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Kippt ganzer Straßenzug um?

Von Jochen Miche 04.07.2005, 20:02

Aschersleben/MZ. - Das Problem bei dem Abriss: Die Beseitigung eines Problems schuf mindestens zwei, im Grunde sogar drei neue Probleme. Diese tragen die Namen Gürth, Grollmütz & Jassmann GbR und Waltherr. Deren Immobilien haben bei der Abrissaktion Schaden genommen.

Anwohner Helmut Gürth sagte am Montag: "Ich hoffe nur, dass mein Giebel bald ordentlich instand gesetzt wird." Gürth, der eigentlich am Stephanikirchhof wohnt, möchte, dass sein beim Abriss der Nr. 29 "freigelegter" Westgiebel wieder ordentlich hergerichtet wird. Derzeit bietet nur eine Plastikplane Schutz.

Das Hettstedter Immobilienunternehmen Grollmütz & Jassmann musste wegen des Abrisses der Nr. 29 seinem Mieter in der Nr. 30 im Januar kündigen. Beim Abriss der Nr. 29 wurde auch das Nachbargebäude, die Nummer 30, instabil. Da die Decken hier nicht abgestützt worden waren, gab es Risse und Verwerfungen. Damit das Haus nun nicht unter der tonnenschweren Last der Ziegel zusammenbricht, beauftragte Grollmütz & Jassmann die Wiederstedter Firma Holzbau Andreas Bich mit dem Montag erfolgten Abdecken.

Jens Jassmann: "Erst durch den Abriss der Nr. 29 ist unser Haus zum Abrissobjekt geworden. Hier ist ein gravierender Eingriff in die Statik erfolgt, was die Standsicherheit gefährdet hat." Und er erklärte: "Wenn in solcher Bebauung ein Stein herausgenommen wird, kann sich ein Dominoeffekt einstellen, was heißt: Ein Haus nach dem anderen wird instabil oder stürzt ein."

Nachbar Norbert Waltherr sagte am Montag: "Wenn ich eine Häuserzeile aus dem 17., 18. Jahrhundert öffne, ist fast sicher, dass die ganze Zeile hinterher kommt. Eins ist klar: Wenn das rote Haus von Grollmütz kippt, dann fällt das grüne hinterher, und dann kann man das gelbe auch gleich abreißen. Was danach kippt, ist auch klar."

Inzwischen setzen sich die Anwälte von Grollmütz & Jassmann und des Landkreises auseinander. Und es gibt einen ersten Rückzug des Landkreises: Das Bau- und Bauordnungsamt nahm am 24. Mai die Abrissverfügung zurück, die es Grollmütz & Jassmann am 29. März erteilt hatte. Amtsleiter Christoph Voigt über die Gründe: "Es gab neue Erkenntnisse." Angesichts der bereits entstandenen Kosten (Sanierung ihres Hauses, Kündigen ihres Mieters, Sicherungsmaßnahmen) grollt Grollmütz & Jassmann dem Landkreis.