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Ergreifende Hilfsbereitschaft in Aschersleben Ergreifende Hilfsbereitschaft in Aschersleben: Kollegen spenden Urlaubstage

Von Dana Toschner 03.03.2015, 20:39

Aschersleben - Was für eine Hilfsbereitschaft: Damit Steffen Sünder seine krebskranke Frau nach der Entlassung aus der Klinik umsorgen kann, haben seine Kollegen aus dem Autohaus Schmidt & Söhne in Aschersleben (Salzlandkreis) dem 33-Jährigen ihre Urlaubstage gespendet.

74 Tage kann er sich nun zu Hause um seine Frau Doreen kümmern. Und das tut Not. Beide haben eine harte Zeit hinter sich. Monate, in denen viele Tränen flossen und die 32 Jahre alte Blankenburgerin ans Ende ihrer Kräfte gelangte.

Große Typisierungsaktion

Im Sommer 2014 bekam sie die Diagnose Leukämie. Schnell stand fest, dass die junge Frau die Krankheit nur durch eine Stammzellen-Transplantation überleben würde. Ihre Kollegen bei der Halberstädter Werbeagentur IdeenGut stellten mit der Hochschule Harz unter dem Motto „Doreen braucht dich“ eine Typisierungsaktion auf die Beine. Mehr als 300 Menschen ließen sich als potenzielle Stammzellspender registrieren. Privatleute und Institutionen spendeten Geld, allein die Sparda-Bank Halberstadt 15.000 Euro für die Auswertung der Blutproben.

Ärzte finden Spender

Im Dezember kam dann die gute Nachricht: Zeitgleich zur Suchaktion fanden die Ärzte im Zentralen Knochenmarkspender-Register einen Spender für die Blankenburgerin. Inzwischen hat Doreen Sünder die Stammzellen-Transplantation überstanden, doch ihr Körper ist extrem geschwächt. Chemotherapie und Bestrahlung haben Spuren hinterlassen. Und gleich stand die nächste Sorge im Raum: Wer soll und kann sich um sie kümmern, wenn sie aus der Klinik entlassen wird? Wer den Haushalt schmeißen und den Sohn umsorgen?

Blick nach Frankreich

Ihr Mann las zu jener Zeit im Internet eine Geschichte aus Frankreich: Der Vater des krebskranken, fünfjährigen Mädchens Louann hatte seinen Chef um unbezahlten Sonderurlaub gebeten, damit er sich um sein Kind kümmern konnte. Dann wurde er von seinen Kollegen überrascht, sie spendeten 262 Urlaubstage. So konnte er mehr als ein Jahr mit seiner Tochter verbringen, ohne sich Geldsorgen machen zu müssen. „Ob meine Kollegen auch so großzügig wären“, fragte sich Steffen Sünder damals, bevor er den Link dieser herzerwärmenden Geschichte auf Facebook teilte.

Kollegen spenden freie Tage und Überstunden

Er wurde nicht enttäuscht. Auch seine Kollegen spendeten freie Tage und Überstunden. Autohaus-Chefin Anke Schmidt legte noch ein paar Tage obendrauf. „Das habe ich echt nicht erwartet“, sagt Steffen Sünder gerührt. Ein gutes Vierteljahr kann er nun zu Hause bleiben. „Ich möchte allen von ganzem Herzen danken.“ Alle genießen es, wieder als Familie zusammen zu sein. „Das eigene Bett, das eigene Sofa, danach habe ich mich so gesehnt. Die Wochen im Krankenhaus haben mich mürbe gemacht. Aber nun geht es bergauf“, sagt Doreen Sünder - und drückt ihrem Mann einen Kuss auf Wange. (mz)