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Landwirtschaft Landwirtschaft: Kleiner Nager frisst die Ernte

Von Marion pocklitz 24.07.2012, 17:01

Hoym/MZ. - "Werden die Eichen vor den Eschen grün, dann wird es ein sehr durchwachsener Sommer werden. In diesem Jahr waren die Eichen sogar drei Wochen früher dran." Frank Zedler, Geschäftsführer der Agrargenossenschaft Hoym und Präsident des Landesbauernverbandes, blickt bei diesen Worten aus dem Fenster. Zur Zeit scheint die Sonne. Doch das ist eben nicht von Dauer.

Der viele Regen mache der Landwirtschaft zu schaffen. Allerdings nicht so sehr wie die Mäuseplage. "Im Süden Sachsen-Anhalts wurden 20 Prozent der Ernte von den kleinen Nagern vernichtet. Bei uns sind es schätzungsweise fünf bis zehn Prozent", schätzt der Fachmann ein. Die Vertreibung der Mäuse sei schwierig. Ein Mittel zum Spritzen gebe es nicht mehr, so dass jetzt jedes Mauseloch einzeln mit sogenannten Giftkegeln "versorgt" werden muss. "Doch das ist bei dieser Vielzahl einfach nicht zu schaffen", so Zedler weiter.

Die Industrie müsse dringend an einem Spritzmittel arbeiten. Die Mäuse fressen die kleinen Pflanzen ab, knabbern die Weizenhalme an und klettern sogar am Raps hoch und fressen die Schoten. "Die Futterkette müsste dringend unterbrochen werden, sonst geht bald gar nichts mehr. Das heißt, man müsste mindestens drei bis viermal grubbern. Doch Diesel ist sehr teuer und auch die Zeit fehlt dafür", erklärt er.

Trotzdem rechnet der Präsident des Landesbauernverbandes in diesem Jahr mit einer Durchschnittsernte. Nicht nur auf den Feldern der Agrargenossenschaft in Hoym, sondern in ganz Sachsen-Anhalt. Der Winter brachte viele Kahlfröste - auf dem Acker lag kein Schnee und die Erde war dem Frost ungeschützt ausgesetzt. "Wir hatten hier ein bisschen Schnee. Das hat schon geholfen. Danach kam eine Frühjahrstrockenheit.

Trotzdem kam der Regen dann noch auf den letzten Pfiff. Das hat dann ausgereicht", erklärt Zedler. Allerdings gab es in manchen Regionen viel zu viel davon. Zum Beispiel im Jerichower Land.

Hier werde jetzt mit der Ernte der Gerste angefangen. Auch der Raps werde vermutlich früher geerntet, wenn das Wetter sich hält. Die Agrargenossenschaft in Hoym bebaut im Schnitt 1 260 Hektar Land. Davon sind 650 Hektar Getreide. Der Rest werde mit Zuckerrüben und Raps - für die Hoymer die zweitstärkste Kultur - bebaut. "Und auf 300 Hektar haben wir Mais für unsere 150 Milchkühe und deren Nachzucht angebaut", erzählt der Fachmann.

Natürlich versuche sich die Agrar Hoym auch mit Exoten wie Sonnenblumen, Feldgras und Phacelia. Letztere ist eine Pflanze, die besonders von Bienen bevorzugt wird. Diese Exoten haben unter anderem den Vorteil, dass sie den Boden gut sanieren.

1992 wurde die Agrargenossenschaft in Hoym neu gegründet. "Sie ist nicht der Rechtsnachfolger der alten Genossenschaft", stellt Frank Zedler klar. Über Jahre sei die vorhandene Struktur so geblieben, wie sie war. Auch die Kühe wurden behalten. "Insgesamt haben wir mit der Nachzucht 350 Tiere. Unser Platz reicht durchaus auch für mehr. Im Jahr 2000 haben wir dann in einen neuen Milchstand investiert. Drei Jahre später war er fertig", so der Geschäftsführer.

Es gebe für die Kühe hier nicht, wie in anderen Regionen, genug Grünland. Dabei habe die Agrar Hoym bedeutend mehr Fläche gehabt. Doch durch den Bau der B 6n, der Ortsumfahrung Nachterstedt, der Kiesgrube und die Erschließung des neuen Gewerbegebietes haben sie insgesamt 300 Hektar Land durch solche Maßnahmen verloren.

"Wir sind nun mal Pächter. Da hat man immer schlechte Karten. Wir sind nicht gegen neue Straßen. Doch für solche Maßnahmen sollte man nicht das beste Ackerland nehmen. Die Kanzlerin hat versprochen, etwas in dieser Richtung zu tun, doch bisher ist nicht viel passiert", ärgert er sich.

In der Agrargenossenschaft in Hoym arbeiten zur Zeit 15 Mitarbeiter. "Und wir haben insgesamt 3 000 PS auf dem Hof stehen. In Spitzenzeiten sind es sogar 4 000 PS. Unsere Anlage hier ist neun Hektar groß", verrät der Fachmann. In jüngster Zeit wurde mit Vereinen, Stadt, Nachbarschaftsbetrieben, Mitarbeitern und deren Angehörigen und Verpächtern das 20-jährige Bestehen gefeiert. "Es war ein Tag des Dankeschöns. Denn wir leben immerhin davon, dass uns andere ihr Eigentum zur Verfügung stellen", sagt Zedler.