1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Aschersleben
  6. >
  7. Ascania-Pferdefestival: Ascania-Pferdefestival: Turnierpferd in Aschersleben entführt

Ascania-Pferdefestival Ascania-Pferdefestival: Turnierpferd in Aschersleben entführt

Von Harald Vopel und Susanne Thon 26.08.2013, 18:48
Von Pferden und Transportern wimmelte es nur so.
Von Pferden und Transportern wimmelte es nur so. Frank Gehrmann Lizenz

Aschersleben/MZ - Friedrich ist verschwunden. Entführt aus einem Stallzelt auf der Herrenbreite in Aschersleben - während des 3. Ascania-Pferdefestivals. Und niemand weiß, wo der siebenjährige Hannoveraner-Hengst abgeblieben ist. Dessen Reiterin Jasmin Selke-John vom Pferdesportzentrum Pausin (Brandenburg) hat im Netz einen Aufruf gestartet und 5000 Euro für denjenigen ausgesetzt, der den entscheidenden Hinweis zum Verbleib des Pferdes - sein Wert wird auf 50000 Euro geschätzt - geben kann. Weit mehr als 27000 Mal wurde das Posting bisher geteilt. Zudem ermittelt die Polizei in dem Fall.

„Seit seinem zweiten Lebensjahr ist Friedrich bei uns zur Aufzucht und Ausbildung“, erklärt Gabriele Selke-John, die Leiterin des Pferdesportzentrums. Regelmäßig werde er auch zu Turnieren vorgestellt. „Und da ist er sehr erfolgreich unterwegs“, sagt sie. Davon zeugen unter anderem die Platzierungen beim Ascherslebener Festival: 2012 belegte Jasmin Selke-John auf Friedrich im M*-Springen den ersten Rang und am vergangenen Sonnabend im höherklassigen M**-Springen den immer noch mit einem Preisgeld dotierten Platz elf. Keine 24 Stunden später fehlte von dem Pferd jede Spur.

War Eigentümer der Entführer?

Sonntagmorgen zur Futterzeit - gegen halb sieben - stand die Tür offen und die Turnierbox war leer. Ein Schock für Gabriele Selke-John, die glaubt, den Täter zu kennen. Sie meint, der Eigentümer habe Friedrich geholt - oder holen lassen. Was grundsätzlich auch sein gutes Recht wäre, wenn, ja, wenn er nicht erhebliche Rückstände beim Pferdesportzentrum hätte, beruft sie sich auf das Mietpfandrecht. Was ihren Verdacht nährt: Seit Sonntag könne sie den Mann aus Bayern, der am Sonnabend auf der Herrenbreite gesehen worden sein soll, nicht mehr erreichen. „Er hätte uns auszahlen und Friedrich ganz normal mitnehmen können“, sagt sie, „aber die Kosten fressen ihn auf.“ Deshalb habe man kürzlich „schweren Herzens“, aber im Einvernehmen beschlossen, Friedrich zu verkaufen. Auf der Homepage des Pferdesportzentrums ist er unter „Verkaufspferde“ gelistet. „Hier gibt es eine emotionale Seite und eine geschäftliche“, macht Selke-John unmissverständlich klar.

Dass Friedrich - wie es in Aschersleben und im Netz die Runde macht - bei seinem Eigentümer ist, kann und will die Polizei im Salzlandkreis nicht bestätigen. Die Anzeige läuft gegen unbekannt. „Alles andere sind nur Vermutungen“, erklärt Pressesprecher Jörg Methner. „Es gibt keinen, der Pferd und Täter gesehen hat“, betont er. Natürlich habe man versucht, Kontakt mit dem Mann aus Bayern aufzunehmen. Vergebens. Deshalb wurde am Montag ein Ermittlungsersuchen an die Kollegen im Freistaat gerichtet. Unabhängig davon sucht die Polizei Zeugen.

Veranstalter übernimmt keine Haftung

Der Chef-Organisator des Pferdefestivals, Harald Sporreiter, distanzierte sich indes von im Internet aufgekommenen Vorwürfen, der Veranstalter habe nicht für die nötige Sicherheit gesorgt. In der Ausschreibung zu der Veranstaltung sei - wie üblich - ausdrücklich darauf hingewiesen worden, dass der Veranstalter keine Haftung übernehme. Die Organisatoren hatten zwei Stallzelte mit rund 300 Boxen errichtet, in denen die Teilnehmer bei Bedarf ihre Pferde unterstellen konnten. Außerdem habe man einen Stallmeister gestellt. Der kümmerte sich rund um die Uhr darum, dass der Stallbetrieb ordnungsgemäß ablief. Zu dessen Aufgaben gehöre allerdings nicht, zu kontrollieren, wer wann welches Pferd in oder aus dem Stall führt, so Sporreiter. Zu wissen, wo sich ein Pferd aufhalte, das liege ausschließlich in der Obhut der Reiter, Betreuer oder Pfleger. Sporreiter vermutet, dass das Pferd am Sonntagmorgen, nachdem um 5.30 Uhr die Tore der Herrenbreite geöffnet wurden, von wem auch immer abtransportiert wurde. In der Nacht sei die Herrenbreite vom Sicherheitsdienst bewacht gewesen.