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Fischsterben in Bode bei Staßfurt Fischsterben in Bode bei Staßfurt: Mehr Eigenkontrolle?

Von Detlef Anders 22.08.2019, 13:58
In der Bode bei Staßfurt, hier mit Blick auf St. Marien, sind nach einer Gewässerverunreinigung vor zwei Wochen zahlreiche Fische gestorben.
In der Bode bei Staßfurt, hier mit Blick auf St. Marien, sind nach einer Gewässerverunreinigung vor zwei Wochen zahlreiche Fische gestorben. Detlef Anders

Staßfurt - Wie viele Fische in den letzten Tagen in der Bode bei Staßfurt gestorben sind, ist unklar. Angler aus Staßfurt berichten nach Volksstimme-Informationen von 200 Kilogramm Fischkadaver, die sie aus dem Gewässer geborgen hatten. Stinkender gelber Schleim soll zuvor am 7. August in den Fluss geleitet worden sein. Das haben Zeugen bei der Polizei ausgesagt.

Auch die Beamten stellten später einen stechenden, beißenden Geruch und stark getrübtes Wasser in dem Bereich an der Liebesbrücke fest. Das Wasser sei vor dem Einlauf des Schleims naturbelassen und augenscheinlich sauber gewesen, berichtete auch die MZ nach den damaligen Polizeiangaben.

Fischsterben in Bode bei Staßfurt: Es liegen noch keine konkreten Ergebnisse vor

Welche Substanzen in den genommenen Wasserproben festgestellt wurden, woher sie kommen und ob sie tatsächlich für das Fischsterben verantwortlich sind, das ist aber nach wie vor nicht bekannt. Am Dienstagnachmittag gab es nach einem gemeinsamen Treffen von Vertretern der Stadt Staßfurt, des Landkreises und des Landes bei einem Pressegespräch auch keine konkreten Ergebnisse.

Die Proben, die die eigene Behörde genommen hat, seien als Beweismittel an das Landeskriminalamt übergeben worden, erklärte Landrat Markus Bauer (SPD), der sich laut einer Pressemitteilung für eine „lückenlose Aufklärung“ stark macht. „Wir dürfen die Proben nicht bewerten. Wir wissen nicht, was es ist“, bekannte er. Da eine Gewässerverunreinigung dem Strafrecht unterliegt, sind Staatsanwaltschaft und Polizei diejenigen, die das vorantreiben, hieß es. Durch die Übergabe an das LKA sei die Probe ein Beweismittel, das in einem Strafprozess später nicht angezweifelt werden könnte.

Landrat Markus Bauer: „Die Situation in den letzten Monaten war schon akut.“

„Wir brauchen Ergebnisse, um Schlussfolgerungen für die Zukunft zu ziehen.“ Was vielleicht anders geregelt und worauf Einfluss bei den in die Bode einleitenden Unternehmen mit einer sogenannten „wasserrechtlichen Genehmigung“ genommen werden muss. „Die Situation in den letzten Monaten war schon akut“, stellte Bauer fest.

„Die Bode ist für mich ein ganz wichtiges Gewässer“, betonte Umwelt-Staatssekretär Klaus Rehda (Grüne) und setzte auch noch „ein wichtiges Angelgewässer“ hinterher. Er erklärte aber auch, dass die vorhandenen Messstellen in der Bode regelmäßig beprobt werden. „Wir haben im Moment eine Extremsituation, nicht nur in der Bode, sondern im gesamten Land“, sagte er zum Fischsterben auch mit Hinweis auf die ausgetrocknete Selke. Der Sauerstoffgehalt in der Bode sei bei solchen Wetterlagen geringer und sorge bei der „Biologie“ für einen Stressfaktor.

Während in Staßfurt vor allem die Firma Ciech Soda als möglicher Verursacher des Fischsterbens angesehen wird, wollte Rehda explizit nicht auf diese hinweisen. Obwohl es erst im November 2018 nach einer Havarie im Unternehmen ein Fischsterben gab. Rheda sprach die Möglichkeit an, für einen gewissen Zeitraum den Abstand zwischen den bisherigen Monatsmessungen zu verringern.

Fischsterben in Bode bei Staßfurt: Es gibt 60 Einleiter im Stadtgebiet

Markus Bauer wünschte sich eine intensivere Eigenüberwachung in den Unternehmen. „Es gibt 60 Einleiter in Staßfurt.“ Vielleicht müssten dafür die Einleitgenehmigungen geändert werden. Die Unternehmen würden bereits zum Selbstschutz ihre Einleitungsüberwachung verstärken, teilte Gernot Kruse, Referatsleiter Abwasser des Landesverwaltungsamtes, mit. Bauer wertete dies als deutliches Signal.

„Die Frage ist, wie gehen wir mit den verstärkten Witterungseinflüssen um.“ Die Angler sollen eine Telefonnummer mit einem Ansprechpartner für Notfälle bekommen, um schnell reagieren zu können. Ihn bedrückt, dass von dem Ereignis im November noch keine Ergebnisse vorliegen und er wünscht sich von der Staatsanwaltschaft mehr Druck. „Wir werden gefragt, ich brauche die Informationen.“

Zeichen oder Zufall?

Gernot Kruse sagte, dass an der umstrittenen Einleitstelle nicht nur das Sodawerk Einleiter ist und nach einem Regenfall alle möglichen Stoffe in die Bode gelangt sein können. Das Gewässer sei schlagartig extrem belastet gewesen und die Bedingungen für die Fischwelt damit ganz schlecht. „Dass es im Umfeld von Ciech Soda ist, das kann ein Zeichen für ein Mitwirken oder Zufall sein.“

Landrat Bauer wünschte sich, dass in Zukunft deutlich geschaut wird, ob die Einleitstellen sauber sind. „Wir wollen alles tun, was möglich ist.“

Nach dem Pressetermin warteten 50 Staßfurter in der Nähe der Einleitstelle von Ciech Soda auf den Staatssekretär. Eine Stadträtin zeigte eine Liste von bislang 900 Unterschriften. Einige Teilnehmer forderten eine Messstelle an der Einleitstelle des Unternehmens. (mz)