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Fremde Kulturen hautnah erleben

Von CHRISTINE KÖSLING 23.12.2008, 17:02

ASCHERSLEBEN/MZ. - Und dem wollen Schulen wie das Gymnasium Stephaneum mittels Projekttagen entgegenwirken. Kürzlich wurde angesichts des anstehenden "Internationalen Tages des Migranten" ein solcher Tag für die Schülerinnen und Schüler der achten Klassen veranstaltet. Dazu luden die drei Lehrer und Organisatoren Karin Hätsch, Beate Erfurth und Bernd Labza Referenten ein.

"Ich finde es toll, dass so etwas angeboten wird", äußert sich die 13-jährige Maxi Rinas. Sie hatte sich bei dem Workshop "Orientales Leben" eingeschrieben, bei dem der Musiker und Schauspieler Vahid Shahidifar, Migrant aus dem Iran und mittlerweile seit 22 Jahren wohnhaft in Deutschland, sein Heimatland, dessen Kultur und das tägliche Leben vorstellte. Und dabei wurde es keinesfalls langweilig: Vom Schreiben des eigenen Namens auf persisch, einer kleinen Teezeremonie, dem gemeinsamen Singen mit Begleitung auf original persischen Instrumenten wie dem Santur und dem abschließenden Kochen und Essen war alles dabei. "Das Singen hat sehr viel Spaß gemacht. Ich interessiere mich generell für andere Kulturen", gibt Maxi die Beweggründe für ihre Wahl an. "Ich fühle mich berufen, meine Kultur von ihren ganzen tollen Seiten zu zeigen. Gerade die junge Generation soll mein Land aus einem anderen Blickwinkel sehen und kennenlernen", so Vahid Shahidifar. Deswegen wolle er sich auch deutlich abgrenzen von den Islamisten, die so ein schlechtes Bild auf den Iran werfen. "Es wäre schön, das kulturelle Bild etwas stärker ins öffentliche Licht zu rücken. Damit wäre der Bevölkerung mehr geholfen als mit Negativschlagzeilen", findet auch sein Begleiter Markus Vongries aus Hohenerxleben.

Auch Thomas aus Magdeburg hat den Schülern seinen Heimatkontinent Afrika näher gebracht. Dies geschah in Verbindung mit einem Trommelworkshop. Dem Mosambikaner liegt es am Herzen, durch seine Projekte Vorurteile und Missverständnisse abzubauen und Menschen mit mangelnder Ahnung die Augen zu öffnen sowie zu vermitteln. Und dabei lernt er gleich Menschen kennen und lernt auch die deutsche Sprache besser. "Ich habe bisher noch nie getrommelt, aber es macht mir viel Spaß. Thomas ist sehr lustig und hat uns viel über Afrika erzählt", berichtet Joachim Behrens (14). Neben Trommeln und Kochen wurde auch ein Film von Sekundarschülern aus Pretzien über eine dortige, nicht lange zurückliegende Bücherverbrennung von Neo-Nazis gezeigt. Die Schüler der damals 8. Klasse haben sich danach intensiv mit dem Thema befasst und "sind auf Spurensuche gegangen", erklärt Thorsten Schliewinski, Schüler der 12. Klasse und für diesen Tag Betreuer der Gruppe. "Es ist ein tolles Projekt, die Schüler haben sich da wirklich reingehängt, und der selbst gedrehte Film und das Buch sind genial gemacht", beurteilt er die Leistung der Schüler.

Den Schülern wurden abwechslungsreiche Workshops geboten. Auch zwei Vertreter vom "Netzwerk für Demokratie und Courage" aus Magdeburg waren dabei, um über Flüchtlinge und Migranten aufzuklären, Amilou stellte sein Heimatland, die Elfenbeinküste, vor. Der Projekttag kann im Zusammenhang mit dem Titel "Schule mit Courage. Schule ohne Rassismus" gesehen werden, den das Stephaneum erlangen möchte, hätte aber auch so stattgefunden. "Das Feedback der Referenten ist durchweg positiv, auch die Schüler sind sehr zufrieden", resümiert Bernd Labza. Hauptanliegen sei gewesen, "den Leuten klarzumachen, dass wir nicht auf irgendeiner Insel leben. Toleranz und andere Kulturen sind sehr wichtig, und wer das nicht versteht, wird auch später in der Welt nicht klarkommen."