Ascherslebener postet Foto bei Facebook Ascherslebener postet Foto bei Facebook: Gift in der Hundewurst?

Aschersleben/MZ - Wie ein Lauffeuer scheint sich die Nachricht in Aschersleben verbreitet zu haben, denn über 300 Mal wurde das Bild mit einem vermeintlichen Hunde-Giftköder auf Facebook geteilt. Und zwar binnen einer Woche. Das Foto zeigt ein wurstähnliches, mit grünen Kugeln gestopftes Stück.
Das Originalbild stammt von Andreas K., einem Hundebesitzer aus Aschersleben. Nach seinen Angaben habe seine Hündin die aufgeschnittene Bockwurst - samt grünen Plastikperlen - auf der Wiese des Stephanikirchhofes gefunden und sogar fast gefressen. Er selbst bezeichnet den Fund als Giftköder.
Doch woher wusste der Ascherslebener, dass es Gift sei? Bei genauer Nachfrage meinte er jedoch, dass es nur eine Vermutung sei, da er dies weder der Polizei gemeldet noch den Fund von einem Tierarzt oder Experten untersuchen lassen hat. Soweit habe er in dem Moment gar nicht gedacht, so der Finder. Trotzdem wollte der besorgte Tierhalter viele andere Hundefreunde vor einer möglichen Gefahr warnen. Das war der Grund, warum er - noch am selben Abend des Fundes - davon ein Foto machte und es auf Facebook öffentlich online stellte.
Was sind das für kleine grüne Kügelchen?
Die Resonanz darauf ließ nicht lange auf sich warten, denn mehrere Hundert Facebook-Nutzer sahen sein Foto und teilten es weiter, sodass auch deren Freunde und Bekannte darauf aufmerksam gemacht wurden. Doch die Frage blieb: Was ist das da eigentlich auf dem Bild? Während es für die meisten klar zu sein schien, dass es sich um einen Giftköder handelte, wollte die MZ der ganzen Sache auf den Zahn fühlen. Eine Untersuchung des vermeintlichen Köders war jedoch nicht mehr möglich, da Andreas K. den Fund bereits vernichtet hatte. So zogen wir letztendlich nur mit dem Bild in der Tasche los und suchten nach Hinweisen sowie Aufklärung.
Die erste Station war das örtliche Tierheim. Als die derzeitige Leiterin Silvia Wolter das besagte Foto sah, konnte sie weder bestätigen noch ausschließen, dass es sich bei den grünen Kugeln um Rattengift handeln könnte. Sie gab den Tipp, einmal in einer Zoohandlung nachzufragen, denn dort wüssten die Fachverkäufer eventuell besser über Tiergifte bescheid.
Das Landesveterinäramt empfiehlt Findern von vermeintlichen Giftködern, sich sofort mit der Polizei in Verbindung zu setzen, um den Fund sicherzustellen und untersuchen zu lassen.
Liegt die Vermutung nahe, dass ein Hund einen Giftköder gefressen hat, dann sollte der Besitzer, laut Silvia Wolter, umgehend einen Tierarzt alarmieren. Diese sind rund um die Uhr erreichbar. Das Herrchen oder Frauchen sollte also keineswegs zögern, so die Tierheimleiterin weiter. Von Selbstversuchen - wie dem Hund Milch zu geben, in der Hoffnung, dass er erbricht - rät Silvia Wolter dringend ab.
Rattengift beispielsweise hat seine Wirksamkeit erst im Blut und von daher dauert es länger, bis der Besitzer merkt, dass sein Tier bereits vergiftet wurde. Oftmals ist es dann zu spät. Dennoch ist es ratsam, den Tierarzt anzurufen.
In der Zoohandlung zeichneten sich große Fragezeichen über den Köpfen der Mitarbeiterinnen ab. Giftköder in dieser Art scheinen sie noch nie zuvor gesehen zu haben. „Von der Sache her könnte es aber sein“, so Sven Görecke, Angestellter im Ascherslebener Zoogeschäft, „jedoch eher in dem Sinne, weil Giftköder bunt eingefärbt werden, damit sie für den Menschen erkennbar sind.“ Allerdings kennen er und seine Mitarbeiterinnen Rattengifte nur in Farben wie Pink und Blau. Sven Görecke empfiehlt der MZ einen Baumarktbesuch. Denn anders als im Zoogeschäft werden dort Schädlingsbekämpfungsmittel verkauft.
Seltsame Farbe
Im Baumarkt spricht Sabine Blobel mit der MZ. Sie kennt sich mit Ratten- und anderen Nagergiften aus. Doch auch sie kann die grünen Kugeln nicht als Gift eindeutig identifizieren, denn Farbe und Konsistenz würden nicht mit den handelsüblichen Giften übereinstimmen.
Auch der Westdorfer Tierarzt Jürgen Krügel kann die kleinen, grünen Kugeln nicht als Giftstoff einordnen. „Wir haben in der gesamten Praxis keine Tablette, die so aussieht“, so der Veterinär. Ihm seien Tiergiftstoffe auch nur in den Farben blau und rot bekannt, die außerdem auch eine andere Form aufweisen. Eine Nachfrage in einer ortsansässigen Apotheke brachte keine neuen Erkenntnisse. Auch dort wären keine Tabletten mit diesem Aussehen bekannt.
Die entscheidende Frage bleibt letztendlich offen: Handelte es sich bei der gefundenen Wurst nun wirklich um einen Giftköder oder wurde hier über das Internet eher eine große, unbegründete Unsicherheit geschürt? Jedenfalls scheint es bisher der einzige Fund seiner Art gewesen zu sein, denn auch bei der Ascherslebener Polizei gingen keine weiteren Hinweise oder gar Anzeigen ein, so Polizeihauptmeister Jörg Offenborn.

