und das Auto rollt, stehe er auf den Märkten in der hiesigen Region. Nur einmal in der Woche fahre er nach Polen - um Nachschub zu holen.
Ascherslebener Markt trotzdem gut besucht
Aschersleben gehöre auch in den Wintermonaten zu den von den Anbietern sehr gut besuchten Wochenmärkten, weiß Händlerin und Markt-Chefin Gabriele Ebeling. Anderenorts würden in dieser Zeit gerade einmal drei oder vier Verkaufswagen anrollen. Trotzdem fehlen auch hier einige, um von einer vollen Besetzung sprechen zu können.
So würden einige Kollegen den Winter traditionell nutzen, um Urlaub zu nehmen oder das eine oder andere Wehwehchen auszukurieren, weil man als Händler zu den anderen Jahreszeiten nicht dazu komme.
Und für die meisten Anbieter von Garten- und Zimmerpflanzen beginnt das Geschäft sowieso erst wieder im Frühling.
Vorhänge halten kalte Luft zurück
Wintertauglich präsentierte sich dagegen der Stand von Norman Schulte aus Oschersleben. Bei ihm hielten Vorhänge die kalte Luft zurück, während im Hintergrund ein Warmluftgebläse bullerte, für erträgliche Temperaturen sorgte und Obst, Gemüse und Südfrüchte vor dem Erfrieren bewahrte. (mz)
