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«Ich ging gern in die Schule»

Von Jochen Miche 25.03.2007, 19:01

Aschersleben/MZ. - Mehr als 50 Lehrerinnen, Lehrer und pädagogische Mitarbeiter der 1. Oberschule, späteren POS, folgten am Freitagabend zunächst den Ascherslebener Stadtpfeifern, die ihnen zu Ehren aufspielten, und danach dem heutigen stellvertretenden Schulleiter und geduldigen Gesprächspartner, Klaus Winter, bei der Schulführung. Viel Interesse zeigten die "Ehemaligen" an einer Schau mit Fotos und alten Lehrmitteln. Letzteres hatte Schulmittelausstatter Andreas Knoche bereitgestellt. Er ging einst in diese Schule; von 1986 an stattete er auch dieses Haus mit Lehrmitteln aus. Er meinte schelmisch lächelnd: "Ich durfte damals schon an Gott glauben - an Margot" (Honecker, die damalige Bildungsministerin).

So, wie die 1. Oberschule "Waldemar Holtz" in der Wende-Bilderstürmerei um 1990 ihren politisch unverdächtigen Namen (Holtz war von 1898 bis 1911 Direktor der Stephanischule gewesen) verlor, so verloren auch viele Lehrer ihren Job. Arbeitslosigkeit, Vor- und regulärer Ruhestand waren die Schlagworte. Einer, der damals gehen musste, war Schuldirektor Hans-Georg Blankennagel.

Der heute 72-Jährige leitete die zehnklassige Schule von 1971 bis 1990. "In meiner Zeit haben sich die Lehrer wirklich große Mühe gegeben, die Schüler zu Persönlichkeiten heranzubilden und zu Menschen zu erziehen, die in der Gesellschaft ihren Mann stehen", formulierte er den einstigen Anspruch. Er selbst war 1940 in der Stephanischule eingeschult worden, war Gartenbauingenieur und später Diplompädagoge geworden.

Die 72-jährigen Lehrerinnen Inge Hörhold und Christa Dräbert waren noch länger an der Schule: 38 Jahre. Frau Hörhold: "Ich ging gern in die Schule - als Lehrer sogar noch lieber als in meiner Schulzeit." Als beide im Beruf anfingen, besuchten mehr als 1000 Mädchen und Jungen diese Schule; die Klassen hatten bis zu 44 Schüler. Das entkrampfte sich erst mit der Eröffnung der Schule Pfeilergraben.

Auch Bärbel Brichta (68) denkt gern an die Zeit hier zurück. Über ihren einstigen Schulleiter Blankennagel sagte sie: "Er war in erster Linie Mensch und erst dann Direktor." Ein Kompliment, das ihm viele machten. Die damalige Kollegialität und die Zusammenarbeit mit den Elternhäusern lobte auch Gisela Kegler, die von 1965 bis 1981 hier unterrichtete.

Eveline Jentsch gehörte genau wie Doreen Winkler zu den jüngeren Lehrerinnen beim Treffen. Frau Jentsch unterrichtet heute noch in diesem Haus (sie war von 1975 bis 1980 hier) und Frau Winkler ist an der Christlichen Grundschule in Aschersleben und dort glücklich. Letzteres hat auch mit der Hingabe an die Kinder zu tun: Bei elf Kindern in der Klasse macht das Unterrichten besonderen Spaß.