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Denkmaldiskussion Harzgerode Denkmaldiskussion Harzgerode: Drehbares Kreuz und andere Ideen

Von Detlef Anders 11.09.2002, 13:48

Harzgerode/MZ. - Einer von diesen vier Vorschlägen von Studenten der Burg Giebichenstein soll im nächsten Jahr realisiert werden. Es geht um das neue Denkmal für die Opfer von Kriegen und Gewalt, das vor der Harzgeröder Kirche aufgestellt werden soll.

Vor einem Jahr hatten sich die Studenten über die künftige Gestaltung des Denkmals Gedanken gemacht und neue Ideen entwickelt. Die Entwürfe waren bereits im Rathaus, im Festsaal des Schlosses sowie in mehreren Geschäften der Stadt ausgestellt. 254 Bürger beteiligten sich an der Diskussion. Nun ließ sich der Stadtrat über die Gedanken der Studenten informieren. Nachdem die nach Meinung von Bürgermeister Manfred Diwinski sehr interessierten Schüler und Bürger bereits sehr unterschiedliche Positionen entwickelt hatten, war auch die erste Diskussion im Stadtrat zum Teil kontrovers.

Besonders umstritten war der Vorschlag des Bildhauerei-Studenten Marc Fromm. "Das Denkmal sollte als Spiegelbild der Zeit und des Bewusstseins jener, die es schufen, so erhalten bleiben", erklärte er die Wiederaufnahme des Kreuzes auf dem alten Sockel. Ilka Rötzer (SPD) sah in dem ihrer Ansicht nach christlichen Symbol eine Benachteiligung anderer Glaubensgruppen, die ebenso Opfer der Kriege waren. "Wenn die Kirche da ist, dann nehme ich sie auf", erklärte Fromm mit Bezug zum Standort.

CDU-Stadtrat Karl Berndt bezeichnete das Kreuz als Symbol für Leben und Tod und erklärte, dass es schon im alten Ägypten als Symbol genutzt wurde. Marc Fromm machte darauf aufmerksam, dass sein Kreuz drehbar gelagert ist, weil sich auch die Kirche im Krieg "wie ein Fähnchen im Wind" verhalten habe. Er wolle zum Gespräch anregen. Der Untersatz "In Liebe für Deutschland" soll Fragen und aktives Denken provozieren, um so die Auseinandersetzung zu fördern.

Katrin Pannicke verbindet in ihrem Vorschlag Vorhandenes - in Gestalt des Sockels - mit ihrer persönlichen Sicht auf das Thema "Krieg". Die aus dem Sockel herausragenden geknickten Stäbe seien Symbol für die durch den Krieg abgebrochenen Leben. Der darauf ruhende menschliche Kopf sei ein Zeichen der Trauer um diese gewaltsam beendeten Leben, erklärte die Studentin.

Den alten Sockel möchte auch Maya Graber in ihr Denkmal "Ruhe und Kraft" integrieren und in ihn eine polierte Granitplatte einlassen. Darauf ruhen drei bruchstückartige Eisenteile, die eine massive Steinplatte tragen, in deren Mitte eine quadratische Öffnung eingearbeitet ist. Dadurch, erklärte sie, dringt Licht in den Zwischenraum, das sich auf der polierten Steinplatte spiegelt. Die Platte auf dem Sockel ist für sie Abschluss der Vergangenheit und Beginn des "Jetzt".

Die drei Eisenteile stehen als Trümmer für die Schäden, die Krieg und Gewalt anrichten können, während Graber die darauf ruhende Steinplatte als Energie der Gewalt symbolisiert. "Der Zwischenraum bietet Platz für Hoffnung, für Aufbau und Erneuerung und Wachstum. Das einfallende Licht verstärkt den Hoffnungsgedanken", beschreibt sie ihre Idee. Zugleich werfe es "Licht auf die Vergangenheit", als Zeichen zur bereitwilligen Auseinandersetzung mit dieser.

"Gewaltlosigkeit" bezeichnete Heidi Modjesch ihren Entwurf eines "Denkmals für den Frieden". Gewaltlosigkeit sei untrennbar mit dem Namen Gandhis verbunden. Ihr Entwurf zeigt eine auf einer Sandsteinsäule ruhende weibliche Figur, die trotz gebeugter Haltung eine "große Würde ausstrahlt - indem sie sich äußerlich klein macht, wird sich man ihrer inneren Größe bewusst". In die Säule will die Studentin Zitate von Gandhi zum Thema Gewaltlosigkeit einmeißeln. Heidi Modjesch konnte als einzige bereits mit einem Kostenvoranschlag aufwarten. 11 500 Euro soll ihr Denkmal kosten, erklärte sie.

Mit der Kenntnis der Zusammenhänge falle die Sicht auf die Entwürfe ganz anders aus, stellte Manfred Diwinski fest. Der Harzgeröder Stadtrat wird im Oktober über die Entwürfe beraten und eine Entscheidung treffen. Sollten sich die Abgeordneten nicht einigen, kann sich Diwinski auch noch eine Befragung vorstellen.