1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Aschersleben
  6. >
  7. Bodenreform: Bodenreform: Nach Urteil Hoffnung bei den Land-Erben

Bodenreform Bodenreform: Nach Urteil Hoffnung bei den Land-Erben

Von Jochen Miche 23.01.2004, 18:40

Aschersleben/MZ. - Etwa 70 000 Grundstücke soll dies in Ostdeutschland betreffen. Dörings Verein vertritt die Interessen tausender Betroffener in Sachsen-Anhalt und darüber hinaus.

Als Dörings aus Berlin heim kamen, erwartete sie schon das ununterbrochen klingelnde Telefon. Gespräche bis tief in die Nacht folgten. Am Freitagmorgen klingelte es halb sieben zum ersten Mal bei ihnen. Und tat es immer wieder, sobald der Hörer aufgelegt wurde. Hoffnung und Unsicherheit tausender Betroffener sind riesig.

Döring spannte sich 1997 mit der Vereinsgründung vor einen Karren, den zu ziehen vielen anderen Betroffenen zu schwer fiel. Ihm selbst hat es schon einige gesundheitliche Probleme bereitet. Doch nichtsdestoweniger schöpft der 71-Jährige immer wieder Kraft aus seinem Kampf gegen "diese politisch unmoralische Tat des Staates". Dieser nahm durch "Drohung und Nö- tigung allein in Sachsen-Anhalt etwa 16 000 Familien zu Unrecht ihr geerbtes Land weg, nur weil sie nicht in der Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft arbeiteten".

Döring ist selbst Betroffener. Seine Eltern kamen 1945 aus Schlesien in die Region. Sie erhielten 8,5 Hektar Bodenreformland und bauten sich eine Existenz als Neubauern auf. "Es hat damals mitgeholfen, den Hunger im Land zu beseitigen", meint Döring, der zunächst im elterlichen Betrieb mitarbeitete. Das Land blieb immer in der Familie - es musste sich niemand darum sorgen, denn im so genannten Modrow-Gesetz hatte die Bundesregierung der DDR die Unantastbarkeit dieser Grundstücke zugesichert. Die Erben dieser Grundstücke wurden Volleigentümer - die Bundesregierung klagte sie ab 1992 heraus - laut EU rechtswidrig.

Was nun? Döring: "Wir werden schnellstmöglich eine Mitgliederversammlung organisieren, auf der unsere Anwältin, Dr. Beate Grün, auf juristische Fragen antworten wird. Frau Grün hat ursprünglich die Klage gegen die Bundesrepublik angestrengt und uns durch eine Individualklage in Straßburg vertreten. Sie ist also kompetent für alle anfallenden Fragen." Ein Stück Arbeit bleibt dennoch für Dörings.