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Gerettete Schätze für neue alte Häuser

Von Petra Korn 02.10.2006, 15:15

Aschersleben/MZ. - Manche kommen mit dem Zollstock, andere mit Büchern oder Zetteln, auf denen Maße notiert sind, oder sogar mit einem Musterstück. Und wieder andere kommen, um erst einmal einfach so zu schauen - in eine Schatztruhe der besonderen Art: Im Rahmen des Tages der Regionen hat der Verein zu Pflege historischer Handwerkstechniken einen Tag der offenen Tür in seinem Altbaustoffhof in Aschersleben gestaltet.

Was in der Halle am Siebzehnerberg gelagert und zur Wiederverwertung angeboten wird, ist vielfältig. Da gibt es beispielsweise Kastenschlösser, die längst nicht mehr hergestellt werden, und wunderschön verzierte Türbeschläge. Sie sind, wie alle anderen Dinge, von den Vereinsmitgliedern bei Abrissen von Gebäuden geborgen worden. "Falls jemand so etwas für eine Sanierung sucht. Das ist gerade im denkmalpflegerischen Bereich wichtig", weiß Vereinsmitglied Georg Böttcher. "So etwas nachfertigen zu lassen, kostet viel Geld. Und es ist dann kein Original." Bruchsteine unterschiedlicher Größen, Teile von Sandsteingewenden, Dachziegel verschiedenster Art oder Firstziegel in Sonderformen, die heute nicht mehr so einfach zu bekommen sind, gibt es in der Halle ebenso wie Balken verschiedener Stärken, Längen und Bearbeitungsformen. "Teils sind sie sogar noch von Zimmerern per Hand zugerichtet worden", erläutert Böttcher. Solches Holz eigne sich beispielsweise gut zum Reparieren von Fachwerk: "Es ist schon abgelagert, es reißt nicht mehr." Auch Sandsteingewende, Innentüren, Handläufe und Sprossen für Treppengeländer und wunderschöne, mehr als 100 Jahre alte Eingangstüren haben die Vereinsmitglieder vor dem Ende auf irgendeiner Deponie gerettet.

"Viele suchen ganz bestimmte Materialien und wissen nicht, woher sie diese bekommen können", so die Erfahrung von Manfred Krätzig, Vorsitzender des Vereins zur Pflege historischer Handwerkstechniken. "Wir nutzen den Tag der Regionen, um zu zeigen, was wir haben und preisgünstig anbieten können." Deshalb habe der Verein im vergangenen Jahr erstmals einen Tag der offenen Tür veranstaltet und hier viel Zuspruch gefunden. Da der Verein zwischenzeitlich auch durch Mitarbeiter auf Basis von Ein-Euro-Jobs unterstützt wurde, konnten in diesem Jahr erstmals auch aufgearbeitete Innentüren und Sprossen angeboten werden. "Das kommt gut an", weiß Manfred Krätzig.

Beim Tag der offenen Tür erst einmal umschauen wollte sich Heiko Keller. "Weil wir ein bisschen was an alten Sachen brauchen", erzählte der Westdorfer, der dabei ist, Stück für Stück ein älteres Haus zu sanieren. Bruchsteine stehen ebenso auf seiner Wunschliste wie Teile für das Treppengeländer, das aufgearbeitet werden soll. Die Idee des Altbaustoffhofes findet er "voll in Ordnung". Alte Substanz erhalten - "das kann man nur mit den gleichen Sachen". Schnell etwas Passendes gefunden hatte Dagmar Greiffenreich aus Groß Schierstedt: einen großen Holzbalken. "Wir wollen eine Terrasse bauen", erzählte sie. Dafür werde Holz mit bestimmten Maßen gebraucht.