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Kabarettfestival in Aschersleben Kabarettfestival in Aschersleben: Pfefferküsse Ideenklau und Gehirnprothese

Von Marie-Luise Graichen 09.11.2014, 15:54
Gut besucht waren die Werkstattprogramme am Sonnabend. Da begeisterten auch die Kabaratten aus Bernburg.
Gut besucht waren die Werkstattprogramme am Sonnabend. Da begeisterten auch die Kabaratten aus Bernburg. Frank Gehrmann Lizenz

Aschersleben - Zuschauergewimmel an drei Spielstätten gleichzeitig. Die Türen wurden pünktlich geschlossen und für 45 Minuten hatte kein Zuschauer mehr die Chance auf Einlass – die Kabarettaufführungen blieben ungestört.

Auch am Sonnabend waren die Gäste zahlreich gekommen, und die Anspannung von Olaf Kirmis als Vorsitzender der Bundesvereinigung Kabarett legte sich langsam. Er zeigte sich sehr zufrieden mit der Resonanz der bundesweiten Veranstaltung, dem zehnjährigen Jubiläum angepasst, wie er feststellte.

Ganz besondere "Sternstunde"

Besonders freute ihn, dass sich Schüler von zwei Schulen unter den zahlreichen Gästen befanden, die sich für die Aufführungen innerhalb der Werkstattprogramme interessieren. Und er bezeichnete es als ganz besondere „Sternstunde“, dass sich die Schüler von der Sekundarschule „Heinrich Heine“ aus Magdeburg Anregungen holen und in naher Zukunft ein eigenes Schülerkabarett bilden wollen.

Angebote zum geistigen Diebstahl boten sich ausreichend, beispielsweise beim Jugendkabarett „Die Pfefferküsse“ aus Cottbus. Einfallsreich und äußerst originell vermittelten acht junge Querdenker zwischen zehn und 18 Jahren, wo der Gesellschaft und insbesondere der Jugend der Schuh drückt.

Wer will sich heutzutage schon dem Armutsrisiko aussetzen und Kinder anschaffen? Das gut situierte Ehepaar Hildegard und Alfred jedenfalls nicht. Sie holten so ziemlich alle Argumente hervor, die gegen eigene Kinder sprachen – und schlossen mit der unmissverständlichen Feststellung: Kinder sind eine Gefahr für die Gesellschaft.

Wie beim Kabarett üblich, geht alles von leicht bis stark übertrieben, aber umso anschaulicher über die Bühne. Wie die beiden Mütter, die mit ihren Kleinkindern einen Rollentausch eingegangen sind und statt ihrer im Sandkasten buddeln und Roller fahren. Schließlich sind die lieben Kleinen vom Babyalter an mit Kursen und Lehrgängen voll ausgelastet und haben durchaus keine Zeit mehr zum Spielen. Die Ideen der Cottbusser waren originell und einfallsreich, voller gelungener Pointen. Das brachte ihnen viel Applaus von den Zuschauern ein.

Keine Altersbeschränkungen

Dass Kabarett durchaus generationsübergreifend zu verstehen ist, es also keine Altersbeschränkungen gibt, bewiesen viele andere Kabarettgruppen. Beispielsweise die vier „Spitzenpensionäre“ aus Erfurt, die mit ihrem Programm „Der Trend geht zur Gehirnprothese“ den Finger auf wunde Stellen legten, die nicht ausschließlich Bürger jenseits der Berufstätigkeit ansprachen. Wo Daten, Gedanken, Ideen und andere Kopfprodukte einerseits geschützt, andererseits geklaut und getauscht werden, ist der Kopf von heute leicht überfordert. So plädierten sie in Anbetracht der zahlreich vorgetragenen Fakten für die globale Pflichteinführung der Gehirnprothese. Ganz so schlimm wird es nicht kommen, aber man weiß ja nie. Ob Klatsch und Tratsch mit Ilsa alias Günther Ziegler aus Aschersleben, eine kabarettistische Kriegserklärung von Jane Zahn aus Berlin oder andere Themen der insgesamt zwanzig Kabarettgruppen - sie alle bereicherten die Kabarettlandschaft mit ihren professionellen Programmen. (mz)