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Blutspenden in Aschersleben Blutspenden in Aschersleben: DRK verlost Fahrtrainings als Anreiz

Von Detlef Anders 26.07.2017, 17:44
Ute Schrader (re.) erhielt für ihre 125. Blutspende einen Präsentkorb von der Gebietsreferentin des Blutspendedienstes, Anett Sinast.
Ute Schrader (re.) erhielt für ihre 125. Blutspende einen Präsentkorb von der Gebietsreferentin des Blutspendedienstes, Anett Sinast. Frank Gehrmann

Aschersleben - „Das ist ja eine Überraschung“, ruft Ute Schrader, fast ein wenig erschrocken. Anett Sinast, die Gebietsreferentin des DRK-Blutspendedienstes in Dessau, übergibt ihr einen großen Präsentkorb. Gerade hat sie im Bestehornhaus zum 125. Mal Blut gespendet.

„Den Korb kriege ich ja gar nicht mit dem Fahrrad weg“, nennt Ute Schrader ihre nächste Sorge, die ihr Anett Sinast umgehend nimmt. Sie will ihr den Korb selbst vorbeibringen.

Anett Sinast ist froh über jeden, der zu den Blutspendeterminen kommt. Aufgrund der Sommerferien wird nicht so viel Blut gespendet wie sonst. „Wir haben 20 Prozent weniger Spenden“, berichtet die Gebietsleiterin. Der DRK-Blutspendedienst verlost deshalb als kleine Motivationshilfe, um dennoch möglichst viele Spender zu den Terminen zu locken, zwischen dem 15. Juli und 31. August mit Hilfe des ADAC unter allen Blutspendern jede Woche fünf Fahrsicherheitstrainings.

Jeder ab 18 Jahren kann spenden

Auf wenigstens 40 Spender hofft die Gebietsleiterin beim Vormittagstermin im Stadtzentrum Ascherslebens. Mitarbeiter der Stadt oder Schichtarbeiter könnten sich angesprochen fühlen, denkt sie. Jeder ab 18 Jahren kann bis zum 73. Geburtstag Blut spenden, wenn die gesundheitlichen Voraussetzungen erfüllt werden. Als Ärztin prüft Heike Kozlowski die Fragebögen der Spender, misst Blutdruck, Puls und Temperatur.

Entspannt liegen zwei Frauen und ein Mann im kleinen Saal des Bestehornhauses auf einer Liege. Manche Spender haben einen Gummiball zum Pumpen in der Hand. Der hilft dabei, das Blut leichter fließen zu lassen.

Werner Walter ist bereits zum 83. Mal Blut spenden. Er würde gern die 100 voll machen, doch mit fast 72 Jahren kann er bis zum 73. Geburtstag nur noch fünfmal spenden, bedauert er. Eine Blutspende hat er noch nie benötigt. „Ich bin fit wie ein Turnschuh.“ Er lobt die heute viel bequemeren Stühle beim Spenden.

Werner Walter spendete zum 83. Mal

Meistens liegen die Blutspendetermine in den Nachmittags- bis Abendstunden, doch im Bestehornhaus wird zwischen 10 und 14 Uhr zum Blutspenden aufgerufen. „Für jemanden, der zu Hause ist, ist es ein idealer Termin“, sagt ein Spender, der seit einem Jahr Pensionär ist. Doch auch ein junges Pärchen ist unter denen, die gekommen sind.

Ute Schrader kam einst durch ihre Lehrausbildung zum Blutspenden und blieb dabei. Früher spendete sie alle acht Wochen, jetzt einmal im Quartal. Sie hatte selbst noch nie eine Blutspende nötig. Anders ist der Fall bei Thomas Döhlert (39). Mit 20 Jahren begann er beim Studium mit dem Blutspenden, dann als Polizist machte er weiter.

„Blutkonserven haben mir das Leben gerettet“

2006 hatte er einen schweren Unfall. „Da habe ich mehrere Konserven gebraucht. Diese haben mir das Leben gerettet“, ist er überzeugt. Und auch nach dem Unfall, Döhlert sitzt bis heute im Rollstuhl, spendet er weiter Blut. „Man weiß nie, ob man es braucht. Wichtig ist, dass es da ist. Sonst wäre ich gestorben.“

Neben den Mitarbeitern des DRK-Blutspende-Teams helfen im Bestehornhaus ehrenamtliche Helferinnen des ASB-Ortsverbandes um Ruth Salomon, die gleich hinter der ersten Tür sitzt und die Fragebögen ausgibt. Seit 1981 hilft Ruth Salomon beim Sammeln der Blutspenden in der Region Aschersleben. „Ich kann alle mit Namen begrüßen“, denkt sie. „Früher kamen die Kinder mit den Eltern mit. Ihnen wurde die Angst vor den weißen Kitteln genommen“, erinnert sie sich. Und als die Kinder dann 18 Jahre alt waren und selbst als Spender vor ihr standen, freute sie sich, weil die Eltern als Vorbilder gewirkt haben. Über ihr Alter schweigt die ehrenamtliche ASB-Helferin.

Die bisher älteste Helferin, Margot Schaumann, die gerade 90 wurde, habe Ende letzten Jahres aufgehört, verraten die Damen, die in der Küche die Brötchen schmieren. Die ASB-Damen sind alle Rentnerinnen. Es bereitet ihnen Spaß. „Jeder hat seinen Lieblingsposten“, sagt Renate Weland. Sie decken auch die Tische für das Essen der Spender, stellen Getränke bereit und waschen anschließend ab. In der Küche des Bestehornhauses haben sie sehr gute Bedingungen. Das sei in manchen Schulen nicht so.

Geld zahlt der DRK-Blutspendedienst übrigens keinem Spender. „Es geht um den Grundsatz der uneigennützigen freiwilligen und gegenseitigen Hilfeleistung“, betont Anett Sinast.

Sie nennt beim Blutspenden ein Problem: „Uns fehlen die 40-Jährigen.“ Vielleicht ändert sich das ja, wenn bald in der Polizeischule mehr Anwärter ausgebildet und diese zum Blutspenden animiert werden.

Am Ende des Tages sind 33 Konserven zusammengekommen, darunter zwei von Erstspendern. „Es handelt sich um einen der kleinsten Termine, die wir aktuell anbieten“, sagt Tobias Lüttig, der Sprecher der Blutspendedienste des DRK-Landesverbandes. Insgesamt gebe es noch genügend Blutspenden. Dennoch meinte Lüttig: „Im Moment zählt jede Blutspende.“ (mz)