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Fordernder Großeinsatz  Mit Video: Gesucht bis zur Erschöpfung: Wehr kann bei Brand in Aschersleben Mann nur noch tot bergen

Ein Brand in einem Doppelhaus in der Winninger Siedlung fordert fast 70 Feuerwehrleute, Polizei und Rettungsdienst. Der mutmaßliche Bewohner kann nur tot geborgen werden.

Von Kerstin Beier Aktualisiert: 06.11.2024, 23:00
Bei einem Brand in der Winninger Siedlung in Aschersleben ist eine Person ums Leben gekommen.
Bei einem Brand in der Winninger Siedlung in Aschersleben ist eine Person ums Leben gekommen. (Foto: Frank Gehrmann)

Aschersleben/MZ - Ein toter Mann, zwei vorerst unbewohnbare Häuser und ein geschätzter Schaden von mindestens 150.000 Euro sind die traurige Bilanz eines Brandes, der am Mittwochabend fast 70 Feuerwehrleute, Polizei und Rettungsdienst in Atem gehalten hat.

Video: Löscheinsatz in Aschersleben: Feuerwehr kann Bewohner nur noch tot bergen

(Kamera, Bericht: Frank Gehrmann)

71-jähriger Bewohner noch im Haus

Gegen 19.45 Uhr melden Nachbarn Feuer in einer Doppelhaushälfte in der Rosa-Luxemburg-Straße in Aschersleben. Wenige Minuten später rückt die Freiwillige Feuerwehr Aschersleben an, der Brandort wird abgesperrt, Schläuche werden ausgerollt und die Drehleiter platziert. Die Aussagen der Nachbarschaft lassen darauf schließen, dass sich der 71-jährige Bewohner noch im Haus befinden muss. Er wohnt seit dem Tod seiner Frau allein und zurückgezogen, geht kaum aus dem Haus, eine Krankenhausabfrage verläuft negativ.

Immer wieder musste die Arbeit der Einsatzkräfte vor Ort aufgrund der erschwerten Bedingungen neu koordiniert werden.
Immer wieder musste die Arbeit der Einsatzkräfte vor Ort aufgrund der erschwerten Bedingungen neu koordiniert werden.
(Foto: Frank Gehrmann)

Es gilt also zunächst, den Mann in dem verwinkelten und zugestellten, völlig verrauchten Haus zu finden. „Wenn es um Personenrettung geht, geht der Puls nochmal mehr hoch als sonst“, sagt Einsatzleiter Andreas Heinze und lobt seine Mitstreiter, die engagiert eine körperlich und emotional überaus anstrengende Arbeit angehen: Unter Atemschutz dringen die Trupps ins Haus vor, wo sie null Sicht und große Hitze erwarten.

Das Wohnzimmer steht in Flammen, das Feuer findet wegen der Einbauten und zwischen all dem Hausrat ständig neue Nahrung. Die Feuerwehrleute schirmen zunächst den Brandraum ab, um die Bedingungen im Rest des Hauses nicht noch weiter zu verschlechtern und beginnen damit, mit Hilfe von Überdrucklüftern einen Rauch-Wärme-Abzug zu schaffen. Eines der Geräte ist auf dem Korb der Drehleiter platziert. Parallel wird die Brandbekämpfung von außen eingeleitet.

Dichter Rauch steigt über dem Haus in der Winninger Siedlung auf.
Dichter Rauch steigt über dem Haus in der Winninger Siedlung auf.
(Foto: Frank Gehrmann)

Einsätze unter Atemschutz werden lückenlos überwacht und dokumentiert

Die Männer unter Atemschutz wechseln sich regelmäßig ab, man sieht ihnen die Erschöpfung an, wenn sie die Masken vom schweißnassen Gesicht nehmen und nach der Wasserflasche greifen. Ihr Einsatz wird zur Sicherheit der Männer lückenlos überwacht und dokumentiert. Doch wie weit treibt man die Suche? „Wenn wir wissen, es ist noch jemand im Haus, dann hören wir erst auf zu suchen, wenn wir alles auf links gedreht haben“, erklärt der Einsatzleiter entschieden.

Inzwischen hat die Ascherslebener Feuerwehr Unterstützung angefordert, Kameraden aus Westdorf, Winningen, Mehringen und Drohndorf sind eingetroffen, die auch Atemschutzgeräteträger an Bord ihrer Fahrzeuge haben, um mit Manpower und Material zu helfen und die Trupps abzulösen. Insgesamt bilden die Feuerwehren aus Aschersleben und den Ortsteilen eine Mannschaft von fast 70 Leuten, die unterschiedliche Aufgaben erfüllen.

Mit Hilfe von Überdrucklüftern wird von draußen und drinnen entraucht.
Mit Hilfe von Überdrucklüftern wird von draußen und drinnen entraucht.
Foto: Frank Gehrmann

Tote Person wird gefunden

Nach etwa einer Stunde herrscht traurige Gewissheit: Der mutmaßliche Bewohner des Hauses ist tot, der wartende Notarzt und die Rettungskräfte können nichts mehr für ihn tun. Ob es sich tatsächlich um den vermuteten Hauseigentümer handelt, muss nun eine Untersuchung in der Rechtsmedizin klären.

Für alle Beteiligten, so viel ist schon klar, gehört dieser Einsatz zu den belastenden. „Aber das ist Feuerwehr“, sagt Andreas Heinze schlicht. Nicht jeder kann jede Aufgabe übernehmen, erklärt der gestandene Feuerwehrmann, doch das sei in Ordnung. Dann werde er eben an anderer Stelle eingesetzt.

Es war ein fordernder Einsatz für alle Einsatzkräfte.
Es war ein fordernder Einsatz für alle Einsatzkräfte.
Foto: Frank Gehrmann

Viele Kameraden sind schon lange dabei, andere arbeiten in der Pflege oder im Rettungsdienst und können auch deshalb mit schwierigen Situationen umgehen. „So belastend es ist, solche Einsätze schweißen auch zusammen. Wir achten aufeinander, sehen uns in die Augen und kümmern uns um die Jüngeren.“

Brandort wird beschlagnahmt

Um das Feuer endgültig zu löschen, braucht es noch mehrere Stunden. Bis gegen halb eins sind die Kameraden damit beschäftigt, den Brandraum auszuräumen und das Dach zu öffnen. Gegen 2 Uhr ist die Einsatzbereitschaft der Wehr wieder hergestellt und die Feuerwehrleute können endlich ins Bett.

Auch Beamte der Polizei beginnen noch in der Nacht mit ihrer Arbeit, der Brandort wird beschlagnahmt, die Ermittlungen zur Brandursache haben begonnen und dauern an. Nach Angaben aus dem Polizeirevier ist auch die andere Doppelhaushälfte wegen der Brand- und Raucheinwirkung zeitweise nicht bewohnbar. Die Bewohnerin sei vorerst bei Bekannten untergekommen.