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Landwirtschaft in Cochstedt Landwirtschaft in Cochstedt: Wende im Hühnerstreit

Von Marko Jeschor 04.02.2015, 18:49
Landwirt Voges kann jetzt seinen Hühnerstall bauen.
Landwirt Voges kann jetzt seinen Hühnerstall bauen. Gehrmann Lizenz

Cochstedt - Der Widerstand von Stadtverwaltung und Anwohnern gegen den geplanten Großhühnerstall in Cochstedt hat nichts genützt. Landwirt Hans-Heinrich Voges darf den ehemaligen LPG-Kuhstall in der Straße Am Weißen Tor umbauen. Der zuständige Landkreis hat in dieser Woche eine entsprechende Baugenehmigung erteilt. Damit kann der denkmalgeschützte Gebäudekomplex vor dem Zerfall bewahrt werden.

Landwirt Voges begrüßte die für viele überraschende Entscheidung des Kreises. „Ich bin ganz platt.“ Denn der 79-Jährige hatte nach einer ersten Ablehnung des Projekts vor einigen Jahren nicht mit einer Genehmigung gerechnet. Nun will Voges schnell mit den konkreten Planungen beginnen. Frühstens im Herbst könnten dann die Arbeiten beginnen. Der Landwirt will mit etwa 4 600 Legehennen in Bodenhaltung tausende Eier produzieren.

Weiterer Widerstand

Mit weiterem Widerstand muss der Landwirt dennoch rechnen. Einerseits will Anwohner Georg Drexel in einer Versammlung klären, ob das Vorhaben doch noch irgendwie verhindert werden kann. Er fürchtet um den Verlust der Lebensqualität und hatte über 170 Unterschriften als Zeichen des Protestes dem Landrat geschickt (die MZ berichtete). Zudem will die Stadtverwaltung von Hecklingen die Entscheidung des Kreises dem Stadtrat in der nächsten Sitzung vorlegen.

Viele Kommunalpolitiker wie Bürgermeister Hans-Rüdiger Kosche (CDU) hatten sich zunächst gegen den Hühnerstall ausgesprochen, weil sich in unmittelbarer Nähe Kindertagesstätte und Wohngebiet befinden. Kosche sagte: „Massentierhaltung gehört nicht in den Ort.“ Auf MZ-Anfrage erklärte er nun, dass er wenig Chancen sieht, gegen die Genehmigung vorzugehen.

Umweltauflagen hoch

Denn laut Kreisverwaltung ist die Legehennen-Anlage nach dem Flächennutzungsplan der Stadt Hecklingen grundsätzlich dort zulässig. Zudem räumt der Gesetzgeber landwirtschaftlichen Betrieben in Dörfern einen gewissen Vorrang ein - auch, wenn der unter Umständen zu Lasten der Anwohner geht. Jedoch seien in diesem Fall keine gravierenden Geruchsbelästigungen zu erwarten.

So sehen es übrigens auch andere Landwirte in Cochstedt. Ulrich Dubiel sagte, die heutigen Umweltauflagen seien so hoch, dass Lärm und Gestank nahezu ausgeschlossen seien. Ihn wundere daher die ablehnende Haltung vieler. Arthur Taentzler, auch CDU-Stadtrat, erklärte, dass von Massentierhaltung keine Rede sein könne. „Erst bei einer zehnfachen Größe könnte man über mögliche Beeinträchtigungen sprechen.“ Vielmehr laufe es angesichts der Anzahl von Legehennen schon auf eine Bio-Haltung hinaus. (mz)