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Christliches Freizeit- und Schulungszentrum Christliches Freizeit- und Schulungszentrum: «Nächstenliebe» macht die Nachbarn wütend

18.11.2002, 19:47

Bad Suderode/MZ. - "Meine Altersruhe habe ich mir ganz anders vorgestellt", schimpft Manfred Westphal. Der Grund der Verärgerung des Rentners liegt im Nachbargrundstück. Dort befindet sich in der Tempelstraße in Bad Suderode das "Haus Felsengrund" - ein evangelisches Schulungs-, Freizeit- und Bildungszentrum.

"Gewisse Reibungspunkte lassen sich nicht ausschließen." Horst Przygoda Heimleiter

Während es mit den erwachsenen Gästen der Einrichtung keine Probleme gebe, sorgen so manche lautstarke Kinder- und Jugendgruppen bei Anwohnern für "Holland in Not", wie Ehefrau Renate weiß. Fußbälle würden über den Zaun geschossen, die Pfirsiche vom Baum folgen gleich hinter her, kann Manfred Westphal ein Lied davon singen, wenn er sich auf seiner Terrasse erholen will. Immer wieder würde es durch die "grölenden Kinder und Jugendlichen" zur Störung ihrer Mittagsruhe kommen. Auch bis spät abends kehre in den Sommermonaten auf der Freifläche vorm "Haus Felsengrund" keine Ruhe ein. Bereits zweimal musste die Polizei bemüht werden, weil um Mitternacht noch Spektakel aus dem christlichen Anwesen drang. "Ich habe dafür kein Verständnis, für mich ist um vier Uhr die Nacht zu Ende", berichtet Ehefrau Renate, die noch berufstätig ist. Negative Folge des Krachs: Westphals könnten nicht mehr an Urlauber vermieten. Damit ist ihnen ein Nebenverdienst verloren gegangen.

Mit der Vermittlung von biblischen Werten und Lebensgrundsätzen, wie der Nächstenliebe, hat dies nichts zu tun, ist sich das Ehepaar sicher. Hier fehlten die Kontrolle und Einflussnahme - einerseits der Heimleitung und der Gruppenbetreuer. Andererseits müsse endlich das Ordnungsamt die bestehende Satzung zu den Ruhezeiten im Kurort durchsetzen. Immerhin gilt ab 20 Uhr Abendruhe und ab 22 Uhr Nachtruhe im Kurort. Lärmintensive Spiele, wie Fußball oder Volleyball, könnten tagsüber im 500 Meter entfernten Sportplatz gespielt werden, wie man sich schon einmal mit dem Heim verständigte.

Bereits vor einigen Jahren habe es schon eine Aussprache zwischen den Anliegern, Heimleitung, Gemeinde und Verwaltungsamt zur Problematik gegeben. Danach habe sich kurzzeitig die Situation verbessert. Heimleiter Horst Przygoda räumte gegenüber der MZ ein, dass es "gewisse Spannungen" mit einigen Nachbarn gibt. Bis etwa 1997 habe es keinerlei Probleme mit den Nachbarn über die hiesige Kinder- und Jugendarbeit gegeben. Den entstandenen Konflikt zu entschärfen, daran sei die Heimleitung sehr bemüht. So werden die Freizeitleiter bereits "massiv" im Vorfeld - und die Gäste mit der Hausordnung - auf die bestehende Kurortsatzung hingewiesen. Dass diese allerdings die Kinder- und Jugendarbeit so eingrenzt, stieße bei vielen Gästen auf Unverständnis. "Sie werden über Jahre nicht wieder herkommen", befürchtet Horst Przygoda. Dies schränke einerseits die Wirtschaftlichkeit des Hauses ein, andererseits gingen dem Ort künftige Urlaubsgäste verloren.

"Kinder und Jugendliche sind nun einmal nicht absolut leise", bittet der Heimleiter um Verständnis. Auch in Zukunft kann er deshalb nicht mit Sicherheit gewisse "Reibungspunkte" mit einigen Nachbarn ausschließen - besonders in Zeiten, wo die Kursatzung keine Ruhezeiten vorschreibt, wie am Vor- und Nachmittag.