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Hunderte standen Schlange

Von Detlef Horenburg 26.09.2004, 13:48

Thale/MZ. - Wartezeiten von bis zu zwei Stunden mussten die spendenwilligen Bürger, die aus allen Himmelsrichtungen kamen, einplanen. So erging es auch Kerstin und Jaqueline Kober aus Gernrode. Ihnen mache das lange Warten nichts aus. "Wir wollen unbedingt helfen, denn jeder kann einmal in die Situation von Marcel kommen und hofft dann auch auf die Hilfe der anderen."

Allein von knapp 630 Menschen entnahmen Mitarbeiter der "Aktion Knochenmarkspende Sachsen-Anhalt" des Instituts für Transfusionsmedizin der Universitätsklinik Magdeburg Blutproben. Mit der Spendenaktion vom Montag ließen sich somit bei der größten Typisierungsaktion der Harzregion knapp 800 Menschen als Knochenmark- oder Stammzellenspender registrieren. Ganze Vereine, wie der Reitverein Thale, kamen geschlossen. Für die fast 30 Mubea-Mitarbeiter, die dem Spendenaufruf folgten, will die Firma die Typisierungskosten von jeweils 50 Euro übernehmen.

Zur Blutprobenentnahme von 10 bis 16 Uhr waren alle 18- bis 55- Jährigen eingeladen. Wegen des enormen Andrangs fingen die Uniklinikmitarbeiter bereits eine halbe Stunde früher an. Der letzte Spender verließ kurz vor 17 Uhr die Räume der Thale Email GmbH. "Der Andrang war enorm. Es war eine super Bereitschaft", berichteten die Institutsmitarbeiterin Kerstin Ringleb und Beatrice Weiß. Alles lief sehr ruhig ab. Sogar zwei Thalenser Ärzte, Heike Kozlowski und Dr. Ellen Probsthain, hatten wegen des Andrangs spontan das Schwestern- und Ärzteteam für einige Zeit verstärkt. Noch am Sonntag werde mit der Analyse der Proben in Magdeburg begonnen.

Doch es gab auch einen Wermutstropfen: Nicht alle Spendenwilligen konnten typisiert werden. Etwa 100 Menschen wurde wieder nach Hause geschickt. "Das ist uns sehr schwer gefallen", gestanden die Mitarbeiter. Dies habe aber vor allem den Grund gehabt, dass die Spendengelder für die Typisierung nicht reichen. Die Ersttypisierung werde nicht von den Krankenkassen finanziert. Das Vereinsbudget sei erschöpft. Allein für die fast 760 Blutproben werden 38 000 Euro benötigt. Auf das Spendenkonto seien bisher 9 000 Euro eingegangen. Rund 1 000 Euro wurden am Sonnabend abgegeben. "Wir benötigen deshalb dringend jeden Euro", appellierte Frau Ringleb. Erst, wenn wieder Geld zur Verfügung steht, kann eine weitere Typisierungsaktion angesetzt werden.

Ulrike Lordan und Torsten Altmann gehören zu den Spendern, die wieder gehen mussten. "Natürlich sind wir traurig, dass wir heute nicht helfen konnten", gestanden beide. Sie zeigten sich besonders betroffen darüber, dass die Krankenkassen nicht die Kosten tragen. Für Raucherentwöhnung und Alkoholentzug sei das Geld da, aber nicht für einen schwerkranken Jungen. "Wenn es eine neue Aktion gibt, kommen wir wieder", sagten sie.

Angesicht der riesigen Resonanz standen am Sonntag den Eltern von Marcel, Silke und René Berlinski, in Gesprächen mit den Spendern öfters einmal Tränen in den Augen. "Richten Sie bitte allen Helfern und Spendern unseren herzlichen Dank aus", baten beide die MZ.

Spendenkonto:

Aktion Knochenmarkspende Sachsen-Anhalt e.V.

Bank für Sozialwirtschaft, Kontonummer 84 86 600, BLZ: 810 20 500, Verwendungszweck: Marcel / Thale.