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Festival freut Gäste und hilft dem Dach

Von Kerstin Beier 21.08.2006, 15:21

Hohenerxleben/MZ. - Ein Dach, das Reparatur und Erneuerung dringend benötigt und das dem ersten Schlossfestival seinen Namen gibt: "Eine kleine Dachmusik". Denn all die namhaften Künstler, die den Besuchern im Laufe des Wochenendes begeisternde Konzerte offerieren, spielen unentgeltlich. Die Spenden der Gäste und Sponsoren können dem maroden Dach also ganz direkt zufließen.

Wie bestellt reißt der Abendhimmel auf und lässt leuchtendes Blau sehen. Gerade so, als wollte Petrus die aufwendige Vorbereitung, die die Musiker und die Mitglieder der Schloss-Stiftung schon Tage vorher zusammengeführt hat, irgendwie belohnen.

Schon das Eröffnungskonzert in der Reithalle von Rita und Siegfried Klein lässt ahnen, dass die folgenden zwei Tage einiges an angenehmen Überraschungen bereithalten werden. Das Posaunenquartett "Opus 4" hat Bach im Notengepäck: Unter der Leitung von Jörg Richter, der als Soloposaunist im Gewandhausorchester Leipzig spielt und seit zehn Jahren Mitglied des Blechbläserensembles von Ludwig Güttler ist, begeistern die vier Musiker unter anderem mit dem bekannten "Air" von Johann Sebastian Bach.

Überraschend anders präsentieren sich die Ritmo Strings aus Dresden unter der Leitung des Gitarristen Gerald Gürtler - mit Musik, der Leidenschaft ebenso innewohnt wie verzehrende Sehnsucht. Das Ensemble hat sich erst vor einem Jahr gegründet; Gürtler im harmonischen Zusammenspiel mit zwei Violinistinnen der Musikhochschule Dresden und zwei jungen Percussionisten verblüfft mit spanischen Impressionen. Diese werden verstärkt vom Klang der Konzertkastagnetten, mit denen Friederike von Krosigk, Leiterin des Ensemble Theatrum am Schloss, südliches Feuer nach Hohenerxleben bringt. Eine schöne zusätzliche Bereicherung des Ensembles ist auch der bezaubernde Gesang der Mezzosopranistin Anne-Marie Seager, Sängerin an der Oper Leipzig.

Mit Puccinis "Chrysanthemen" und einem Quartettsatz von Schubert lässt das Streicherquartett "musica varia" unter der Leitung von Sebastian Ude schon Vorfreude aufkommen auf ein Konzert, das am Sonnabendnachmittag von den vier Künstlern im Weißen Saal gestaltet wird. Der homogene Klang von zwei Violinen, Bratsche und Violoncello begeistert Laien wie Musikerkollegen gleichermaßen.

Gemeinsam zu arbeiten und zu musizieren, neue Impulse zu erfahren und künstlerische Ideen auf fruchtbaren Boden fallen zu lassen, das ist das Credo des Festivals. Dem entspricht eine Hommage an den großen Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart, der in diesem Jahr seinen 250. Geburtstag feiert. Kerstin Wentzek als Mozarts Frau Constanze und Hubertus John als Mozart zeigen einen vergnüglichen und anrührenden Ausschnitt aus ihrer neuesten Produktion "Ich bin ein Musikus". "musica varia" begleitet den Einakter mit der "Kleinen Nachtmusik". Von Herzen kommender und dankbarer Beifall belohnt die Künstler an allen Tagen des gelungenen Festivals - ob in der Rathmannsdorfer Kirche, im Weißen Saal oder beim großen Begegnungskonzert am Sonnabend in der Reithalle.

Viel Lob erntet übrigens auch die Schlossküche für ihre raffinierten Verführungen vom Eröffnungsbutfett bis zum sommerlichen Brunch.