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Der Herbstblues garantiert den Rausch

Von SUSANNE THON 13.10.2008, 16:56

ASCHERSLEBEN/MZ. - Aber die hatte es, eigentlich wie immer zum Event des Jahres im Grauen Hof, am vergangenen Wochenende mal wieder wirklich in sich: Auftakt am Freitag durch das Heimspiel der "Autumn Blues Band". Gefolgt von "Colinda", die Cajun und Zydeco, Unterarten des Blues, die von den Swamps Luisianas nach Europa kamen, erstmals nach Aschersleben gebracht haben, und H.P. Lange, angesagter Vetreter des akustischen Country-Blues. Nicht erst einmal erlebt in Aschersleben, wollten die eingefleischten Blueser den Dänen wieder hören und der reagierte prompt, nachdem er "an E-Mail from Akku" erhalten hat.

Ein Wiedersehen mit ihm gab's dann auch direkt am Sonnabend. Aber das Herbstbluesfestival wäre nicht das Herbstbluesfestival, wenn er allein auf dem Programm gestanden hätte. Vornweg starteten Big Daddy und Doc Fozz aka "Wilson B. Duo" in einen grandiosen Abend, der nur viel zu schnell vorbei war, bevor "Memo Gonzales & The Bluescasters" ganz sensationell die volle Wirkung des Suchtmittels Herbstblues entfalteten.

Und weil's das noch nicht gewesen sein kann und aller guten Dinge bekanntermaßen ja drei sind - drei Acts am Freitag, drei Acts am Sonnabend, also sind auch drei Festivaltage Pflicht - hat sich die "Autumn Blues Band" am Sonntag zu ihrer Session zum Festivalbrunch H.P. Lange eingeladen, der mit - wie viel wohl? - drei Auftritten die alten Gemäuer an diesem Wochenende wohl schon beinahe zu seinem Wohnzimmer deklarieren hätte können.

"Dass diese Stimme zu dem Mann gehört...", dem, der mit 300 Pfund Lebendgewicht daherkommt. Wer hier nicht automatisch in Bewegung gerät ist irgendwie selbst schuld, findet Anke Raulf, "einfach wow..." Zu dem Mann, der eben noch seinen Rucksack abgestreift, sich locker, lässig durchs Fußvolk seinen Weg gebahnt, die Gäste, die nach seinem Auftritt wirklich nur noch Superlative kennen - "Wahnsinn!", "Genial!" - freundlich nickend begrüßt hat, als wäre er einer von ihnen: "Hey Ladys", streift Memo Gonzales, XXL-Texaner mit Silberschmuck im Hawaiihemd, den man wirklich nur schwerlich übersehen kann, vorbei. Überhören aber noch weniger, kommt doch seine Stimme genauso überdimensional herüber wie die Elvis-Schmalzlocke und überhaupt der ganze Typ, ja, die ganze Band - dazu gehören Kai Strauss, Erkan Özdemir und Henk Punter - authentisch.

Er und seine Bluescasters haben es einfach drauf. Als wäre es das Normalste der Welt spaziert er von der Bühne rein ins Publikum. Dort wird erstmal getanzt. Auffordern dazu muss er nicht.

"Are you ready to party", fragt Gonzales, als ob er es nicht selbst am besten wüsste, wie die Ascherslebener Bluesfreunde ticken, als ob er es an ihren Reaktionen nicht längst abgelesen hat. Selbstredend die Antwort. Of Course. Natürlich.

Augenscheinlich ein voller Erfolg, was sich da drei Tage lang abgespielt hat. Großartige Musiker, großartige Musik, großartige Stimmung, die der saisonal bedingten Schwermütigkeit - auch als "Herbstblues" bekannt, ein depressiver aber in dem Zusammenhang - geradezu ein Schnippchen schlägt und schon jetzt die Vorfreude aufs nächste Jahr schürt.