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Aschersleben Aschersleben: Ist Bernburg älter als Aschersleben?

Von CARSTEN STEINBORN 15.10.2010, 15:30

ASCHERSLEBEN/BERNBURG/MZ. - "Wir feiern trotzdem die 1050 Jahre", lässt sich Wolfgang Knopf nicht beirren. Außerdem könne man ja später noch mal feiern, so wie 1961, als in Bernburg 25 Jahre nach der 800-Jahr-Feier die 1000 Jahre gefeiert wurden. Damals hatte der Heimatforscher Franz Stieler in einer alten Schenkungsurkunde des Kaisers Otto I. aus dem Jahr 961 den Ort Brandunburg entdeckt und bewiesen, dass dies nur Bernburg sein könne. Aber das ist seit einigen Tagen kalter Kaffee.

Luppia ist das heutige Bernburg

Denn in Berlin hat ein Team aus Altphilologen, Mathematikhistorikern und Kartografen der Technischen Universität antike Karten gewälzt, genau untersucht und deren Code geknackt, um sie auf heutige Karten umzurechnen. Und was sie entdeckt haben, ist eine Sensation, berichtet das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" in seiner 39. Ausgabe. Denn auf einer Karte, die der römische Mathematiker und Astronom Claudius Ptolemäus rund 150 Jahre nach Christus zeichnete und "Magna Germania" nannte, haben die Fachleute drei wichtige Orte Germaniens ausgemacht. Einer davon ist ein gewisses Luppia. Die Fachleute haben die Koordinaten umgerechnet, verglichen und sind sich sicher: Dieses Luppia ist kein anderer Ort als das heutige Bernburg an der Saale.

Aschersleben - die älteste Stadt Sachsen-Anhalts? Mit der Veröffentlichung des Buches "Germania und die Insel Thule" durch die Expertengruppe der TU Berlin dürften die Aschersleber ihrem Stadtnamen nur noch die Worte "an der Eine" anhängen. Denn eines ist klar: Bernburg ist heute nicht nur Kreisstadt im Salzland, die alte Residenz war schon vor rund 2000 Jahren ein wichtiges Zentrum im Reiche Wotans.

Erst einmal 1050 Jahre feiern

"Eine feine Sache. Es wäre ja gelacht, wenn wir den Ball nicht aufnehmen", freut sich der Bernburger Oberbürgermeister Henry Schütze (parteilos) über die Steilvorlage aus Berlin. Die Stadt habe in Sachen Vermarktung ohnehin einen großen Nachholbedarf. Aber auch Schütze stellt klar, dass im nächsten Jahr erst einmal die 1050 Jahre gefeiert werden müssen. Schließlich sind die Vorbereitungen schon weit fortgeschritten. Außerdem besage die Karte zwar, dass es Bernburg schon vor 2000 Jahren gab, wenn auch als Luppia, aber ein genaues Datum lasse sich nicht ableiten.

Was aber so nicht stimmt. Schließlich könnte man den Zeitpunkt als Geburtsstunde Bernburgs wählen, zu dem sich der alte Ptolemäus anschickte, das Land jenseits von Rhein und Limes zu kartografieren.