Ein ganzer Ort nimmt Anteil Nach Trauer jetzt neue Hoffnung: Schnelle Hilfe für Schadelebener Storchenpaar
Eine Windböe erfasst in Schadeleben einen Storchenhorst und reißt ihn in die Tiefe. Alle drei Jungtiere sterben. Doch es gibt neue Hoffnung und jede Menge Hilfe.

Schadeleben/MZ - Irgendwie kann Jana Wenke-Reichenbach das Drama noch immer nicht fassen. Der Sturm, der am Montagnachmittag mit aller Macht auch durch das Seeland fegte, hat in Schadeleben einen Storchenhorst von einem Giebel und drei Jungtiere in den Tod gerissen.
„Als ich von Arbeit kam, war das Nest weg“, sagt die junge Frau, auf deren Grundstück sich im Frühjahr das erste Storchenpaar des Seeland-Ortsteils niedergelassen hatte. „Ich bin reingerannt und habe schon die ersten beiden kleinen Störche tot liegen sehen“, erzählt sie weiter. Ihr Mann, Jens Wenke, sei sofort aufs Dach geklettert, auf dem das Nest gelandet war. Dort zerschlug sich allerdings auch noch der letzte Funken Hoffnung: Auch das dritte Jungtier hatte den Absturz nicht überlebt. „Wir standen dann im Garten und uns sind die Tränen gelaufen“, erzählt die Schadelebenerin.
Sie hätten die Kleinen quasi aufwachsen sehen. „Vielleicht noch eine Woche, dann hätten sie ein bisschen flattern können und das Unglück überlebt“, glaubt Jana Wenke-Reichenbach.
Im Garten begraben
Das alte Nest haben sie geborgen und die Kleinen im Garten begraben. „So einfach entsorgen, das konnte ich nicht“, meint die Schadelebenerin und weiß, dass die Menschen im Ort Anteil an dem Unglück nehmen. „Es gibt ganz viele Schadelebener, die todtraurig sind“, weiß die junge Frau. „Alle haben beobachtet, wie die Kleinen gewachsen sind. Es waren schließlich die ersten Störche von Schadeleben.“
Besonders schlimm: Auch die beiden Alttiere können das Unglück offenbar nicht fassen. „Als der Storchenmann wieder Nistmaterial geholt hat und damit fassungslos da oben auf dem leeren Giebel stand, ist mir das Herz gebrochen. Das war furchtbar!“, sagt Wenke-Reichenbach.
Große Unterstützung in dieser schweren Stunde habe sie vom Ornithologen Uwe Nielitz und dem Schadelebener Thomas Tobis bekommen. Beide wollen sich auch darum kümmern, dass jetzt schnell ein neuer Horst aufgesetzt wird. „Einer, der gesichert ist, richtig fest. Hier lagen nur ein paar Zweige auf der Giebelwand“, meint Nielitz, der sich sicher ist, dass der Horst im kommenden Jahr wieder besetzt werde.

Kommen zwei verwaiste Jungstörche?
Wenige Stunden nach dieser Ankündigung und einem Telefonat mit dem Storchenhof Loburg überschlagen sich die Ereignisse, die gleich vier Tiere glücklich machen könnten. „Wenn wir innerhalb von drei Tagen einen neuen Horst errichten können, würden wir zwei verwaiste Jungstörche aus Loburg bekommen. Die sind etwa im gleichen Alter, wie es unsere Jungtiere waren“, sagt Thomas Tobis und meint: Die Altvögel würden nach Angaben der Experten wohl die Jungen annehmen und aufziehen.
Und so hat sich der Schadelebener wieder ans Telefon geklemmt. „Von der Firma Traunsbergerin Hoym bekommen wir eine Baustahlmatte, die als Grundgerüst genutzt und ordentlich verankert wird. Darauf kommt dann das Nestgestell, das Wenkes vom Storchenhof holen können. Und dort hinein dann das alte Nest.“ Das alles müssen die Schadelebener dann nur noch nach oben bekommen.
Auch Seeland-Feuerwehr hilft
Auch dabei gibt es Hilfe. Und zwar von der Seeland-Feuerwehr. „Wir können das gleich als Ausbildung nutzen“, sagt Stadtwehrleiter Niko Przybille und denkt an den Einsatz der Hoymer Drehleiter und der Schadelebener Kameraden. Steffen Kern – Feuerwehrmann aus dem Ort – hat sich für diesen Einsatz bereiterklärt.
„Drehleitermaschinisten sollen mit der Technik vertraut sein und ihr Können immer wieder auffrischen“, meint Przybille. „Und ob sie nun an eine Kirchturmspitze ranfahren oder an einen Giebel und dabei gleich das Nest aufsetzen, das ist am Ende egal.“ Wichtig ist, dass die Feuerwehrleute das richtige Gefühl dafür entwickeln, wo sie die Leiter hinstellen und wie sie an ein Objekt herankommen. „Und so können wir auch gleich noch helfen. Das ist halt auf dem Dorf so“, findet Przybille.
Auch in Hoym ein toter Jungstorch
Die drei kleinen Störche aus Schadeleben waren übrigens nicht die einzigen Opfer. Auch in Hoym ist eines von zwei Storchenjungen vom Horst gefallen, der sich auf dem Schornstein einer ehemaligen Bäckerei befindet. Ob der Sturm der Grund dafür war, können die Anwohner allerdings nicht sagen.