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Europatag in Egeln Europatag in Egeln: Wieselflink trotz Klompen an Füßen

Von Jochen Miche 12.05.2003, 19:47

Egeln/MZ. - "Alles Unsinn", meint Jaap Vermue, lacht und behauptet: "Schuhe sind zum Tragen da." Und wie zum Beweis streckt er erst sein rechtes, dann sein linkes Bein vor. Tatsächlich: Der Holländer, der, von seiner Frau und seinen drei Kindern unterstützt, an diesem Tag in Egeln Käse, Wurst und solche Schuhe - natürlich ungetragene - auf dem Markt an einem kleinen Stand verkauft, hat ein Paar unlackierte und vom häufigen Gebrauch bereits kräftig gezeichnete Klompen an den Füßen! "Wenn man darin arbeitet, ist es egal, ob Farbe dran ist", sagt er. Womit er gleich die Frage beantwortet hat, ob er deshalb neben den gelb lackierten auch farblose Schuhe anbietet, damit sich die Käufer selbst im Bemalen erproben können.

Man muss genau hinsehen, um es zu glauben, denn soeben ist er wieselflink quer über den Marktplatz geflitzt, um einem alten Bekannten um den Hals zu fallen und ihn wortreich zu begrüßen. Die beiden haben sich ein ganzes Jahr nicht gesehen - seit dem vorigen, dem ersten Europatag in Egeln.

Vermue ist aus Kroppenstedt nach Egeln gekommen, wo er seit elf Jahren lebt und in einer Firma Recyclingtechnik baut. Außer ihn nehmen etliche weitere Ausländer am Fest teil und freuen sich ganz offensichtlich, hier Menschen wiederzusehen, die sie beim ersten Europatag 2002 kennen und schätzen gelernt hatten. So konnten Egelns Bürgermeister, Klaus Bierende (Schill), und der Vorsitzende des Europäischen Partnerschaftsvereins Egeln, Reinhard Köpke, Gäste aus den beiden Egelner Partnerstädten Múrs-Erigné in Frankreich (34 Leute inklusive Bürgermeister und Stellvertreter) und Bzenec in Tschechien (vier Besucher mit Bürgermeister) begrüßen.

Der Einladung gefolgt waren aber auch weitere Franzosen und Tschechen, Italiener, Niederländer, Dänen und Türken. Sie feierten gemeinsam mit den Einwohnern der schönen Stadt ein großes Fest, das, so Vereinsvorsitzender Köpke, "bei der Verwirklichung einer Idee mithelfen möchte: ein friedliches Europa zu schaffen". Und das könne am besten gelingen, wenn Ländernachbarn ins Gespräch kommen und miteinander feiern. Gelegenheit zum miteinander reden gab es viele. So beim Kulturprogramm auf dem Marktplatz, das die Bördetrachtengruppe, die Schülerband "Die halben Noten", die Kindertanzgruppe "Popmäuse" und die Lebenshilfe Bördeland gestalteten, bei der Aktion "Europa für Kinder", wo gebastelt, gemalt und gerätselt wurde, beim Diskussionsforum im Rathaus oder auf dem Platz vor der Burg, wo neue und teilweise wunderbar restaurierte alte Landtechnik ausgestellt wurde, abends beim Tanz und an anderen Stellen.

Tief in der Nacht stand wohl für alle Beteiligten fest: Der Europatag war super, es muss im nächsten Jahr unbedingt wieder einen geben. Keine Frage, dass auch Jaap Vermue dabei sein wird. Und zwar mit seinen Klompen an den Füßen.