Lehrerstreik Lehrerstreik: Schulbetrieb in Aschersleben läuft trotz Streik

Aschersleben/MZ - In der Burgschule ging am Dienstag gar nichts mehr. Gleich 13 Lehrer der Sekundarschule in Aschersleben schwänzten den Unterricht, um in Magdeburg gemeinsam mit Kollegen aus ganz Sachsen-Anhalt unter anderem für höhere Löhne zu demonstrieren (siehe "Unterricht fiel landesweit größtenteils aus"). Verblieben waren nach Aussage von Schulleiterin Monika Illing deshalb nur noch fünf Lehrkräfte, die zumindest bis zum Mittag noch versuchten, die Schüler in Deutsch, Mathematik oder Geschichte zu unterrichten.
Die Burgschule war damit allerdings schon der Extremfall. Alle anderen Schulen in der Stadt konnten überwiegend regulären Unterricht anbieten. Am Gymnasium Stephaneum, der größten schulischen Einrichtung in Aschersleben, sprach man sogar von weniger Vertretungsstunden als zu Zeiten der Grippewelle vor ein paar Wochen. Zehn der insgesamt über 70 Lehrkräfte fehlten nach Angaben von Schulleiter Klaus Winter. Er kann die Bereitschaft seiner Kollegen zum Streik verstehen. „Wenn der Arbeitgeber kein Angebot macht, dann muss er damit rechnen.“
Von einem lahmgelegten Schulbetrieb, wie von der Bildungsgewerkschaft GEW im Vorfeld angekündigt, konnte trotz einiger Ausnahmen aber keine Rede sein. Tatsächlich fanden sich Dienstagvormittag nur etwas mehr als 40 Lehrer aus der Region am Bahnhof in Aschersleben ein, um mit dem Bus in die Landeshauptstadt zu fahren. Dort verliehen sie ihren Forderungen anschließend auf dem Marktplatz mit tausenden anderen Lehrern Nachdruck.
Einer, der sich an den Protesten beteiligte, war Enrico Friedel-Treptow. Statt Biologie und Chemie in den siebten und achten Klassen am Stephaneum zu unterrichten, protestierte der stellvertretende Vorsitzende des GEW-Kreisverbandes gegen die Arbeitsbedingungen an den Schulen. „Ich hoffe, dass es damit zu Verbesserungen kommt“, sagte der Lehrer mit Blick auf die Schüler- und Stundenzahlen. Die könnten in Zukunft, so fürchtet Friedel-Treptow, weiter steigen. Kollege Norbert Falke vom Verband Bildung und Erziehung vermutete, dass das Land mit den befürchteten Erhöhungen der Schüler- und Stundenzahlen das Lehrerdefizit ausgleichen will.
Ines Ihlo, pädagogische Mitarbeiterin an der Kastanienschule in Aschersleben, zeigte sich Dienstagvormittag aufgrund der Prognosen für die Förderschule enttäuscht. „Die Stellen werden nach und nach abgebaut“, sagte sie. Derzeit müssten sich sechs pädagogische Fachkräfte um die fast 50?Schüler kümmern. Wenn eine Kollegin demnächst in Rente gehe, werde ihre Stelle nicht wieder besetzt. Deshalb sagte Ihlo: „Wir kämpfen bis zum Schluss.“ Sie forderte außerdem junges Personal und gleichen Lohn für gleiche Arbeit sowie Altersteilzeit-Modelle auch für unter 60-Jährige.
Viele Eltern nahmen den Unterrichtsausfall unterdessen gelassen. Uta Apel zum Beispiel findet, dass gute Arbeit auch mit gutem Geld bezahlt werden müsse. „Das sollte es dem Land schon wert sein.“ Apel hat eine Tochter, die die elfte Klasse des Gymnasiums besucht.