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Aschersleben Aschersleben: Klein, aber fein

Von MARION POCKLITZ 30.05.2011, 16:48

ASCHERSLEBEN/MZ. - Bernd Malcherek hat sich wirklich Mühe mit seinem Kleingarten gegeben. In dem Idyll sind Kräuter angebaut, es gibt einen kleinen Teich. Selbst ein Toilettenhäuschen für die dringende Notdurft wurde nicht vergessen. Und doch unterscheidet ihn ein winziges Detail von den hunderten Laubenpiepern in und um Aschersleben, die sich mit mindestens genauso großer Hingabe um ihr kleines Gartenreich kümmern. Malcherek hat den Begriff Kleingarten beim Wort genommen und in der Ascherslebener Mauerstraße die wohl liebevollste und eben mit Abstand kleinste, grüne Oase geschaffen, die es derzeit in der Innenstadt zu bewundern gibt. Ein echter Anziehungspunkt und Touristenmagnet.

Ein Vorgarten ist schön

"Jede Idee zur Bereicherung einer Stadt ist immer herzlich willkommen. Und deshalb dachte ich mir, ein Vorgarten vor dem Haus ist schön", dachte sich Malcherek - und handelte: Klein, aber fein - 1,90 Zentimeter breit, 70 Zentimeter tief.

"Ich habe eine halbe Palette Brennholz geschenkt bekommen. Besitze aber keine Säge und so dachte ich an einen Zaun. Das war der Anfang. Jetzt ist hinter diesem

Zaun alles drin, was man für einen echten Kräutergarten braucht", sagt er. Petersilie, Schnittlauch, Basilikum, Salbei und Rosmarin. Und in dem kleinen Teich schwimmen eine Seerose und eine Ente. Umrandet wird der von frischer Kresse. Auf diesem Kraut sonnt sich Hilde, die dicke Figur - Bikini passend zum Ball. "Und natürlich gibt es auch ein Klohaus, an dem Spaten und Harke hängen. Das ist erst neu", ist er stolz auf seine Wochenendarbeit. Zwei Mal täglich gieße er nun die Kräuter vor dem Haus und freue sich über jede Ernte. "Und natürlich über die Verschönerung der Altstadt", sagt der neue Hobbygärtner.

Detailgetreue Nachbildung

Inzwischen ist der Garten ein echter Publikumshit geworden. Zahlreiche Einheimische schauten schon vorbei und freuten sich über die detailgetreue Nachbildung eines Kleingartens. "Was Bernd hier aus dem Boden gestampft hat, ist hoch anerkennenswert", erklärt eine Nachbarin. "Das ist ein richtiges Gesamtkunstwerk."

Genauso war es auch gedacht. "Der Garten soll ein Anziehungspunkt werden und zeigen, dass wir Ascherslebener auch ein Jahr nach der Landesgartenschau kreativ darüber nachdenken, unsere Stadt schöner zu machen", begründet Malcherek seine Eigeninitiative. Das ist auch besonders wichtig: "Mit einem attraktiven Wohnumfeld lässt sich ein kleiner Beitrag dazu leisten, den Bevölkerungsschwund zu bekämpfen", sagt er. Schließlich liege Aschersleben in dieser traurigen Statistik weit vorn, denn immerhin ziehen derzeit 500 Menschen pro Jahr weg oder sterben - und kaum jemand kommt her. "Gerade deshalb sollten Ideen zur Verschönerung des Ortes gefördert werden", hofft er zudem auf Unterstützung in der Ascherslebener Stadtverwaltung und auf viele Nachahmer.

Mögliche Bedenken

Auch mögliche Bedenken, dass der kleine Vorgarten zu viel Raum einnehme, wischt er weg. Die Feuerwehr und die Rettungskräfte haben genug Platz und kommen im Notfall auf jeden Fall durch.