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Aschersleben Aschersleben: Keine Spur von Müdigkeit

Von kerstin Beier 10.07.2012, 16:39

aschersleben/MZ. - "Es wäre sehr schade, wenn der Doktor nur noch Garten machen würde." Swetlana Holodniak muss es wissen. Denn die Ärztin hat im April die Praxis von Dr. Dieter Vollmann an der Hinterbreite übernommen und den ehemaligen Chef bei sich angestellt. Schon in der Zeit des Übergangs, eineinhalb Jahre zuvor, hat sie den bekannten und beliebten Mediziner schätzen gelernt. Dass er die Medizin nicht aufgeben will, obwohl er schon 70 Jahre alt ist - daraus habe er nie einen Hehl gemacht. "Solange ich mich so gut fühle wie jetzt, mache ich weiter", sagt er. "Und er ist sehr fit", ergänzt die Praxispartnerin und lobt vor allem die ruhige Art im Umgang des Allgemeinmediziners, der auch eine große Anzahl von Kindern betreut.

Dennoch ist Dr. Vollmann froh, nicht mehr die ganze Last der Praxisverantwortung auf seinen Schultern zu tragen. Als er sich nach der Wende selbstständig machte und mit 50 Jahren einen Neustart wagte, da ahnte er noch nicht, dass ihm seine Arbeit so lange so viel Spaß machen würde. Doch ein praktizierender Arzt ist auch ein Unternehmer mit Verantwortung für seine Mitarbeiterinnen. Und so begann er beizeiten, sich nach einem Nachfolger für seine Praxis umzuschauen. Als dann eines Tages Frau Holodniak vor seiner Tür stand, da habe er "ein Gefühl wie Weihnachten und Ostern zusammen" gehabt, erinnert sich Vollmann noch gut. Eineinhalb Jahre lang arbeitete die 52-jährige Internistin unter seiner Leitung bei ihm mit, bis beide in diesem Jahr die Rollen tauschten. "Jetzt kann sie sagen, wo es lang geht", sagt der Ex-Chef, der sich in seiner Rolle offenbar sehr wohl fühlt. "Ich hatte bei der Übergabe ein gutes Gefühl, weil ich weiß, dass die Patienten gut versorgt sind. Bei Frau Holodniak kommt hinzu, dass sie Kinder und Erwachsene behandeln kann. Das ist genau das, was ich wollte." Auch wenn Dr. Vollmann nach wie vor seinen Strang zieht zwischen Patientenliege und Schreibtisch, so freut er sich doch über ein wenig mehr Freiraum.

"Wir reisen gern", spricht er für sich und seine Frau, "sind auf der anderen Seite aber auch sehr bodenständig und freuen uns, wenn wir nach einer Reise wieder daheim sind", sagt er. So langsam möchte er sich jetzt wieder an sportliche Betätigung herantasten. "Schließlich habe ich noch einen Ball zu Hause", erinnert er sich augenzwinkernd, und auch die lange vernachlässigte Briefmarkensammlung braucht in nächster Zeit wieder ein wenig mehr Beachtung. Besonders froh ist er, für den heimischen Garten wieder etwas mehr Zeit zu haben.

Im Zusammenhang mit der Praxisübergabe hatte er Briefe an seine langjährigen Partner geschrieben und ihnen darin den Praxiswechsel mitgeteilt. Das scheint nicht von allen richtig verstanden worden zu sein, denn in der Stadt halten sich hartnäckig Gerüchte, Dr. Vollmann würde bald aufhören.

Das ist mitnichten so. "Und es wäre ja auch wirklich schade, wenn er nur Garten machen würde", findet seine Chefin.