1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Aschersleben
  6. >
  7. Proben beim Carnevalsclub : Karneveal in Aschersleben: Proben beim Carnevalsclub - Hacke, Spitze, eins, zwei, drei

Proben beim Carnevalsclub  Karneveal in Aschersleben: Proben beim Carnevalsclub - Hacke, Spitze, eins, zwei, drei

Von Kerstin Beier 25.11.2016, 08:13

Aschersleben - Das Beste am Männerballett? „Na, die Männer!“ Damit hat Christoph Hosang, der Neuling in der Truppe, die Lacher ganz auf seiner Seite. Und gelacht wird noch viel an diesem Abend. Elf kernige Kerle absolvieren eine von vielen Übungsstunden im Michaelshaus in Aschersleben, damit die Auftritte des skurrilen Ensembles in der neuen Karnevalssession auch klappen mögen.

Auch wenn Humor eine ernste und in diesem Fall sogar eine schweißtreibende Sache ist: Spaß wollen die Jungs um Andreas Rossa natürlich trotzdem haben. Freude an dem, was sie tun, ist wohl auch die Triebfeder für die Männer, schon so viele Jahre dabei zu sein und ungezählte Stunden in ihr Hobby zu stecken.

„Jeder kann das nicht“, denkt Benno Schigulski, denn schüchtern oder gar verklemmt sein darf ein Mitglied des Männerballetts natürlich keineswegs. Wenn sich stattliche Bäuche über weißen Tutus wölben, immer mal wieder jemand aus der Reihe tanzt und sich Grazie schon aus anatomischen Gründen nicht einstellen will - dann ist alles gut. Und das Publikum schlägt sich auf die Schenkel vor Lachen.

Ballettkarriere begann für Martin Schwemmer vor 30 Jahren

Für Martin Schwemmer war der Beginn seiner Ballettkarriere vor etwa 30 Jahren allerdings eine Überwindung. In den ACC war er eingetreten wegen der hübschen Mädchen in der Garde. Das gibt er freiweg zu. Im weißen Röckchen so etwas wie den Schwan zu geben, das war dann aber doch eine Hürde.

Nun, er hat sie genommen und der Einsatz hat sich gelohnt. Denn im Faschingsverein lernte er seine Frau Alexandra kennen. Sie ist ebenfalls bis heute aktiv. Auch ACC-Chef Klaus Mahnert fühlte sich ins kalte Wasser geworfen, als er von jetzt auf gleich einen Vereinskollegen vertreten musste, der sich bei einem Auftritt zur Weiberfastnacht einen Muskelfaserriss zugezogen hatte und ausfiel.

„Mir blieb gar nichts anderes übrig, ich musste einspringen“, lacht er. Bis heute ist er dabeigeblieben und kann gar nicht sagen, welcher der vielen Auftritte ihm der liebste war. „Es war immer anders, aber auch immer schön.“ Das will was heißen, denn schon seit 1972 gibt es das Nonsens-Ballett.

Männer aus Aschersleben bewegen sich im Takt

Inzwischen bewegen sich die Männer in einer Reihe nach den ersten Takten der Musik. Die Konzentration steht ihnen ins Gesicht geschrieben, nach drei Proben ist die Choreografie noch unbeackertes Land.

„Zu schnell. Und die Hände unten lassen!“, ruft Martin Schwemmer seinen Mittänzern zu. „Hacke, Spitze, vor ... “. Jemand gibt Kommandos, die ersten zwei Minuten des Tanzes sind eher ein Schreiten und damit noch harmlos. Wer die Auftritte des Balletts kennt, weiß aber, dass sich die Männer nicht schonen. Die „Altberliner Tänze“ haben alle noch als besonders schweißtreibend in Erinnerung. „Da haben wir gepumpt wie die Maikäfer“, sagt Jürgen Schudra, mit 58 Jahren der Älteste im Rund.

Nach einer kurzen Pause heißt es schon wieder: „Musik an!“. Es geht weiter. Eins, zwei, drei - und Sprung. Enrico Bauer, einer der Choreografen und gleichzeitig Mittänzer, erklärt die Sprünge. „Wir machen das jetzt dreimal nach jeder Seite“, sagt er. Die Männer merken: Was nach rechts noch gut klappt, will nach links nicht gelingen. „Da muss man die andere Gehirnhälfte einschalten“, meint einer lachend und versucht es immer wieder.

Ideen werden sich Internet geholt

Ideen für die Auftritte zu finden, sei heute, dem Netz sei Dank, viel einfacher als früher, findet Thomas Jacobi. Und die Kostüme? Die Männer grinsen. Sie wissen, dass jeder Auftritt ohne die fantasievollen und zum Teil gewagten Outfits nur halb so gelungen wäre. Verantwortlich dafür ist Christine Gürth.

Ihre „Bestellung“ erhält sie in liebevoller, oft sogar in gedichteter Form. So auch in diesem Jahr, wenn die Tänzer im Schottenrock auftreten möchten und genaue Vorstellungen haben von den Accessoires. Die Schlussformel unter dem „Wunschzettel“ ist immer die gleiche: „Drum bleib schön fröhlich und so nett: Dein dich liebendes Männerballett.“ (mz)